Nachwuchs begehrt auf

Warum die Jusos in Mannheim sehr verärgert über ihre SPD sind

Bei den Mannheimer Jusos gibt es großen Unmut. Sie fordern eine deutliche Verjüngung der SPD-Fraktion im Gemeinderat. Dort geht es nächste Woche erstmal um ein "Lex Riehle"

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Steffen Mack
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Die nominierten Kandidaten Sebastian Camarero Garcia (links) und Annalena Wirth. Dazwischen steht der Europaabgeordnete Rene Repasi. © Nadja Fakesh

Mannheim. Die Mannheimer Jusos sind sehr verärgert über den jüngsten SPD-Kreisparteitag. Dort wurde ihre Vertreterin Annalena Wirth zwar erwartungsgemäß für die Europawahl nominiert. Aber nur mit 51 Prozent, obwohl sie der Kreisvorstand vorgeschlagen hatte. Anders als Sebastian Camarero Garcia, der überraschend kandidierte und mit 54 Prozent auch gewählt wurde.

Auf Anfrage sagt der Kreisvorsitzende Stefan Fulst-Blei, selbstverständlich stehe die Führung weiter voll hinter Wirth. Die 22-Jährige, die mit 18 auf dem Lindenhof Ortsvereinsvorsitzende wurde, die jüngste in ganz Deutschlands, sei „eine sehr vielversprechende Nachwuchspolitikerin“. Aber Camarero Garcia, von der Bundesbank abgeordnet ins Kanzleramt, weise ebenfalls eine hohe Europakompetenz auf. Nun hätten sie wie andere Kreisverbände eben zwei Kandidaten. Er sehe auch nicht, dass das Wirths Chancen auf einen guten Listenplatz schwäche.

Jusos äußern heftige Vorwürfe

Aber den Jusos geht es dem Vernehmen nach um etwas anderes: Einige Ältere hätten sehr deutlich gemacht, dass Wirths nur 51 Prozent eine Warnung an sie alle seien, es mit forschen Forderungen nicht zu übertreiben. Wenn das ein Versuch war, den Nachwuchs einzuschüchtern, ging der voll nach hinten los.

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Als die Jusos nun ihre Kommunalwahl-Kandidaten nominierten, musste sich Fulst-Blei heftige Vorwürfe anhören. Im OB-Wahlkampf hätten sie sich „den Arsch aufgerissen“ (was ihnen auch der Kreisvorsitzende mit diesen Worten bescheinigte), ohne ihren immensen Einsatz wäre Thorsten Riehle dem Christdemokraten Christian Specht sehr viel höher als nur mit rund 800 Stimmen unterlegen. Da sei der Umgang mit Wirth eine Frechheit.

Nun müssten auf der Liste für den Gemeinderat Jüngere angemessen berücksichtigt werden, forderten die Jusos. Einige erklärten, von der jetzigen Fraktion fühlten sie sich nicht mehr vertreten. Als Spitzenduo nominierten sie Kai-Uwe Herrenkind, Büroleiter der Bundestagsabgeordneten Isabel Cademartori, und Wirth.

„Lex Riehle“ im Gemeinderat

Zunächst steht bei den Sozialdemokraten indes eine für die Öffentlichkeit noch interessantere Personalie an. Sie haben das Vorschlagsrecht für die Nachfolge von Wirtschafts- und Kulturbürgermeister Michael Grötsch (CDU), dessen Amtszeit im Februar 2024 endet. Lange galt als quasi ausgemacht, dass für ihn Fulst-Blei nachrückt. Fachlich geeigneter als der Bildungsexperte im Stuttgarter Landtag wäre jedoch der Fraktionsvorsitzende Riehle. Mittlerweile wird er daher klar favorisiert.

Zumal im Gemeinderat nächsten Donnerstag auf der Tagesordnung steht, was von manchem als „Lex Riehle“ bespöttelt wird: Die Ausschreibung für Grötschs Posten soll so verändert werden, dass kein abgeschlossenes Studium mehr erforderlich ist. Eine breite Mehrheit gilt als sicher. Die Mannheimer Liste hat allerdings beantragt, dass die Neuerung erst ab Juli 2024 gelten soll - um den Eindruck zu vermeiden, sie werde nur für einen „bestimmten potenziellen Bewerber“ beschlossen.

SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Lena Kamrad will diesen Antrag auf Anfrage nicht kommentieren. Sie kündigt aber an, den Personalvorschlag zeitnah nach der Ausschreibung bekanntzugeben, „auf alle Fälle noch im Oktober“.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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