Mannheim. Zwei Taucher-Trupps haben am Dienstagvormittag in der Mitte des Stollenwörthweihers und am Ufer beim Sommerbad des SVM (Promendenweg) nach Bomben gesucht. Es wurdevermutet, dass Phosphorbomben im See sind. Der Badesee im Süden der Stadt ist deswegen gesperrt worden und Taucher des baden-württembergischen Kampfmittelräumdienstes und der Wasserschutzpolizei gehen der Sache nach.
Später konnte der Mannheimer See Stollenwörthweiher für Besucherinnen und Besucher wieder geöffnet werden. Die Suche - sie verlief ohne Ergebnis. Es wurden keine Blindgänger gefunden, wie zuvor vermutet.
Dieter Wolf ist Vorsitzender des Schwimmvereins Mannheim (SVM) – und gar nicht glücklich: Ausgerechnet am bisher heißesten Tag der Saison rückten bei ihm am Dienstag im Sommerbad seines Vereins am Stollenwörthweiher der baden-württembergische Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) und die Kampfmittel-Taucher der Wasserschutzpolizei Karlsruhe an, um mit zwei Taucher-Trupps auf dem Grund des bis zu 15 Meter tiefen Badesees nach brandgefährlichen Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg zu suchen.
Blasenbildung und Rauchentwicklung mitten im See
Das Bad blieb deswegen – genauso wie das Pendant des Volkstümlichen Wassersportvereins am gegenüberliegenden Seeufer und die anderen Vereinsanlagen am „Stollo“ – den ganzen Tag gesperrt. „Wissen Sie, wie hoch unser Umsatz vor genau einem Jahr am selben Tag im Juli 2023 war?“ fragt Dieter Wolf und deutet in die Runde, in der allerdings außer den Polizeitauchern, die sich gerade für ihren Einsatz fertig machen, und drei, vier Beschäftigten des Sommerbads, kein Mensch ist. „40 000 Euro“, sagt Wolf und zuckt mit den Schultern. 2024 ist keine gute Saison, auch ohne den Tauchereinsatz.
Nachdem Schwimmer vor einiger Zeit draußen auf dem See eine Blasenbildung und sogar eine Rauchentwicklung beobachtet hatten, war schnell klar, dass da unter Wasser etwas Brisantes liegen muss. Die Feuerwehr hatte die aufsteigenden Gase analysiert: Benzol, eindeutig, wie Christoph Rottner, Einsatzleiter des KMBD, vor Ort berichtet: „Das deutet auf Phosphor-Bomben hin, die wurden hier auch in großer Zahl im Zweiten Weltkrieg abgeworfen.“
Der Einsatz unter Wasser ist deswegen nicht ganz ungefährlich, wie Marcel Konrad von der Wasserschutzpolizei erläutert. „Die Kollegen müssen aufpassen, dass sie nicht versehentlich genau oberhalb einer solchen Phosphorquelle geraten.“ Wenn der aufsteigende Brandbeschleuniger in den Taucheranzug gerät, entzündet sich die Substanz, wenn sie beim Auftauchen in Kontakt mit der Luft kommt. Das kann üble Verletzungen nach sich ziehen.

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Zunächst war die Stadtverwaltung von deutlich weniger gefährlichen Stabbrandbomben ausgegangen, die keinen Phosphor enthalten. Benzol, so erklärt indessen Rottner, deute eigentlich immer auf Phosphorbomben hin. Konrad: „Wenn wir was finden, packen wir das direkt unter Wasser in eine abgedichtete Kiste, um es denn gefahrlos abtransportieren und unschädlich machen zu können.
Schwimmverein hofft, dass das Bad schnell wieder geöffnet werden kann
Tatsächlich wurden bei den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs vor rund 80 Jahren sowohl die auf der metallischen Thermit-Reaktion basierenden Stabbrandbomben als auch Phosphorbomben in großer Zahl über Mannheim abgeworfen. Um sicherzugehen, dass auch in Ufernähe keine gefährlichen Reste davon liegen und möglicherweise zur direkten Gefahr für die Badegäste werden, schauen die Taucher auch dort gründlich nach – wenn sie nun schon mal vor Ort sind.
SVM-Vorsitzender Dieter Wolf ist dafür zwar dankbar, bezweifelt aber, dass am Ufer etwas zu finden sein könnte, zumal das Wasser in diesem Jahr nach dem vielen Regen gut 1,50 Meter höher steht als in den zurückliegenden Sommern. Und falls doch etwas Gefährliches da sein sollte, hofft er vor allem, dass es die Taucher schnell finden: „Wir wollen so schnell es geht wieder aufmachen!“
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