Kommentar Warum die REM den Trend der Zeit treffen

Peter W. Ragge begrüßt die neue Stiftung, welche die Reiss-Engelhorn-Museen fördern will, und bewertet das Ausstellungsprogramm

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Peter W. Ragge
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Kultur und Klimawandel – das Begriffspaar wird selten in einem Atemzug genannt. Aber wie gut es zusammenpasst, haben die Reiss-Engelhorn-Museen bewiesen. Mit der Ausstellung „Eiszeit-Safari“ 2021/22 und der daraus entwickelten Präsentation bei der Bundesgartenschau schlugen sie den Bogen von der Eiszeit bis zur heutigen Klimaforschung. Damit zeigten sie, wie aktuell, wertvoll und lehrreich ein Blick zurück sein kann.

Das hat sich jetzt, und zwar im Wortsinne, ausgezahlt. Schließlich profilierte sich das Museum so als Haus, das sich fachkundig und attraktiv den Themen Natur und Umwelt widmet. Damit zog es Aufmerksamkeit auf sich und erhielt nun eine neue Stiftung, die Aktivitäten auf genau diesem Feld fördern will.

Reiss-Engelhorn-Museen

Neue Stiftung fördert die Reiss-Engelhorn-Museen

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Peter W. Ragge
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Solche Stiftungen sind für die Arbeit des Museums inzwischen unverzichtbar. Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Marketing, Forschungsprojekte – all das wird seit über 20 Jahren allein über Stiftungen ermöglicht. Der städtische Etat reicht gerade mal für die Pflichtaufgaben, sprich die Personal-, Energie- und Betriebskosten für den Erhalt der Sammlung, mehr nicht. Im Prinzip sind die Reiss-Engelhorn-Museen strukturell unterfinanziert.

Dennoch ist es ihnen zuletzt gelungen, viele neue Akzente zu setzen. Das reicht von Inklusionsprojekten über Digitalisierung und der verstärkten Ausrichtung an junge Familien bis zur Aufarbeitung der Teile der Sammlung, die aus früheren Kolonien stammen und damit aus heutiger Sicht meist unrechtmäßig an das Haus gekommen sind.

Was es auf absehbare Zeit nicht mehr geben wird, sind sogenannte „Blockbuster“-Ausstellungen, also solche tolle kulturhistorische Riesenprojekte wie die Wittelsbacher-, Päpste- oder Staufer-Sonderschauen. Das ist zwar sehr schade, weil sie viel überregionale Aufmerksamkeit und auch auswärtige Besucher nach Mannheim gebracht haben. Der dahinter stehende, riesige Forschungsaufwand und der aufwendige, teils internationale Leihverkehr lässt sich heute aber nicht mehr realisieren. Auch das Besucherinteresse daran hat leider nachgelassen. Mit dem Thema Ernährung, Familien-Mitmachangeboten sowie – von der neuen Stiftung stärker ermöglichten – Natur-Themen treffen die Reiss-Engelhorn-Museen aber den Trend der Zeit.

Redaktion Chefreporter

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