Mannheim. Es ist ein Millimeter – aber ein Millimeter, der viel ausmacht: Jeden Monat, von Messung zu Messung, hat sich der westliche Pfeiler der Sudetenstraßenbrücke um einen weiteren Millimeter abgesenkt. Daher ist die Rad- und Fußgängerbrücke bis heute nicht in Betrieb genommen. Und ein Termin dafür steht auch noch nicht fest - vielleicht im dritten Quartal 2025.
Fahrradbrücke in Mannheim gesperrt: Zubringer zum Radschnellweg
Das neue Bauwerk überquert westlich der Vogelstang die L597, die hier Sudetenstraße heißt. Die Brücke ist Teil einer Zubringerstrecke zum Radschnellweg. Die in Höhe des Reitervereins Vogelstang-Wallstadt beginnende und in den Feldern beim Bürgerpark Wingertsbuckel endende Brücke soll Bewohner aus dem Osten leichter an die Innenstadt anschließen. Der Zubringer führt zum neuen, am Spinelli-Gelände beginnenden Radschnellweg. Mit spektakulären Kranaktionen waren die drei tonnenschweren Brückensegmente im März, April und Juni 2024 problemlos eingehoben worden. Seither überspannt das Bauwerk mit einer Gesamtlänge von 112 Metern die Straße und Gleise. Die Gestaltung aus asymmetrischen Hohlkörpern aus Cortenstahl orientiert sich bewusst am Panoramasteg auf dem ehemaligen Buga-Gelände.
Für den Bau ist auch, wie für den gesamten Radschnellweg, die Bundesgartenschau-Gesellschaft verantwortlich. Im vergangenen Jahr hieß es auch mehrfach, das Projekt sei gut im Zeitplan und es müssten nur noch auf der Seite im Bürgerpark wie auch am Reiterverein die Zufahrtsrampen gebaut werden. Im Mai meldete die Stadt den erfolgreichen Abschluss der Arbeiten an der Fahrradstraße Auf den Ried von Brücke bis zur Römerstraße, wo der bisherige Wirtschaftsweg über 300 Meter in eine Fahrradstraße mit einer Breite von vier Metern umgestaltet wurde. Aber sie endet an Bauzäunen, denn die Brücke ist gesperrt.
„Setzungen“ am Brückenpfeiler: In Summe vier Zentimeter
Turnusmäßige Kontrollmessungen ergaben nämlich Setzungen beim westlichen Brückenpfeiler. Die machen in der Summe allein bis Ende vergangenen Jahres vier Zentimeter aus. Da sei man „an einem Punkt, wo wir nicht mehr nur mit Ausgleichsmaßnahmen reagieren können“, so Michael Schnellbach, Liquidator der schon in Auflösung befindlichen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Die Brücke ist ihr letztes Projekt, sonst werden gerade die letzten Abrechnungen gemacht.
„Sehr wahrscheinlich“ sind die Setzungsvorgänge laut Schnellbach auf die frühere Nutzung des dortigen Geländes als Sand- und Kiesgrube zurückzuführen, welche von 1954 bis Anfang der 60er Jahre ausgebeutet wurde. Eine bereits in der Vergangenheit durchgeführte Erkundung habe ergeben, dass nach Beendigung der Nutzung die Grube mit Trümmerschutt, Bauschutt, Hausmüll und Industrieabfällen verfüllt wurde. Auf dieser Wissensbasis habe man die bodenkundlichen Untersuchungen, Bohrungen und Empfehlungen der Sachverständigen für den Brückenneubau erarbeitet. „Dennoch kam und kommt es zu unkontrollierten Setzungen, die leider die zulässigen Toleranzwerte übersteigen“, so Schnellbach. Deren Ursache sei „noch nicht eindeutig identifiziert“.
Neben der detaillierten Ursachenforschung würden derzeit mit Planungsbüros, Sachverständigen und Baufirmen „Lösungsszenarien erarbeitet, um ein weiteres Absinken auszuschließen und die Brücke fertigzustellen“. Wenn das sicher sei, brauche man für die noch offenen Restarbeiten einschließlich der Baustelleneinrichtungsmaßnahmen etwa vier bis sechs Wochen, bis die Brücke dann fertiggestellt sein werde.
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