Mannheim. Von der Größe, manche Kritiker sprachen gar vom Größenwahn, zeugt noch ein Banner am Eingang. Darauf wirbt die „Waldhof Welt“ auf den Planken für sich als Deutschlands drittgrößter Fanshop. Ungewöhnlich für einen Drittligisten. Bald ist es vorbei: Am 28. Dezember wird für immer geschlossen.
Der zweistöckige Laden in Wasserturm-Nähe, eröffnet im Juli 2021, war ein Prestigeprojekt für Präsident Bernd Beetz, Sohn Christian Beetz und Ex-Geschäftsführer Markus Kompp. In der vergangenen Saison wurde in dem Fanshop - wohl einmalig im deutschen Fußball - sogar Trainer Marco Antwerpen vorgestellt. Auch einige Pressekonferenzen vor Spieltagen und Diskussionsrunden mit Fans fanden hier statt. Nun läuft der Räumungsverkauf, alles soll zu reduzierten Preisen raus.
Besonderes Angebot zum Heimspiel SV Waldhof gegen Bielefeld
Der Anfang vom Ende der „Waldhof Welt“ lässt sich präzise auf den 10. April datieren. Da stellte sich Bernd Beetz in Essen als neuer Galeria-Eigentümer vor. Er kündigte auch Änderungen im Sortiment an. Auf Journalisten-Nachfrage, was ihm da vorschwebe, antwortete der Präsident: „Es werden auch Fanartikel vom SV Waldhof Mannheim in den Filialen von Galeria zu kaufen sein.“ Die „Süddeutsche Zeitung“ wertete das als „Witz statt einer ausführlichen Erklärung“. Doch was die Region angeht, hielt Beetz Wort.
Seit dem Sommer haben Kaufhäuser in Mannheim, Viernheim und Heidelberg eine blau-schwarze Abteilung. Das neue Trikot mit Galeria als Sponsor wird sogar nur dort verkauft. Exklusiv gibt es aktuell auch ein Sondertrikot zum letzten Heimspiel vor der Winterpause gegen Bielefeld. Es kostet wie die anderen 75 Euro. Wer eines kaufe, bekomme für die Partie am Sonntag um 13.30 Uhr zwei Sitzplatzkarten gratis, sagt Niko Rauch, der die Galeria-Filiale am Paradeplatz leitet. „Die Nachfrage ist sehr groß.“
In der „Waldhof Welt“ wiederum werden derzeit Trikots aus der vergangenen Saison für 25 Euro das Stück verkauft, also auf ein Drittel reduziert. Manche Größen sind bereits vergriffen. Bei anderen Produkten - die Bandbreite geht von Aschenbechern über Baby-Strampler und Bettwäsche bis zu Leuchtwappen für Autotüren - betragen die Ermäßigungen 20, 25 oder 30 Prozent.
Nadine Seuß hat gerade ein Shirt für ihren Sohn gefunden. Vor 20 Jahren sind sie von Mannheim in die Pfalz gezogen, aber dem SVW halten sie - umgeben von lauter Kaiserslautern-Anhängern - nach wie vor die Treue. Dass der Fanshop am Wasserturm schließt, wusste Seuß bis eben gar nicht. „Das finde ich sehr schade.“ Aber als sie hört, künftig bei Galeria Geschenke für ihren Sohn kaufen zu können, ist sie getröstet.
Mit dem Schließen des 700-Quadratmeter-Ladens in P 7 spart der Verein viel Geld. Wie viel, will Sprecher Yannik Barwig auch nicht ungefähr sagen. Auf der Mitgliederversammlung Anfang Dezember bezifferte Geschäftsführerin Jennifer Schäfer die Merchandising-Einnahmen mit 1,24 Millionen, die Ausgaben dafür mit fast einer Million.
Laut Barwig wird einerseits der Anteil des Online-Verkaufs immer größer. Andererseits seien die Mieten immer höher geworden. Fürs stationäre Geschäft werde nun das Sortiment des Fanshops im Carl-Benz-Stadion erweitert. Den braucht man auch für Umtausch- und Retour-Aktionen aus dem Weihnachtsgeschäft in der „Waldhof Welt“, was Galeria verständlicherweise nicht übernehmen will.
In dem Kaufhaus am Paradeplatz wird die Verkaufsfläche für Waldhof-Fanartikel von 270 auf 400 Quadratmeter erweitert, wie Filialleiter Rauch ankündigt. Dann könnten sie man noch mehr Artikel anbieten, Zugriff auf das komplette Sortiment hätten sie bereits. Und exklusiv gebe es bei Galeria neben den neuen Trikots auch einen eigens hergestellten „Buwe Gin“. Die Halbliter-Flasche für 29,99 Euro verkaufe sich sehr gut.
Welche Waldhof-Trikots sich mit weitem Abstand am besten verkaufen
Generell freue man sich über die Waldhof-Fans als Kunden, betont Rauch. „Das bringt Frequenz und eine neue Zielgruppe.“ Die Resonanz auch in sozialen Medien sei sehr positiv. Negative Reaktionen von anderen Menschen habe es noch keine gegeben. Nur gelegentlich müssten seine Mitarbeiter mal Kaiserslautern-Sticker von blau-schwarzen Hoodies oder anderen Produkten entfernen. Und häufiger noch SVW-Aufkleber aus anderen Abteilungen des Kaufhauses, wo sie nun mal nicht hingehörten. Fans markieren gern ihre Reviere.
Kleinere Probleme gebe es aktuell nur in zwei Bereichen, berichten der Filialleiter und sein Abteilungsleiter André Schmahl. Der Ticketverkauf laufe ab und an noch „etwas holprig“. Zudem fehlten zum Beflocken mitunter drei Zahlen: Einser, Dreier und Fünfer. Die werden für Trikots des verletzten Stürmerstars Terrence Boyd (Nummer 31) und von Kapitän Marcel Seegert (5) gebraucht, die mit weitem Abstand gefragtesten.
Im neuen Jahr will Rauch auch in der zweiten Kalenderwoche möglichst die komplette Mannschaft wieder in seine Galeria holen, „zum Einstimmen auf die Rückrunde“. Kürzlich halfen einige Spieler ja bereits im Weihnachtsgeschäft an der Kasse. Auch was Events angeht, hat die „Waldhof-Welt“ also bereits einen Nachfolger gefunden.
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