Stadtfest

Verführerische Klänge auf dem Mannheimer Stadtfest

Der Auftritt von Solisten der Oper des Nationaltheaters ist einer der Höhepunkte des Programms auf der KulturNetz-Bühne beim Mannheimer Stadtfest

Von 
Peter W. Ragge
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„Reich mir die Hand. . .“: Ilya Lapich und Estelle Kruger beim Auftritt des Nationaltheaters auf der KulturNetz-Bühne. © Michael Ruffler

Mannheim. Ein kräftiger Windstoß bringt die Noten des Pianisten durcheinander, und so ein Mikrofon hat im Freien manchmal seine Tücken. Aber der Beifall ist so stark wie früher im Opernhaus bei diesem Auftritt des Nationaltheaters auf der KulturNetz-Bühne vom Stadtfest.

„Wir ziehen mit Euch um die Häuser“ – der Werbeslogan des Theaters für die Zeit der Generalsanierung trifft an dem Nachmittag besonders zu. Das Ensemble wolle „ein bisschen Opernhaus-Atmosphäre in die Innenstadt zaubern“, sagt Leitende Dramaturgin Cordula Demattio. Da macht es auch nichts, dass in der Nähe der Kulturnetz-Bühne Stadtfest-Stände von der Cocktailbar bis zum Dinnele-Backwagen sind. Vier beliebte Ensemblemitglieder sind aufgeboten, und Demattio erläutert stets den Inhalt der Werke, aus denen die Arien und Duette sind. „Man muss nicht den Opernführer gelesen haben, um Oper genießen zu können“, stellt sie klar.

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Und tatsächlich – als Ilya Lapich mit der Kavatine des Figaro aus Rossinis „Barbier“ auftritt, bleiben einige Leute spontan stehen. Die sechs Reihen mit Bierbänken, die das Kulturnetz-Team eigens für den Auftritt des Theaters vor die Bühne gestellt hat, sind ohnehin dicht besetzt, und auch im Eiscafé Fontanella haben sich einige Leute gute Plätze gesichert. Dazu bleiben bis zu sechs Reihen von Menschen auf den Planken stehen. Handys werden gezückt, Filmchen gemacht, Fotos geschossen, während Lapich den Figaro gibt, Julia Faylenbogen mit der Arie der Dalila aus Camille Saint-Saëns „Samson und Dalila“ dem Herrscher sein Geheimnis zu entreißen versucht oder dann mit Estelle Kruger die berühmte Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“ anstimmt.

Kruger bestreitet mit Ilja Lapich auch das Duett aus Mozarts „Don Giovanni“ zwischen dem Titelhelden und Zerlina: „Reich mir die Hand. . .“, heißt es da, wobei Cordula Demattio das Publikum aber nicht im Unklaren lässt, was für eine schillernde Figur dieser Frauenheld ist. „Lass das lieber, das geht nicht gut“, meint sie zu der Darstellerin der Zerlina, aber sie wird doch verführt. . .

Klavier-Solo wegen Allergie

„In der Oper passiert viel mit Leidenschaft“, sagt die Leitende Dramaturgin nicht nur – die Solisten singen und spielen auch mit spürbarer Leidenschaft, tanzen, flirten, streiten miteinander. Demattio streut zwischendurch immer wieder Informationen zu den Stücken ein, macht Lust auf Besuche in den Ersatzspielstätten und ist auch überzeugt, dass Mozart, würde er heute leben, das Stadtfest gefallen würde: „Der hatte doch immer den Schalk im Nacken“, sagt sie über den Komponisten.

Zwischendurch muss Pianist Nathan Harris improvisieren, denn die Pollenallergie schlägt zu und ein Sänger kann kurzfristig nicht auftreten – daher spielt er das Liebeslied des Siegmund aus Wagners „Walküre“ eben als Klavier-Solo. Selbst diese schwere Kost kommt auf den Planken gut an. Doch gleich drauf erklingt leichte Muse, mit Operetten-Melodien wie „Klängen der Heimat“ aus der „Fledermaus“ oder wenn mit Kruger und Lapich „Lippen schweigen“. Zum Finale bei „Bruderherz“ aus der Csardasfürstin ist mit Jonathan Stoughton auch das Theater-Quartett wieder komplett.

Redaktion Chefreporter

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