Mannheim. Es ist eines der traditionsreichsten Hotels Mannheims: das frühere Hotel Wartburg in F 4, im Jahr 1927 als christliches Hospiz gegründet. Zuletzt erlebte es mehrere Namens- und Pächterwechsel. Am 20. Oktober wird es ganz geschlossen, um nach komplettem Umbau Anfang Februar 2019 als „Nyx-Hotel“ wieder zu entstehen – eine moderne Marke, die es bislang in Deutschland nur in München, zudem in Israel, Prag, Milano und Madrid gibt.
„Ein modernes Lifestyleprodukt für anspruchsvolles, junges Publikum“ – so definiert Thilo Eggentorp, Projektmanager der Leonardo-Gruppe, was die neuen Pächter mit dem Haus vorhaben. Es werde ein „eher hochpreisiges Segment“ mit vier Sternen angesprochen und eine Zielgruppe, die eine „trendige Marke“ schätze, so Eggentorp. Doch gerade das sei das „total Neue“ für den Mannheimer Hotelmarkt, der ja von zahlreichen Neueröffnungen und weiteren Neubauplanungen gekennzeichnet ist.
Der große Ballsaal mit Galerie, eine Besonderheit für ein Mannheimer Hotel, solle wieder mehr genutzt, das Haus mit Livemusik und DJs bespielt werden, „die den Beat der Quadratestadt spüren lassen“, wie es in einer Vorstellung des Konzepts des Hauses heißt. „Wir wollen wieder anknüpfen an die große Tradition hier“, so Eggentorp.
Zwei Jahre Leerstand
Das alte „Wartburg-Hotel“ war lange Schauplatz vieler gesellschaftlicher Veranstaltungen und – bei Parteitagen im großen Saal – politischer Weichenstellungen in Mannheim. Es gehörte der Evangelischen Kirche, die es aber 2004 teilweise und 2005 ganz schloss, weil sie die anstehenden Investitionen nicht schultern konnte. Daher verkaufte die Kirche, was damals intern nicht unumstritten war, das Anwesen an eine Investorengruppe, mehrfach wechselten die Betreiber.
Nach der Insolvenz einer Betreiberfirma stand das Hotel 2010/11 etwa zwei Jahre leer. Es drohte die Zwangsversteigerung, das Inventar wurde verwertet. 2012 folgte die Wiedereröffnung als Designhotel mit Namen „SIR Friedrich“, dann „Wyndham“. doch es wechselten nur Name und Betreiber.
Israelische Gruppe
Nach „MM“-Informationen gehört das Anwesen der israelischen Investorengruppe Shir, ursprünglich aus dem Automobilsektor stammend, die in den vergangenen Jahren ihren Immobilienbestand in Deutschland kontinuierlich erweiterte und auch mehrere Hotels kaufte, etwa den „Mannheimer Hof“ von der Familie Steigenberger.
Betrieben wird der einstige „Mannheimer Hof“ nun als „Leonardo Royal“ von der Leonardo-Gruppe – eine Marke der 1998 in Israel gegründeten Fattal Hotels. Auch beim früheren Holiday Inn in N 6 sowie im ehemaligen „Wartburg“ ist Leonardo offiziell der Pächter. Derzeit wird das Haus in F 4 als „Hotel Mannheim Mitte“ ohne Zusatz „Leonardo“ betrieben, nach dem Umbau wird in F 4 die neue Marke „Nyx“ verwendet. Eigentlich habe man gleich nach der Übernahme im August schließen und mit den Bauarbeiten beginnen wollen, „aber es waren zu viele Reservierungen drin“, so Eggentorp.
Das 151 Zimmer, Restaurant, Bar und vier Tagungsräume bietende Haus werde in der Schließungsphase bis Ende Januar 2019 komplett renoviert und von Designer Andreas Neudahm neu gestaltet. Die Investitionssumme liegt bei 4,5 Millionen Euro. Bei bisherigen Sanierungen, so ist zu hören, wurde offenbar nur ein Teil der Zimmer erneuert – andere haben noch den Charme der 1970er Jahre und die damals verwendeten sehr dunklen Braun-Töne.
Stattdessen sehen die Pläne nun „Unangepasstheit und frischen Style“ vor, „cool und schick“, wie es offiziell heißt. Für die Fassadengestaltung wolle man Künstler des Kunstprojekts „Stadt.Wand.Kunst“ der Alten Feuerwache gewinnen. Die Frage nach Fotos mit Mustern oder Entwürfen wird indes von Eggentorp abschlägig beschieden – noch sei das Design nicht endgültig.
Zur genauen Anzahl der Mitarbeiter wollte die Leonardo-Gruppe auf Anfrage keine Angaben machen. Sie habe aber mit der Übernahme des Hauses „alle aktuellen Mitarbeiter“ übernommen und spreche mit jedem, wie man die Schließzeit überbrücke. „Wir suchen für jeden Einzelnen nach einer passenden Lösung“, versicherte eine Sprecherin.
Übernachtungen
- Die Zahl der Übernachtungen in Mannheim steigt seit Jahren kontinuierlich und stärker als im Landesschnitt. Mit fast 1,4 Millionen Übernachtungen gab es 2017 so viele Gäste wie noch nie in Mannheim.
- Allerdings hat sich nach Zahlen vom Stadtmarketing von 2002 bis heute nicht nur die Zahl der Übernachtungen verdoppelt, sondern zudem die Zahl der Hotelbetten.
- Derzeit sind vier große Hotels im Bau, zwei in der Schwetzingerstadt, je eines am Hauptbahnhof und im Glücksteinquartier. Pläne für mehrere weitere Häuser gibt es auf der Vogelstang, in der Innenstadt (O 2 und T 1) und Schwetzingerstadt. pwr
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