Mannheim. Plätzchen backen, Tannenbaum kaufen, Glühwein und Weihnachtslieder in Dauerschleife - für viele Menschen gehören solche Traditionen untrennbar zur Vorweihnachtszeit. Doch insbesondere die Stimmungsbringer der Kulturbranche fallen erneut pandemiebedingt aus.
Simone Loewen ist Mitglied im Saxophonquartett Three Bees and a Bop und bedient gemeinsam mit ihren Mitmusizierenden Freeman Robbins, Rebecca Senckenbergs und Ricarda Hagemann ein Repertoire von Jazz über Klassik bis Pop. „Für uns Musikschaffende ist die Vorweihnachtszeit in der Regel durch viel Musik und viele Konzerte geprägt. Die Absagen schlagen da natürlich aufs Gemüt“, findet sie. Sich nun aber resigniert dem „Weihnachtsblues“ hinzugeben, kommt für das Quartett nicht in Frage. „Wir haben im letzten Frühjahr unser neues Auftrittsformat ‚Jazz ‘n’ Crime’ entwickelt“, berichtet Loewen.
Online-Konzert-Idee ist aus der Not geboren
Die Idee dahinter entsteht aus der Not. Simone Loewens Mann Jens Holzinger ist freiberuflich als Autor, Musiker und Kabarettist tätig. Er hat den Regionalkrimi „Dexter im Quadrat“ geschrieben, der bereits vor Corona erschienen ist. „Normalerweise tourt er gemeinsam mit einem Kollegen und macht musikalische Lesungen“, so Loewen. Dazu kommt, dass ihr Saxophonquartett Teil eines Kulturförderprogramms des Landes Rheinland-Pfalz ist. „Diese Unterstützung hat uns in die glückliche Lage versetzt, unsere eigene Platte ‚Horns’ aufzunehmen“, freut sich Loewen.
Doch weder Lesungen aus dem neuen Regionalkrimi noch ein Release-Konzert können stattfinden. So entsteht die Idee, Online-Konzerte zu veranstalten. „Für ,Jazz ‘n’ Crime’ hat mein Mann eine Kurzgeschichte geschrieben, die wir dann mit unserer Jazzmusik untermalen“, erzählt Loewen. Bereits im Mai veranstalten die Künstler gemeinsam zwei Konzerte, die über die Internetplattform YouTube live übertragen werden. „Jetzt hat sich die Corona-Lage ja leider wieder verschärft, sodass wir nicht spielen können, wie wir uns das gewünscht hätten“, bedauert Loewen. Um trotzdem etwas Weihnachtsstimmung in die Wohnzimmer zu bringen, entschließt man sich dazu, ein Weihnachts-Special aufzuzeichnen. Holzinger verfasst zu diesem Anlass eine weitere Kurzgeschichte mit dem Namen „Last Christmas“. Diese Geschichte falle vom Stil her etwas aus dem Rahmen, so Loewen. „Ich möchte natürlich nicht zu viel vorwegnehmen“, schmunzelt Simone Loewen. „Aber es ist nicht wie ein klassischer Kriminalfall im Roman, bei dem es auch Tote gibt.“
Stattdessen greift Holzinger eine Atmosphäre auf, die wohl vielen Menschen in der Vorweihnachtszeit bekannt ist: „Stress, was noch alles zu erledigen ist, Spannungen und Erwartungen, die in der Luft liegen - man könnte es als die sich anbahnende Weihnachtskatastrophe bezeichnen“, lacht Loewen. Das Saxophonquartett sorgt seinerseits sowohl mit Weihnachtsklassikern, als auch mit Liedern von der eigenen Platte „Horns“ für die musikalische Untermalung und die Konzertatmosphäre, die sich viele wünschen.
„Die Leute sind ausgehungert“
Das Besondere: Zwar haben die fünf Künstlerinnen und Künstler die musikalisch-kabarettistische Lesung schon im Vorfeld aufgezeichnet, doch die öffentliche Übertragung findet live statt. „Wir wollten das Ganze auf YouTube streamen, weil es dann die Möglichkeit eines Live-Chats mit dem Publikum gibt“, erklärt Loewen. Bereits am 11. Dezember war der erste von zwei Übertragungsterminen - und die Resonanz sehr positiv. „Wir haben viel Zuspruch erhalten, sei es über Mails, persönliche Gespräche oder auch im Live-Chat“, freut sich Loewen. „Die Leute sind nach einer langen Durstrecke ohne Konzerte ausgehungert“. Dank der Chatfunktion auf YouTube können Zuschauerinnen und Zuschauer konkrete Videoabschnitte kommentieren. Ein Mitglied des Quartetts sowie Jens Holzinger sind als Gastgeber im Chat aktiv - und beantworten mitunter auch technische Fragen.
„Die Altersspanne im Publikum ist groß: Von meinen neunjährigen Musikschülerinnen bis zu über Achtzigjährigen, und es sollen ja auch teilnehmen können“, so Loewen. Eine Rückmeldung hat sie besonders berührt: „Ein junges Mädchen hatte neulich seine erste Saxophonstunde bei mir, wurde aber kurz danach positiv getestet. Entgegen meiner Befürchtung hat die Infektion ihre Lust am Instrument nicht überschattet und ihre Mutter hat mir nach dem Konzert geschrieben, wie gut ihrer Tochter die Weihnachtslieder gefallen hätten und wie sie sich auf das Saxophonspielen freue.“
Pünktlich zum vierten Advent wird das Konzert am Sonntag, 19. Dezember, erneut ausgestrahlt.
Weitere Informationen finden Sie hier, der Link zum Stream gibt es hier.
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