Flugplatz Neuostheim

Warum der Betrieb von „Christoph 53“ neu ausgeschrieben wird

Der Rettungshubschrauber soll künftig länger verfügbar sein und eine neue Station auf dem City Airport erhalten. Trotz weiter steigenden Bedarfs bleibt Mannheim erneut ohne Nachtflugbetrieb – Kritik aus der Region hält an.

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Peter W. Ragge
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Startklar: Der Rettungshubschrauber „Christoph 53“ der DRF Luftrettung an seinem Standort vor dem Flughafengebäude. © Christoph Blüthner

Mannheim. Der am Flugplatz Neuostheim stationierte Rettungshubschrauber „Christoph 53“ soll künftig auch im Winter abends länger starten. Noch nicht sicher ist aber, ob es sich weiter um eine rot-weiß lackierte Maschine handelt. Die Landesregierung hat die Konzession für die Luftrettung von Mannheim aus nämlich neu ausgeschrieben.

Der „Christoph 53“ ist seit 1. Juli 1986 am Flugplatz Neuostheim stationiert. Seither ist die DRF Luftrettung, früher Deutsche Rettungsflugwacht, der Betreiber. Sie nutzt derzeit eine H145 mit Fünfblattrotor (BK117D3) von Airbus Helicopters. Er ist binnen zwei Minuten nach dem Notruf in der Luft, kann maximal 278 Stundenkilometer schnell fliegen und damit Einsatzorte im Umkreis von 60 Kilometern - von Darmstadt bis in die Südpfalz - in maximal 15 Flugminuten erreichen. Die Piloten und Notfallsanitäter mit Zusatzqualifikation für Navigation stellt die DRF, die Notärzte die Unikliniken Mannheim und Heidelberg.

Es handelt sich um einen von 29 Standorten der DRF in Deutschland. Insgesamt gibt es in Deutschland 83 Hubschrauber für die zivile Notfallrettung. Weitere Träger sind die ADAC Luftrettung und die Johanniter, auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) betreibt mit Piloten der Bundespolizei einige Standorte.

Ursprünglich war „Christoph 53“ nur als Intensivtransporthubschrauber für den schnellen und schonenden Transport von Patienten zwischen Kliniken gedacht. Seit 1996 ist er voll in die Notfallrettung integriert und hebt dann ab, wenn er das Rettungsmittel ist, das den Notarzt am schnellsten zum Einsatzort bringt – was auf Autobahnen oder im Odenwald, aber auch mal mitten in Mannheim sein kann, wenn alle Notarzteinsatzfahrzeuge unterwegs sind.

Über tausend Einsätze im vergangenen Jahr

Im Jahr 2024 startete „Christoph 53“ zu 1.075 Einsätzen, davon 854 in der Notfallrettung und 221 zum Transport kritisch kranker oder verletzter Patienten zwischen Kliniken. Das ist etwas weniger als im Vorjahr, als die Maschine 1.130 Mal alarmiert wurde. Am häufigsten wurden die Besatzungen zu Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, zu Hirnblutungen sowie zu Unfällen und Stürzen gerufen.

Im November 2022 legte das Innenministerium Baden-Württemberg eine neue Luftrettungskarte für Baden-Württemberg vor. Darin legte die Landesregierung fest, dass die Zahl der Rettungshubschrauber-Standorte von acht auf zehn ausgebaut und zwei Maschinen verlegt werden sollen. So soll der bislang in Friedrichshafen stationierte „Christoph 45“ künftig von Deggenhausertal-Wittenhofen (Bodenseekreis) aus starten, wogegen es aber heftige Proteste der Bürger und einen Einspruch der Gemeinde gibt. Und „Christoph 41“ muss von Leonberg bei Stuttgart an die BG-Klinik in Tübingen umziehen.

Im Zuge der ganzen Umstrukturierungen werden auch einige Konzessionen vom Land neu vergeben. Daher hat das Land die Durchführung der Luftrettung am Standort Mannheim für den Zeitraum vom 1. November 2026 bis zum 31. Oktober 2041, also für 15 Jahre, neu ausgeschrieben. Der Zuschlag richtet sich nach Preis und Qualität, so die Ausschreibung. Die DRF Luftrettung hat sich erneut beworben, will wegen des Verfahrens aber weitere Fragen dazu nicht beantworten.

Neubau einer Station auf dem Flugplatz geplant

Zwei Rahmenbedingungen werden sich nämlich ändern: Bestandteil der Ausschreibungsbedingungen ist, dass während der Vertragslaufzeit auf dem Gelände des City Airports eine neue Station errichtet wird und diese anzumieten ist. „Wir planen das schon lange, aber über die konkrete Ausgestaltung hat der Betreiber dann ein Mitspracherecht“, so Dirk Eggert, der Geschäftsführer des Flugplatzes. Der bisherige Standort am östlichen Ende des Verwaltungsgebäudes des Flugplatzes sei „beengt und nicht mehr zeitgemäß“, so Eggert. Daher solle ein Neubau auf einer Grasfläche bei der Halle der Frachtmaschinen entstehen.

Zudem ist vorgesehen, die Einsatzzeiten etwas auszuweiten. Bislang hebt „Christoph 53“ von Sonnenaufgang (frühestens 7 Uhr) bis Sonnenuntergang ab, was gerade im Winter zur verkürzten Verfügbarkeit der Maschine führt. Nun soll die Maschine unabhängig von Sonnenauf- und -untergang montags bis freitags von 7 Uhr bis 20 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 8 Uhr bis 20 Uhr betrieben werden.

Diese Festschreibung bedeutet aber auch, dass Mannheim weiter kein 24-Stunden-Standort wird. Bereits 2011 hatte die DRF Luftrettung vor, den Standort Mannheim auf Nacht-Betrieb zu erweitern – doch entschied sich das Land für Villingen-Schwenningen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Boris Weirauch machte im Herbst 2018 einen Vorstoß in Stuttgart. Im Klinikum erfuhr er nämlich, dass dort oft „Christoph Thüringen“ aus Bad Berka, Helikopter aus Nürnberg oder Gießen gerufen werden müssen, wenn nachts ein Notfall ist. Dies gilt besonders für das Institut für Neonatologie, das sich auf die Versorgung von Frühchen und lungenkranken Kleinkindern spezialisiert hat.

Dabei übernimmt eine Maschine vorübergehend die Funktion der Lunge und versorgt den kleinen Körper mit Sauerstoff. Die Landesregierung vertröstete ihn erst damit, dass das Land ein Gutachten zur Lage der Luftrettung in Auftrag gegeben habe. Dabei gab es sogar die Überlegung, die Station in Neuostheim aufzulösen und die Maschine nach Sinsheim oder Mosbach zu verlegen. Das wurde abgewendet. Die Gutachter bestätigten auch den Bedarf für eine zweite rund um die Uhr besetzte Station in Baden-Württemberg neben Villingen-Schwenningen. Sie wählten dafür aber den DRF-Standort „Christoph 51“ im Norden Stuttgarts.

Redaktion Chefreporter

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