Medizin

Theresien- und Diakonissenkrankenhaus: Ein Ärztlicher Direktor für zwei Mannheimer Kliniken

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Neuer und scheidender Ärztlicher Direktor: Dieter Schilling (r.) und Markus Haass. © TKH/Christian Klehr

Mannheim. Dieter Schilling soll das Zusammenwachsen Mannheims christlicher Krankenhäuser unter dem Dach der Barmherzigen Brüder Trier (BBT-Gruppe) stärken. Zum 1. Oktober übernimmt der Ärztliche Direktor des „Diakonissen“ dieselbe Funktion ebenfalls für das Theresienkrankenhaus und die St.-Hedwigklinik. Dieses Amt gibt Markus Haass nach dem Ablauf von fünf vereinbarten Jahren auf, um sich wieder „mit ganzer Kraft“, wie er sagt, der Kardiologie widmen zu können.

Eigentlich wollte Dieter Schilling, Chefarzt für den Fachbereich Verdauungsorgane und seit elf Jahren Ärztlicher Direktor am Diakonissenkrankenhaus, im Juli nach Würzburg wechseln. Doch dann kam alles ganz anders: Die BBT-Gruppe, die Anfang 2019 das Thereresienkrankenhaus (TKH) und ein knappes Jahr später das „Diako“ übernommen hat, berief Schilling zum gemeinsamen Ärztlichen Direktor (wir berichteten). Solch eine klinikübergreifende Herausforderung könne nicht als Nebentätigkeit wahrgenommen werden, erklärt Haass. Als er sich 2015 bereiterklärte, zusätzlich als Ärztlicher Direktor zu wirken, „da war ich so etwas wie ein Klassensprecher der TKH-Chefärzte“. Mit dem Wechsel des Trägerordens und damit verknüpften Veränderungen sei jedoch der zeitliche Spagat zwischen der Kardiologie als größter Abteilung am „Theresien“ und übergeordneten ärztlichen Managementaufgaben immer schwieriger geworden. Nicht von ungefähr wird Dieter Schilling für die Position in beiden Krankenhaus-Direktorien zu 70 Prozent freigestellt. „Ganz wollte ich aus der Medizin nicht raus.“

Und welche Zukunftsstrategie verfolgt die BBT-Gruppe? Jeder Fachbereich werde analysiert, auf mögliche Synergieeffekte untersucht, erläutert der Hausobere Jonas Pavelka und ergänzt: „Christliche Werte bleiben unser Maßstab.“ In nur neun Monaten hat sich einiges getan: TKH und „Diako“ vereinten die Leitung der Anästhesie, bündelten ihre Medikamentenversorgung. Für Schlagzeilen sorgte, dass ab 2021 am Diakonissenkrankenhaus eine gemeinsame Fachabteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe entstehen soll und deshalb Ende Dezember in St. Hedwig Kreißsäle samt Gynäkologie schließen. Der vor vier Jahren berufene Chefarzt Axel Gerhardt hat persönliche Konsequenzen gezogen und leitet ab Oktober am Uni-Klinikum Frankfurt das Zentrum für Brust- und Eierstockkrebs - „für mich die zukunftsträchtigere Option“, sagt der onkologisch ausgerichtete Gynäkologe dieser Redaktion.

Die BBT-Gruppe betont, dass sie der St.-Hedwig-Belegschaft zugesagt hat, dass niemand entlassen wird - ob Ärzte, Hebammen, Schwestern oder Bürokräfte. Und wie geht es mit der Immobilie im Quadrat A 2 weiter? Pavelka spricht von unterschiedlichen Ideen: vom ambulanten OP-Zentrum bis zum Schlaflabor. Zum künftigen Standort-Gesamtkonzept wollen sich die Barmherzigen Brüder vorerst nicht äußern. Pavelka: „Strategische Überlegungen laufen noch und haben Vorrang.“ Sollte sich der Träger gegen zwei örtlich getrennte BBT-Krankenhäuser entscheiden, „dann wäre ein Standort in zentraler Lage ideal“, formuliert Dieter Schilling diplomatisch.

Und was liegt ihm als Ärztlichem Doppeldirektor mit Integrationsauftrag am Herzen? „Das Vertrauen aller Kollegen zu gewinnen!“ Nur gemeinsam könnten sich Mannheims christliche Hospitäler so entwickeln, „dass sie in der Stadt zu einem unverzichtbaren Krankenversorger werden“. Außerdem weiß Schilling, wie dringlich, aber auch diffizil es ist, unterschiedlich gewachsene Betriebskulturen zusammenzuführen. Als er ans „Diako“ kam, lag zwar die Fusion mit der einstigen Lanz-Klinik schon einige Jahre zurück - „aber Spannungen waren immer noch spürbar“. Deshalb will Schilling von Anfang an transparent kommunizieren, außerdem für starke medizinische Schwerpunkte werben.

  • Die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) gehören mit mehr als 100 Einrichtungen zu den großen christlichen Trägern von Kliniken und Sozialeinrichtungen in Deutschland.
  • Das Theresien- (TKH, Bassermannstraße) und das Diakonissenkrankenhaus im Süden (Speyerer Straße) sind zwar beide unter dem Dach der BBT-Gruppe, aber rechtlich eigenständig und mit unterschiedlichen Tarifen sowie betrieblichen Altersversorgungen.
  • Seit 2002 leitet Professor Markus Haass am „Theresien“ als Chefarzt die Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin. 2015 übernahm er zusätzlich für fünf Jahre die Aufgabe des Ärztlichen Direktors. Damals gehörte das TKH mit St. Hedwig noch zum Freiburger Orden der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul.
  • 2006 wurde Professor Dieter Schilling ans „Diakonissen“ als Chefarzt für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie berufen. Seit 2009 wirkt er dort außerdem als Ärztlicher Direktor.

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