Energieverodnung

Diese Mannheimer Wahrzeichen bleiben jetzt nachts dunkel

Wasserturm, Rosengarten & Co.: Ab dem 1. September schalten die Stadt und mehrere Institutionen die Beleuchtung von Gebäuden ab

Von 
Lisa Uhlmann und Peter W. Ragge
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Aufgrund der neuen Bundesverordnung zum Energiesparen wird die Anstrahlung von Gebäuden in Mannheim reduziert - darunter auch der Wasserturm. © Christoph Blüthner

Mannheim. Denkmäler, Kunstwerke, besondere Gebäude und Sehenswürdigkeiten werden nachts nicht mehr mit Licht in Szene gesetzt. Die Stadt und zahlreiche andere Institutionen setzen damit die Vorgabe der Bundesregierung um, möglichst viel Energie zu sparen. Wenige Ausnahmen gibt es nur dort, wo es aus Sicherheitsgründen hell bleiben soll.

Ein Beispiel ist das Schloss, wo nicht alle Scheinwerfer abgeschaltet werden. „Wir haben wegen der Baumaßnahmen im Ostflügel derzeit aber ohnehin nur eine Notbeleuchtung in Betrieb“, erklärt Michel Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. Die 2007 eingeführte üppige Illumination der Fassaden wie auch des Ehrenhofs, deren zwei zum Mittelbau führende Reihen von im Boden eingelassenen Scheinwerfern „Landebahn“ genannt wurden, ist schon länger defekt – was der Verein Stadtbild immer mal wieder beklagte. „Aber das nehmen wir jetzt erst recht nicht mehr komplett in Betrieb“, so Hörrmann. Es bleiben nur die Lampen an, die nötig sind, dass Besucher den Ehrenhof durchqueren können.

Fallen weg: die Schlagzeilen des „MM“ am MVV-Hochhaus. © Christoph Blüthner

Zudem prüfen die Staatlichen Schlösser und Gärten, ob und wie stark die Heizung in Betrieb bleiben muss, wenn keine Veranstaltungen sind. „Wir schauen, ob und was wir herunterfahren können, ohne dass Stuckdecken, Kunstwerke und Mobiliar Schaden nehmen – denn die brauchen gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit“, erläutert Hörrmann. Man verfahre „mit Augenmaß“, wolle aber „auf jeden Fall einen Beitrag zur Einsparung leisten“, betont der Geschäftsführer.

Auch der Hafen will „einen Beitrag in dieser schwierigen Zeit leisten“, so Hafendirektor Uwe Köhn. Schon seit der vergangenen Woche hat der landeseigene Betrieb seine blaue Schaubeleuchtung am Haus Oberrhein ausgeschaltet. Ferner verzichtet er auf die Strahler, die den alten „Goliath“-Kran und die Säulen am Rheinkai 2 beleuchten. Auch die Straßenbeleuchtung wurde energetisch optimiert, nämlich die gedimmte Nachtbeleuchtung zeitlich um eineinhalb Stunden verlängert. Das allein mache sich bei knapp 350 Straßenlampen im Hafengebiet mit 6840 Kilowattstunden Strom, alle Maßnahmen mit knapp doppelt so vielen Kilowattstunden bemerkbar. Ein kompletter Verzicht gehe aber nicht – aus Sicherheitsgründen.

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Bernhard Zinke
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So ist es auch am Rosengarten. Bereits seit Anfang August verzichtet die m:con – mannheim:congress-gmbh auf die Beleuchtung der Außenfassade inklusive der Glaskuben auf dem Vorplatz. Dazu bleiben die Deckenlichtpaneele in den Foyers ausgeschaltet, wenn keine Veranstaltung im Haus ist. Doch natürlich seien „sicherheitsrelevante, zu beleuchtende Areale und Wege im gesamten Innen- und Außenbereich des Hauses davon ausgenommen“, betont m:con-Geschäftsführer Bastian Fiedler.

"Aus Gründen der Sicherheit kann nicht alles komplett ind Dunkelheit gehüllt werden"

Sicherheitsgründe macht auch die Stadt geltend, warum nicht alles komplett in Dunkelheit gehüllt ist. Aber sie hat schon im vergangenen Jahr begonnen, weniger Sehenswürdigkeiten und Denkmäler anzustrahlen – damals aber in erster Linie aus Gründen des Insektenschutzes. Das betrifft etwa die Strahler an der Kunsthalle, wo nur noch die Bodenbeleuchtung in Betrieb ist – und bleibt. Zudem gibt es bereits nachts keine Beleuchtung von Planetarium, Jesuitenkirche, dem Rathaus Seckenheim, dem Alten Rathaus F 1 sowie von Schriftzug und Fassade des Technischen Rathauses mehr.

Nun bleiben ab sofort noch die Alte Sternwarte, die Alte Feuerwache sowie von den Reiss-Engelhorn-Museen die Fassaden vom Zeughaus C 5 und dem Museum Weltkulturen D 5 dunkel, „in den nächsten Tagen“ würden, so das Baudezernat auf Anfrage, noch die Strahler am Mahnmal für die Opfer des Holocaust in den Planken, am Bismarck-Denkmal, an der Autobahneinfahrt der Schriftzug „Mannheim“ mit dem Badischen Wappentier „Greif“ sowie das Carl-Benz-Denkmal in der Augusta-Anlage abgeklemmt. Auch die Bodenstrahler in der Mitte der Augustaanlage und die Ausleuchtung der Bäume in der Breiten Straße sollen entfallen, doch dafür müsse erst die Steuerung umgebaut werden.

Die MVV Energie AG, der das Mannheimer Wahrzeichen gehört, will den Wasserturm nachts nicht mehr beleuchten. Das ist nur eine von mehreren Maßnahmen, mit denen das Unternehmen Energie sparen will. Neben der Auszeit für LED-Wände am MVV-Hochhaus sollen ab dem 1. September im Winter auch die eigenen Büros nur noch auf 19 Grad hochgeheizt, im Sommer auf maximal 25 Grad gekühlt werden. „Als Energieunternehmen stehen wir in besonderer Verantwortung, beim Energiesparen mit gutem Vorbild voranzugehen“, betont MVV-Vorstandsmitglied Hansjörg Roll. Die Maßnahmen wirken sich auch auf die Arbeit des „MM“ aus: Die beiden LED-Wände des MVV-Hochhauses am Luisenring werden ebenfalls ab Mittwoch zwischen 22 und 16 Uhr des Folgetages aus bleiben – und mit ihnen die Schlagzeilen aus Mannheim und der Region.

"Die Beleuchtung am Wasserturm und die LED-Wände am MVV-Hochhaus bleiben aus"

Die stammen seit 2016 nämlich von dieser Redaktion. Nun ist Schluss damit, außerhalb der neuen Betriebszeiten werden die Wände nur noch zur Kommunikation der Energiespartipps der MVV eingesetzt. Auch die Akzentbeleuchtungen im Foyer und auf dem Vorplatz des Hochhauses werden nachts ausgeschaltet. Zudem sollen Mitarbeitende weniger drucken, Kühlschränke, wenn möglich, ausschalten oder Jalousien im Sommer herunterfahren.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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