Reiss-Engelhorn-Museen

Warum das Mannheimer Zeughaus zeitweise geschlossen wird

Energie-Einsparung und hoher Kostendruck bei Personalaufwendungen - die Reiss-Engelhorn-Museen machen in zwei ihrer drei Häuser eine zwölfwöchige Sommerpause. Was noch dahintersteckt und was ab September neu zu sehen ist

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Erst ab 22. September wieder geöffnet: das Museum Zeughaus in C 5. Auch das benachbarte Peter & Traudl Engelhornhaus bleibt zu. Nur das Museum Weltkulturen in D 5 ist weiter zugÀnglich. © Markus prosswitz

Mannheim. Zwölf Wochen bleiben die Türen zu: Die Reiss-Engelhorn-Museen haben zwei ihrer drei Häuser für eine Sommerpause bis zum 22. September geschlossen. Das liegt nicht nur daran, dass Platz für den Aufbau neuer Ausstellungen gebraucht wird. Die Schließzeit im Zeughaus in C 5 sowie dem Peter & Traudl Engelhornhaus in C 4 soll zudem helfen, „den sowieso schon knappen Haushalt zu stabilisieren“, wie Generaldirektor Wilfried Rosendahl bestätigt.

Bereits am 1. Mai und an Pfingstmontag hatte er das Museum geschlossen. Im nächsten Jahr wird am 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam und Pfingsten zu sein. „Es sind erfahrungsgemäß sonnige Tage, an denen das Besucheraufkommen geringer ausfällt“, erklärt Rosendahl. Auch in den Sommerferien, wenn keine Sonderausstellungen laufen, sei der Andrang nur zu den Sammlungspräsentationen nicht so hoch. Anders in D 5. „Ägypten und ,Versunkene Geschichte’ sind Dauerbrenner“, so Rosendahl, daher bleibe das Museum Weltkulturen in D 5 auch im Sommer offen.

Energiepreise und Tarifsteigerungen belasten Etat

Emporschnellende Preise für Energie und steigende Tarife für Personal sorgen bei den Reiss-Engelhorn-Museen für enormen „Kostendruck“, wie es Rosendahl formuliert. Vom städtischen Zuschuss in Höhe von 9,2 Millionen Euro sind ohnehin nur laufende Ausgaben gedeckt. Die Gelder für Sonderausstellungen, Forschung, Marketing, Veröffentlichungen und Veranstaltungen kommen von mehreren Stiftungen, dem Fördererkreis und Sponsoren.

Tobias Freudenberg (r.), der Sohn der Stifter, mit Generaldirektor Wilfried Rosendahl und Direktorin Sarah Nelly Friedland, in der Ausstellung „MusikWelten“. © REM/Schäfer

„Wir bemühen uns schon selbst sehr um Einsparungen“, betont der Generaldirektor. So ist durch den Einsatz von Technik die Zahl der Aufsichten in den Häusern C 5 und D 5, die 2019 bei zehn lag, auf derzeit fünf bis sechs reduziert worden. So konnten wenigstens die Tarifsteigerungen aufgefangen werden.

Gespart wird inzwischen auch bei der Reinigung. „Wir schrauben aber die Qualität nicht runter, sondern richten sie nur nach dem Besucheraufkommen aus“, betont Rosendahl. 50 000 Euro weniger macht das aus. Mehr als halbiert werden konnte der Verbrauch von Fernwärme (von 1499 Megawatt in 2019 auf jetzt 467), laut Generaldirektor durch „intelligente Technik und behutsamerem Umgang mit Energie“. Auch der Stromverbrauch ist von zuvor 1,3 Millionen Kilowatt halbiert worden.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Damit wolle das Museum „natürlich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, wie Rosendahl hervorhebt, spielt das Thema doch – etwa im Zusammenhang mit der „Eiszeit-Safari“ – auch eine große Rolle bei seiner Forschung. Aber ebenso sehr gehe es um den Zwang zu noch mehr Einsparungen durch „hohen Kostendruck“. Da allerdings gerate er „immer mehr an Grenzen“. Er sei zu dem Thema indes mit der Stadtspitze „im Gespräch“, so Rosendahl.

Sommerpause wird zum Aufbau der Sonderschau genutzt

Zumindest eine positive Nachricht in Sachen Geld hat er aus Berlin bekommen: Der Haushaltsausschuss des Bundestags bewilligte 252 000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm zur Förderung der national bedeutendsten Kulturdenkmäler, um die Zeughaus-Fenster zu sanieren. „Das sind noch undichte Holzfenster aus den 1950er Jahren“, erläutert Rosendahl. Wenn das Landesdenkmalamt den Arbeiten zustimmt, fließt das Geld aus Berlin. Noch ist nicht klar, wann die Arbeiten stattfinden. Auf alle Fälle sollen sie bis 2027 abgeschlossen sein, wenn die Reiss-Engelhorn-Museen gemeinsam mit dem Planetarium eine große Sonderausstellung rund um den Mond planen.

Mehr zum Thema

Morgenupdate

Die Nachrichten am Morgen für Mannheim und die Region

Veröffentlicht
Von
jab
Mehr erfahren

Jetzt wird die Sommerpause zunächst einmal zum Aufbau der ab 13. Oktober laufenden großen Sonderschau „Essen und Trinken“ genutzt. Dabei handelt es sich um eine, so Rosendahl, „Erlebnisreise durch Körper und Zeit“ zur Kulturgeschichte von Essen und Trinken, die erstmals parallel in beiden Häusern – Zeughaus C 5 und im Museum Weltkulturen D 5 – stattfindet.

Schenkung von Evamaria Freudenberg

Beendet ist die Sommerpause in D 5 und im Peter & Traudl Engelhornhaus in C 4 aber bereits ab 22. September. Im Forum Internationale Photographie in C 4 beginnt dann die Sonderausstellung „Sachlich Neu. Fotografien von August Sander, Albert Renger-Patzsch & Robert Häusser“, der Beitrag der Reiss-Engelhorn-Museen zum Jubiläumsjahr der „Neuen Sachlichkeit“.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Nach langer Zeit mal wieder zu sehen ist dann im Museum Bassermannhaus für Musik und Kunst die Ausstellung „MusikWelten“. Sie basiert auf einer mehr als 1600 europäische und außereuropäische Musikinstrumente verschiedener Epochen umfassenden Sammlung, die den Reiss-Engelhorn-Museen von Dieter und Evamaria Freudenberg 2000 geschenkt worden ist. Ihr Eingang befindet sich künftig auch direkt am Toulonplatz. Die Umbauarbeiten zum Anschluss an das Peter & Traudl Engelhornhaus haben sich verzögert, „zudem mussten wir die gesamte Technik und den Brandschutz erneuern“, so Rosendahl. Soweit Objekte aus kolonialen Kontexten stammen könnten, wurden die Texte ergänzt, und auch der Audioguide ist modernisiert worden. Ab 22. September soll alles fertig sein. Tobias Freudenberg, der Sohn der Stifter, schaute sich jetzt schon mal die Präsentation an.

In allen Häusern und Ausstellungen gelten ab 22. September neue Öffnungszeiten – 10 bis 17 Uhr statt bisher 11 bis 18 Uhr. „Wir reagieren damit auf die Besucherzahlen“, erklärt Rosendahl. Gerade Eltern mit Kindern oder Schülergruppen wollten lieber morgens früher anfangen, „und schon ab 16, spätestens ab 17 Uhr kommt niemand mehr“.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke