Mannheim. Die Bürgerinitiative Offenes Stadtteiltreffen Neckarstadt (OST) ruft zum Boykott des Stromwerks auf. Das Gelände am Rande der Neckarstadt-West ist 2019 von der Immobilienfirma Hildebrandt & Hees gekauft worden, um dort mittelfristig ein Zentrum für die Technologie- und Kreativbranche zu errichten. Zurzeit wird es vor allen Dingen als Eventlocation genutzt, auf der etwa der Nachtmarkt stattfindet.
„Wir möchten keine weitere Gastrofizierung unseres Stadtteils zugunsten des Partytourismus, sondern einen zugänglichen Lebens- und Wohnraum für alle Anwohnenden, unabhängig von Herkunft und Einkommen“, erklärt die Bürgerinitiative in einer Pressemitteilung. Die Kritik richte sich nicht an den Veranstaltenden der Konzertreihe oder die Kunstschaffenden, „sondern explizit gegen die Hintermänner und Strukturen des Veranstaltungsortes“. Sie zielt insbesondere auf Marcel Hauptenbuchner ab, den geschäftsführenden Gesellschafter von Hildebrandt & Hees. Ihm wirft OST zusammengefasst vor, dass er aus reinem Profitstreben die Gentrifizierung der Neckarstadt-West vorantreibe und Wohnraum für Gastro- Angebote „zweckentfremdet“.
Hauptenbuchner weist diese Kritik zurück. „Wir haben diverse andere Wohnungen geschaffen und dem Markt wieder zur Verfügung gestellt“, sagt er. Das werde jedoch ausgeblendet. „Wir wollen im Stadtteil eine ausgewogene Mischung hinkriegen und die Probleme beheben.“
Grünen-Stadtrat Markus Sprengler, zugleich Künstlerischer Leiter und Kurator des Stromwerks, erklärt: „Die Vermischung einer Kritik zu Wohnpolitik mit dem kulturellen Engagement einer engagierten Betreibergruppe ist nicht nur politisch unklug, sondern entbehrt auch jeder Grundlage für einen zukünftigen, konstruktiven und kritischen Austausch.“ Er frage sich, ob der Aufruf nicht auch rechtliche Relevanz habe. OST will am 6. August (Neumarkt) und am 13. August (Dammstraße) weitere Bürger informieren.
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