Nachruf - Brauerei-Mitinhaber Jochen Keilbach nach langer, schwerer Krankheit gestorben / Wichtige Konzepte auf den Weg gebracht

Verstorbener Brauerei-Mitinhaber Jochen Keilbach: Der Retter von Eichbaum

Von 
Peter W. Ragge
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Jochen Keilbach, Inhaber und Geschäftsführer der Eichbaum Brauerei, ist gestorben. © Manfred Rinderspacher

Vor über sechs Wochen kam er noch einmal in die Firma, verabschiedete sich von den Mitarbeitern – denn er wusste, dass es zu Ende geht. Am 1. Dezember starb dann, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, nach langer, schwerer Krankheit Jochen Keilbach, der geschäftsführender Gesellschafter der Privatbrauerei Eichbaum, mit erst 69 Jahren.

Als „Vaterfigur“ hat ihn zum 60. Geburtstag seine Belegschaft gefeiert, während ihn damals der Oberbürgermeister Gerhard Widder Keilbach als „Glücksfall“ für die Stadt wie für die Brauerei rühmte. Und das mit Recht: Ohne Jochen Keilbach gäbe es Eichbaum in der heutigen Form nicht mehr. Er hat den Mut und die Kraft aufgebracht, das 1679 gegründete älteste Unternehmen Mannheims, als es 2010 von der Schließung bedroht war, zu retten.

Lehre als Regelmechaniker

Dass er mal Brauereibesitzer sein würde, hätte sich Keilbach nie träumen lassen. Er begann nach dem Abitur eine Lehre als Mess- und Regelmechaniker, studierte an der Uni Siegen und arbeitete als Diplom-Ingenieur bei einer Fabrik in Büchen, die Anlagen für Molkereien und Brauereien herstellt. Als er für Eichbaum Gärkeller und Sudhaus plante, kam er nach Mannheim – und blieb. 1979 wechselte er als Technischer Leiter zur damaligen Tochter Frankenthaler Brauhaus AG, wurde 1987 technischer Direktor, rückte 1996 in den Eichbaum-Vorstand auf.

Bei Eichbaum erlebte – und überstand – Keilbach ganz schwere Zeiten, mehrfache Eigentümerwechsel bis hin zu SAP-Mitgründer Dietmar Hopp und dann dessen Versuche, die Firma wieder abzustoßen. 2010 kam es zum Management-Buy-out: Keilbach übernahm, mit der Familie Hiby-Durst als zunächst stille Gesellschafter, das Unternehmen, sicherte dessen Existenz und zumindest die meisten Arbeitsplätze.

Das ging nicht ohne schmerzhafte Einschnitte – aber Keilbach fand das Vertrauen der Belegschaft, traf den richtigen Ton. Noch wichtiger: Er hatte das richtige Konzept. Keilbach entwickelte die Firma weiter, sorgte für mehrere Großinvestitionen, stärkte die bundesweite Marke „Karamalz“, brachte neue Produkte wie die erfolgreichen Limonaden und hochwertige Bierspezialitäten auf den Markt und positionierte Eichbaum erfolgreich als regional fest verwurzelte Privatbrauerei.

Für Sport und Soziales engagiert

Das bedeutete aber, wie er mal augenzwinkernd sagte, eine Umstellung: Von 1970 bis 2009 habe Eichbaum keine Ertrags- und Gewerbesteuer gezahlt, doch dann fielen wieder Gewinne an. Umso wichtiger war es Keilbach, sich auch in der Region zu engagieren: Obwohl Norddeutscher, in Bruns-Büttelkoog in Schleswig-Holstein geboren, wurde aus dem begeisterten Segler im Herzen ein überzeugter Kurpfälzer. Er förderte Sport, Kultur und Karnevalisten, war wichtiger Partner vom SV Waldhof und verlässliche Stütze beim Blumepeterfest.

Die Zukunft von Eichbaum ist gesichert: Sein Sohn Thomas, der 2015 ins Unternehmen eintrat, führt nun mit Andreas Hiby-Durst die Privatbrauerei als geschäftsführender Gesellschafter.

Redaktion Chefreporter

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