Mannheim. „Eine tolle, motivierende Nachricht“, freut sich Wilfried Rosendahl. Bei Bildungsprojekten oder Ausstellungen rund um Themen wie Natur und Umwelt kann der Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen auf Unterstützung einer weiteren Stiftung zählen. Dazu ist jetzt die J. J. Achenbach-Stiftung eingerichtet worden – die vierte Stiftung, die das Museum regelmäßig mitfinanziert.
„Damit haben wir eine wichtige Hilfe bei diesen Zukunftsthemen“, hebt der Generaldirektor hervor. Ob mit der großen Eiszeit-Ausstellung oder speziellen Familienausstellungen – schon bisher hat sich das Haus in diesem Bereich engagiert. Mit der Stiftung ist aber nun auch die Förderung dafür institutionalisiert.
J.J. Achenbach-Stifung für Reiss-Eingelhorn-Museen eingerichtet
Als der Unternehmer Curt Engelhorn (1926-2016) ab dem Jahr 2001 dem damaligen Reiss-Museen 25 Millionen Euro zukommen ließ, war dies die Grundlage für die seitherige Entwicklung des Museumskomplexes. 2008 folgte die Mannheimer Familie Bassermann mit der Bassermann-Kulturstiftung. 2013 entstand auf Initiative von Traudl Engelhorn-Vechiatto in Gedenken an ihren verstorbenen Mann Peter Engelhorn die Brombeeren-Stiftung.
Die J. J. Achenbach-Stiftung ist jetzt zum Gedenken an Johann-Jost Achenbach errichtet worden. Er kam aus Dürrenbach an der pfälzisch-elsässischen Grenze, hatte in Kaiserslautern Elektrotechnik studiert. Anfangs erfolgreich in der Flugzeugforschung tätig, wo er Assistenzsysteme für Piloten bei hohen Geschwindigkeiten entwickelte, wurde er später Professor im Fachbereich Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Mannheim. „Er war in toller, schwungvoller Kollege, ein interessanter Mann und hoch anerkannt, ja geschätzt“, erinnert sich Dietmar von Hoyningen-Huene, 1985 bis 2007 Rektor der Hochschule, noch gut an ihn. Aufgrund einer vererbbaren Krankheit sei er aber früh gestorben, noch vor dem 60. Geburtstag.
Seine Ehe blieb kinderlos, und nachdem auch seine Frau starb, musste der Testamentsvollstrecker dann den letzten Willen erfüllen. Und darin hatte Achenbach genau umrissen, wofür sein Vermögen verwendet werden soll: Er wollte Bildung fördern, etwas für die Vermittlung von Wissen über Natur und Umwelt tun. Daher wurde ein Stiftungsfonds eingerichtet, der über die Curt-Engelhorn-Stiftung verwaltet wird. Dotiert ist er mit 7,5 Millionen Euro, vorwiegend in Immobilien angelegt. Die Erträge daraus werden nun in die Museumsarbeit fließen. „Toll, dass es uns durch unsere überzeugende Arbeit gelungen ist, das ans Haus zu holen“, so Rosendahl.
Besucherzahlen in REM in Mannheim höher als im Vorjahr
Mit dem vergangenen Jahr ist er „sehr zufrieden“. Die Besucherzahl lag bei rund 224 000. „Das ist höher als im Vorjahr und höher als vor Corona“, so Rosendahl. So waren es in 2018 über 211000, in 2019 gar nur 170 210, weil da keine besondere, große Sonderausstellung lief. Nur in den Jahren mit solchen Sonderschauen wie „Staufer“ (2010), „Wittelsbacher“ (2013) oder „Päpste“ (2017) waren zuletzt die 300 000 überschritten worden.
Ausstellungstermine
- „Kinderträume: Spielen – Lernen – Leben um 1900“ mit 100 Puppenstuben und Kaufläden, noch bis 26. Mai, Zeughaus C 5
- „Rom lebt! Mit dem Handy in die Römerzeit“ noch bis 28. Juli, Museum Weltkulturen D 5
- „La vie des blocs“, Fotos von Jean-Michel Landon, bis 30. Juni, ZEPHYR – Raum für Fotografie Museum Bassermannhaus C 4,12
- „Streifzüge durch die Natur: Gläserne Kostbarkeiten aus dem Jugendstil“, bis 30. Juni, Museum Peter & Traudl Engelhornhaus C 4,12
- „Ugo Dossi: Zeichen und Wunder“, bis 30. Juni Peter & Traudl Engelhornhaus, C 4,12
- „Sachlich neu“, Fotografien von August Sander, Albert Renger-Patzsch & Robert Häusser, 22. September bis 27. April 2025, Forum Internationale Photographie im Museum Peter & Traudl Engelhornhaus C 4,12
- „Essen und Trinken – Reisen durch Körper und Zeit“, 13. Oktober bis 27. Juli 2025 im Museum Weltkulturen D 5 und Museum Zeughaus C 5
- „Gabriele Galimberti: In Her Kitchen“, 10. November bis 6. Juli 2025, ZEPHYR – Raum für Fotografie im Museum Bassermannhaus in C4,12
- „Zum Wohle! Gläserne Trinkgeschichten“, 10. November bis 6. Juli 2025, Museum Peter & Traudl Engelhornhaus C4,12
- „Ein Kurfürst auf Zukunftskurs – Carl Theodor zum 300. Geburtstag“, ab 6. Dezember, Museum Zeughaus C 5. pwr
Besonders viele Besucher zogen im vergangenen Jahr das Finale der großen Normannen-Ausstellung, wo es an den letzten Tagen sogar Warteschlangen gab, und die beiden beliebten Mitmach-Abenteuer „Unsichtbare Welten“ und „Rom lebt!“an. Außerdem waren die Reiss-Engelhorn-Museen mit der umfangreichen Präsentation „Mannheim: Eiszeit, Klima, Wandel“ auf der Bundesgartenschau 2023 vertreten und stellten dort spektakuläre Ergebnisse der hauseigenen Klimaforschung vor. Zudem wurde das neue Stiftungsmuseum Peter & Traudl Engelhornhaus in C 4 eröffnet.
„Die Reiss-Engelhorn-Museen sind ein lebendiges Museum für alle“, bilanziert Rosendahl daher zufrieden. Deswegen sei es besonders schön, dass immer mehr Familien und junge Besucher die Häuser für sich entdecken. „Die Formate für diese Gruppe laufen hervorragend.“ Auch neue Inklusionsangebote und das Sommerfest seien gut angenommen worden.
Ausstellung zu Essen und Trinken in REM in Mannheim geplant
Derzeit bereiten Rosendahl und sein Team etwas vor, was es in dieser Form noch nicht gab. Im Herbst wird es in drei Häusern des Museumskomplexes Ausstellungen rund um ein Thema geben – nämlich Essen und Trinken. Im Museum Weltkulturen ist eine „Körperreise“ geplant, die den Weg der Nahrung durch den menschlichen Körper folgt.
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Im Zeughaus gibt es unter dem Titel „Zeitreise“ eine Entdeckungstour durch die vielfältige europäische Kulturgeschichte von der Altsteinzeit mit der ersten Nutzung des Feuers und eiszeitlichen Rentierjägern zur Nahrungszubereitung über die verschiedenen Epochen Jungsteinzeit, Römer, Mittelalter, Barock, Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert, Gegenwart und Zukunft. Neuerungen in der Landwirtschaft, Hunger und Mangelernährung ebenso wie die Entdeckung von Genussmitteln wie Kaffee und Tee sind Thema, höfische Esskultur, religiöse Vorschriften, Industrialisierung, Konservierung und Kolonialwarenhandel sowie das Essen der Zukunft.
Rosendahl kündigt dazu interaktive Inszenierungen, anatomische Modelle, archäologische Funde, kulturhistorische Zeugnisse und zahlreiche Mitmachstationen an. Zudem wirft ab 10. November die neue Foto-Ausstellung „In Her Kitchen“ mit Arbeiten des preisgekrönten Fotografen Gabriele Galimberti einen Blick in Küchen rund um den Globus. „Zum Wohl!“ heißt es schließlich in einer Glaskunst-Schau, die ebenfalls ab 10. November im Peter & Traudl-Engelhorn-Haus gläserne Trinkgefäße aus den reichen Sammlungen von der Antike bis in die Gegenwart zeigt.
Reiss-Engelhorn-Museen feiern Geburtstag von Kurfürst Carl Theodor
Schließlich greifen die Reiss-Engelhorn-Museen ab Herbst zwei bedeutende kulturgeschichtliche Jubiläen auf. Parallel zur großen Sonderschau der Kunsthalle „100 Jahre Neue Sachlichkeit“ vereint ab 22. September die Foto-Ausstellung „Sachlich Neu“ eindrucksvolle Aufnahmen der beiden wichtigsten Fotografen der Stilrichtung: August Sander und Albert Renger-Patzsch. Ihre Inkunabeln der 1920er- und 30er-Jahre werden Foto-Ikonen von Robert Häusser gegenübergestellt. Die Schau erinnert zugleich auch an den 100. Geburtstag des renommierten Mannheimer Fotografen.
Zum 300. Geburtstag von Kurfürst Carl Theodor zeigt ab 6. Dezember eine kleine, aber feine Ausstellung mit dem Titel „Ein Kurfürst auf Zukunftskurs“, wie modern der kultur- und wissenschaftsbegeisterte Regent war, der auf Innovationen und Technik setzte. Man zeige da „einige bislang wenig beachtete Facetten des Geburtstagskindes und spannende, teils erstmals präsentierte Preziosen“ aus seiner Zeit.
Mit Carl Theodor hat auch jene Sonderausstellung zu tun, die schon jetzt für 2026 vorbereitet wird. Es geht um Saurier – und 1784 hat schließlich der Leiter des Naturalienkabinetts am Hof, Cosimo Alessandro Collini, die sterblichen Überreste eines seltsam fremdartigen Wesens beschrieben, des ersten jemals entdeckten Flugsauriers. Auch diese große Ausstellung ist dank der neuen Stiftung möglich.
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