Befragung

Umfrage zum Awo-Ballet auf Mannheimer Buga: Mehrheit gegen Absage

Das Awo-Ballett aus Rheinau darf nicht in seiner ursprünglich geplanten Form auf der Buga auftreten. Der Vorwurf: Kulturelle und religiöse Stereotype könnten ausgeschlachtet werden. Wie sieht das die breite Bevölkerung?

Von 
Till Börner
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Das AWO-Ballett bei einem Auftritt kürzlich in Neckarau. Hier sind die Frauen in Kostümen zu sehen, die von der Buga-Leitung nicht beanstandet wurden. © Sylvia Osthues

Mannheim. Im Europapark ist das möglich, was auf der Bundesgartenschau in Mannheim nicht geht: Das Awo-Ballett aus dem Stadtteil Rheinau darf auftreten – ohne Abstriche beim Programm machen zu müssen. „Weltreise mit dem Traumschiff“ heißt die Show, die die Tanzgruppe der Arbeiterwohlfahrt einstudiert hat.

Ikke Hüftgold will mit Awo-Ballett auftreten

Gekleidet in mexikanischen Ponchos oder japanischen Kimonos, mit Sombrero-Hüten auf dem Kopf und Pharaonen-Schmuck wollten die Frauen im Alter zwischen 60 und 82 Jahren auf dem Spinelli-Gelände auftreten. Doch dem schob die Buga-Leitung einen Riegel vor. Bei den Kostümen könne der Eindruck entstehen, dass „kulturelle und religiöse Stereotype zur Unterhaltung ausgeschlachtet“ werden würden, lautete die Begründung.

Buga hält sich bedeckt

  • Bei der Ablehnung einzelner Kostüme der Seniorentanzgruppe Awo-Ballett beruft sich die Buga-Gesellschaft auf das Leitbild der Stadt Mannheim. Das erklärte Geschäftsführer Michael Schnellbach jetzt auf eine seit Freitag, 14. April, mehrfach wiederholte Nachfrage dieser Redaktion.
  • Eigene, schriftlich fixierte Richtlinien für den Umgang mit möglicherweise kultursensiblen Inhalten gebe es nicht, da es sich bei den Auftritten auf den Bühnen der Bundesgartenschau um ein kuratiertes Programm handele, so Schnellbach. Darüber hinaus wolle man sich nicht mehr zu dem Thema äußern. Wie berichtet, hatte die Buga Kostüme abgelehnt, bei denen „der Eindruck entstehen könnte, es würden kulturelle und religiöse Stereotypen zur Unterhaltung ausgeschlachtet“.
  • Beim Buga-Auftritt der Seniorinnen mit veränderten Kostümen am Mittwoch, 24. Mai, 15 Uhr, soll eine Diskussion über das Thema stattfinden. Teilnehmer dieser Runde stehen aber noch nicht fest. (lang)

Der abgesagte Tanz der Seniorinnen schaffte es bundesweit in die Schlagzeilen. Ballermann-Sänger Ikke Hüftgold schaltete sich in den Kostüm-Eklat ein, will mit den AWO-Tänzerinnen gemeinsam auf die Bühne und Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz übte Kritik an der Art der Diskussion.

Welche Altersgruppe wie urteilt

Und wie wird das Thema in der breiten Bevölkerung gesehen? Eine Civey-Umfrage, die exklusiv für den „Mannheimer Morgen“ erhoben wurde, liefert Ergebnisse. Die Frage lautete: „Wie würden Sie es bewerten, wenn eine Kostümshow mit der Begründung, dass andere Kulturen klischeehaft dargestellt werden („kulturelle Aneignung“), abgesagt werden würde?“ 5000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger haben abgestimmt. Die Antworten fallen eindeutig aus: 

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Betrachtet man die Antworten in Altersgruppen unterteilt, fällt auf, dass die 30- bis 39-Jährigen am ehesten eine Absage als richtig einstufen (14 Prozent). Aber auch hier bezeichnet eine sehr breite Mehrheit (70 Prozent) eine Absage als falsch.

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"Die Weltreise mit einem Traumschiff" macht übrigens doch noch Halt auf der Bundesgartenschau. Arbeiterwohlfahrt und Buga-Gesellschaft haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Mit zum Teil abgeänderten Kostümen treten die Seniorinnen nun auf der Hauptbühne des Spinelli-Areals auf.

Redaktion Redakteur in der Onlineredaktion

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