Runder Geburststag - Friedrich Metzger wird 80 / Langjähriger Leiter des Rechtsamtes mit vielfältigen Aufgaben

Von Erbschleichern bis Bestechung: Ehemaliger Leiter des Mannheimer Rechtsamts packt aus

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Friedrich Metzger feiert seinen 80. Geburtstag. © Sabine Metzger

Mannheim. Er habe sich stets als Problemlöser und nicht als juristischen Gutachter und schon gar nicht als „Prozesshansel“ verstanden – mit dieser pragmatischen Philosophie blickt Friedrich Metzger auf seine Zeit als Leiter des städtischen Rechtsamtes zurück. An diesem 19. April wird er 80 Jahre alt.

Mannheim, insbesondere Feudenheim, ist für Friedrich Metzger, der im ehemaligen Jugoslawien erste Kindheitsjahre verbrachte, zur Wahl-Heimat geworden. Nach dem Jurastudium an der Universität Heidelberg und der Verwaltungshochschule Speyer startete er 1973 seine Karriere beim Rechtsamt – damalsausschließlich männlich besetzt.

Dreieinhalb Jahrzehnte später, anno 2008, räumte er im Rathaus- Büro den längst erklommenen Chefsessel. Gefragt nach Herausforderungen seiner Ära nennt er die Einführung des Europarechtes mit „völlig neue Rechtsideen“, wie er betont. „Mächtig durchgerüttelt“ habe Mitte der 1980er Jahre die vom „MM“ aufgedeckte Grundstücksaffäre, in die auch der Leiter und ein Sachbearbeiter des Liegenschaftsamtes verstrickt waren.

Metzger erinnert sich noch gut, wie ihn die beiden nach dem Zeitungsbericht ausgetrickst haben: Laut der gezeigten Überweisungsbelege waren teure Reisen, wie nach Brasilien, von den Privatkonten abgebucht worden. Allerdings stellte sich im späteren Prozess heraus, dass ein Makler solcherart Auslagen und mehr in Bargeld zurückerstattet hatte. Konflikte in Zusammenhang mit Bebauungsplänen (Rhein-Neckar-Stadion), Firmenansiedlungen, Naturschutz oder Dauerärgernisse wie die Shredderanlage samt giftigem Abfall im Rheinauhafen, sie gehörten zum Aufgabenalltag.

Tor zur Sperrmeile abgerissen

Manches fiel auch aus dem Rahmen: Beispielsweise jener Erbstreit, bei dem ein unehelicher Sohn ein Testament verschwinden ließ – nicht wissend, dass die Stadt eine Kopie besaß. Die Haushälterin, die den „letzten Willen“ der 1989 verstorbenen Witwe zuerst gefunden hatte, brach angesichts strafrechtlicher Ermittlungen ihr Schweigen. Die Stadt erbte damals für soziale Zwecke neun Millionen Mark. Metzger erzählt auch Kurioses: So kam es zu einer Begehung der Lupinenstraße, weil dort jenes Tor heimlich abgerissen worden war, das die Sperrmeile für Prostitution begrenzte.

Als Hobbys nennt der Pensionär Schachspielen im Verein, Gartenarbeit und Spaziergänge mit dem Border Collie. Der runde Geburtstag wird im Kreise der Familie gefeiert, zu der auch Enkel gehören.

Die Juristerei hat bei den Metzgers stets für Gesprächsstoff gesorgt. Schließlich ist Ehefrau Renate als Familienrichterin tätig gewesen, und der Sohn schlug ebenfalls die Juristenlaufbahn ein, während sich die Tochter für Journalismus entschieden hat.

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