Ehrenamt

Student aus Mannheim plauscht mit dem Bundespräsidenten

Sandro Mochan hat beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Schwerin das Land Baden-Württemberg vertreten. Was ihn besonders beeindruckt hat, berichtet er unserer Redaktion

Von 
Wiebke Fuchs
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Sandro Mochan in Schwerin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Ehefrau Elke Büdenbender. © privat

Mannheim. Sandro Mochan war schon früh politisch interessiert und engagiert. „Bereits in meinen Schuljahren war ich parteipolitisch aktiv.“ Nun ist er 24 Jahre alt, studiert und wohnt in Mannheim. Bei den Festlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit repräsentiert er das Land Baden-Württemberg. „Als ich Post erhielt, war ich erst irritiert, kann ja nichts Gutes heißen, wenn man Post vom Staatsministerium bekommt. Aber dann war es doch eine sehr erfreuliche Nachricht“, erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Und tatsächlich meint es das Staatsministerium Baden-Württemberg nur gut mit Mochan: Er erhielt eine Einladung zu den offiziellen Feierlichkeiten des Tags der Deutschen Einheit, am vergangenen Donnerstag in Schwerin.

Der Höhepunkt: Ein paar Minuten mit Frank-Walter Steinmeier

Absoluter Höhepunkt der Festlichkeiten für Mochan war das Treffen mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. „Wir hatten die Möglichkeit, einige Minuten mit ihm zu sprechen und unsere Anliegen vorzubringen. Das war ein sehr besonderer Moment für mich“, berichtete er. Auch der Austausch mit Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl und anderen politischen Entscheidungsträgern bot den Ehrenamtlichen eine seltene Chance, direkt mit der politischen Führungsebene in Kontakt zu treten. Mochan hob die Bedeutung dieser Begegnungen hervor: „Für mich war es sehr wertvoll, unsere Sichtweise und Erfahrungen zu teilen.“

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Auf die Frage, warum gerade er zu diesen Feierlichkeiten eingeladen wurde, kann Mochan nur spekulieren. „Offiziell wurde mir nicht gesagt, warum ich ausgewählt wurde, aber es hat definitiv mit meinem Engagement zu tun.“

Bereits als 18-Jähriger gründete er einen Verein, der Weiterbildungsangebote im Bereich Politik und Wirtschaft anbietet und regelmäßig prominente Gäste wie Diplomaten und Wirtschaftsexperten zu Vorträgen einlädt. „In meinem Umfeld gab es viele junge Leute, die sich gerne mehr über Politik informieren, aber nicht direkt einer Partei beitreten wollten. Erst waren wir eine lose Gruppe, irgendwann wollten wir feste Strukturen schaffen und haben uns als Verein eingetragen.“

Ein Blick hinter die Kulissen: Programm und Eindrücke

Darüber hinaus war Mochan während seines Studiums in Mannheim nicht nur Studienvertreter, sondern mit Beginn seines ersten Semesters im Rahmen der europäischen Hochschulallianz ENGAGE.EU aktiv. Eine Initiative, die junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenbringt, um an gesellschaftlichen Problemen zu arbeiten. Der Mannheimer Student erkämpfte im Rahmen dessen für die Studierenden der Uni Mannheim ein großzügiges Budget und war federführend am Aufbau von neun sogenannten Local learner Chapters beteiligt, eine Art lokaler Studierenden-Club, der als erste Anlaufstelle für Studierende fungiert.

Im Gespräch hebt Mochan hervor: „Besonders wichtig ist mir bei meinem Engagement, dass junge Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern zusammenkommen und eine schöne Zeit miteinander verbringen. Europa ist aktuell nicht selbstverständlich, deshalb will ich mich dafür einsetzen und unter jungen Menschen eine Verbindung entfachen, die Europa auch zukünftig zusammenhalten soll. Wir als junge Menschen kennen es nicht anders, als im Frieden zu leben - aber das soll bitte auch so bleiben.“

Bereits am Dienstagabend reiste Mochan an, denn das Programm erstreckte sich über zwei Tage. Regionale und kulturelle Veranstaltungen boten in der Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns die Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. Besonders eindrucksvoll fand Mochan den Empfang im Plenarsaal im Schloss Schwerin sowie den Ausflug in die historische Stadt Wismar, wo er und andere Ehrenämtler mehr über die Region und ihre politische Landschaft erfuhren. Hier wurden auch die immer noch bestehenden Unterschiede zwischen Ost und West deutlich.

Als gebürtiger Ostberliner ist das für Mochan nichts Neues, wie er berichtet: „Ich habe selbst Unterschiede gemerkt, als ich von Ostberlin nach Mannheim gezogen bin. Schon meine Mutter und Oma erzählten mir davon. Aber man merkt, dass das in meiner Generation immer noch Thema ist. Es gibt noch immer Themen wie Gehaltsunterschiede und die Stigmatisierung als Ostdeutsche, die nicht mehr existieren sollten. Es zeigt, wie wichtig es ist, miteinander zu reden, um die Probleme beider Seiten zu kennen und etwas ändern zu können.“

Die Wurzeln: Engagement seit der Schulzeit

Mochans ehrenamtliches Engagement hat tiefere Wurzeln. Aufgewachsen bei einer alleinerziehenden Mutter sei er der Erste in seiner Familie, der studiert hat. Diese persönlichen Erfahrungen haben seinen inneren Antrieb gestärkt, anderen jungen Menschen ähnliche Chancen zu ermöglichen.

„Wenn man einmal damit anfängt, im Ehrenamt aktiv zu sein, rutscht man von einem Engagement ins nächste“, schildert er. „Es erfüllt mich, anderen Menschen zu helfen und Teil eines größeren Ganzen zu sein. Man muss jedoch auch ab und an lernen Nein zu sagen.“

Der Austausch: Motivation für die weitere Arbeit

Und so bezeichnet er den Austausch in Schwerin mit anderen Ehrenamtlichen aus ganz Deutschland als weiteren persönlichen Höhepunkt: „Es war einfach schön, die vielen anderen engagierten Menschen kennenzulernen. Es zeigt, wie viele Menschen sich im Ehrenamt engagieren und wie wichtig diese Arbeit für unsere Gesellschaft ist.“

Mochan betont, wie motivierend der Austausch mit anderen Engagierten gewesen sei: „Es war ermutigend zu sehen, dass man mit seinem Engagement nicht allein ist, auch wenn es manchmal so scheint.“ Der Slogan der Veranstaltung „Vereint Segel setzen“ beschreibe sehr gut, was er mitnimmt: „Wir sind gemeinsam aktiv, um unsere Gesellschaft zu unterstützen und zu stärken.“

Mochans Studium in Mannheim neigt sich unterdessen dem Enden zu. Und dann? „Ganz bald erhalte ich mein Bachelorzeugnis, dann ist mein Studium in Mannheim an der Fakultät für BWL vorerst beendet.“ Was danach kommt, ist noch nicht ganz klar, sagt er: „Ich würde gerne ein Gap Year machen, bevor ich meinen Master beginne.“

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