Mannheim. Der öffentliche Dank ist ihnen sicher. Oft noch vor Bekanntgabe des Ergebnisses pflegt der Oberbürgermeister auf die vielen Ehrenamtlichen hinzuweisen, die eine Wahl möglich gemacht hätten. So war das stets unter Peter Kurz, und mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit wird es auch Christian Specht so halten. Aber wie das im Leben eben ist: Wird verbale Anerkennung mal mit materieller verbunden, findet man das als Gelobter auch nicht schlecht.
So dürften sich in Mannheim jetzt einige Menschen über Tagesordnungspunkt 2 der Hauptausschusssitzung am nächsten Dienstag freuen: Künftig sollen Wahlhelfer mehr Geld bekommen. Bisher gab es für alle pro Tag 60 Euro Entschädigung. Ab der am 9. Juni 2024 anstehenden Kommunalwahl wären es dann bei mehr als fünf Stunden 100 Euro.
So zahlen andere Großstädte
In ihrer Beschlussvorschlage schreibt die Stadtverwaltung, es handele sich um „ein starkes Signal für die Wertschätzung des Ehrenamts und der Mithilfe bei demokratischen Prozessen“. Allerdings wird auch eingeräumt, dass Mannheim da bisher verglichen mit anderen Großstädten auch recht knausrig ist: Stuttgart zahle einen Sockelbetrag von 99 Euro plus diverse Zulagen, in Karlsruhe liege der bei 110 Euro für Wahlvorsteher (gibt es in jedem Wahllokal) und 85 Euro für Beisitzer. In Berlin erhielten alle Wahlhelfer sogar 250 Euro. Erstaunlich, wenn man an die unfassbar vielen Pannen bei den Wahlen 2021 denkt.
2024 mehr als zuletzt benötigt
Allerdings ist an der Spree vermutlich schon länger ein Problem, was auch hier eines werden könnte: ausreichend Freiwillige zu finden. „In Mannheim konnten erfreulicherweise bisher immer alle Plätze rechtzeitig besetzt werden“, so Stadtsprecherin Christina Grasnick. „Der Aufwand hierfür wird aber immer größer und die Reserve für den Wahlsonntag wird immer knapper.“ Bei der OB-Wahl seien in beiden Durchgängen jeweils rund 1200 Helfer im Einsatz gewesen. Nächsten Juni würden wegen des komplexen Auszählungsverfahrens bei der gleichzeitigen Kommunal- und Europawahl noch mehr benötigt.
Die Verwaltung weist auch darauf hin, dass wegen des stark gestiegenen Briefwähleranteils mehr Freiwillige eingesetzt werden müssten. Das mag zunächst absurd klingen – wenn immer weniger am Sonntag ihre Stimme persönlich in den Wahllokalen abgeben, ist dort ja auch deutlich weniger los. Aber gleichwohl braucht man ja weiter welche in allen Stadtteilen, zuletzt waren es dort 52 Wahlgebäude. Und hinzu kommen immer mehr Helfer, die im Rathaus oder an anderen Orten zur Auszählung der per Brief eingegangenen Stimmzettel benötigt werden.
Heute gebe es schon große Schwierigkeiten, alle Wahlvorstände zu besetzen, heißt es in der Vorlage. Da soll eine höhere Entschädigung auch eine Signalwirkung haben. Voraussichtlich im Dezember will die Stadt mit der Wahlhelfer-Werbung für den 9. Juni 2024 beginnen.
Erstwähler angeschrieben
Neben bewährten Kräften setzt die Kommune dabei auch gezielt auf Nachwuchs. Schon unter Kurz – das dürfte sich unter Specht ebenfalls kaum ändern – schrieb der Oberbürgermeister alle Erstwähler persönlich an und schlug ihnen vor, sich als Wahlhelfer zu bewerben. Beim ersten Mal werden sie dann in der Regel eher zum Auszählen der Stimmen eingesetzt, die Aufsicht im Wahllokal bleibt meist Älteren überlassen.
Laut Grasnick war der Anteil von Erstwählern zuletzt jedoch gering. Von rund 4000 Angeschriebenen hätten bei der OB-Wahl nur etwa 200 geholfen. Da dürfte es auch nicht schaden, wenn die jungen Leute statt 60 künftig 100 Euro erhalten.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Mannheimer OB-Wahl: Wem gehört der BH aus der Wahlkabine?