Gastronomie - "Da Gianni"-Küchenchef beendet am 30. November seine Karriere am Herd / "Die Bandscheibe zwingt mich dazu"

Sternekoch Staudenmaier hört auf

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Er zählt zu den "Altmeistern" mit Sternenglanz am Herd. Als Küchenchef des Nobelitalieners "Da Gianni" kredenzt Wolfgang Staudenmaier seit fast einem Vierteljahrhundert Köstlichkeiten - und damit ein Kulturgut, das von einer Kochkunst aus Können und Kreativität gespeist wird. Ende des Monats ist allerdings Schluss. "Die Bandscheibe zwingt mich dazu", begründet der Teilzeit-Mannheimer mit Haus und Familie in Homburg seinen Entschluss, nach 48 Jahren aus dem Beruf auszusteigen. "Es fällt mir schwer", betont der noch 62-Jährige, der am 16. November Geburtstag feiert.

Rückenprobleme, erzählt er, haben ihn schon 2009 mehrere Wochen von der Küche in die Krankentherapie gezwungen. Und jetzt gehe es wieder los. Beim Rückblick auf seine Mannheim-Zeit spricht Wolfgang Staudenmaier von "Höhen und Tiefen", und fügt dann dazu: "Mehr Höhen." Schließlich hat sich der Maestro schon nach sechs Monaten im "Da Gianni" einen Stern erkocht und damit die begehrte Guide-Michelin-Auszeichnung 1988 erstmals in die Quadratestadt geholt. Wenig später wurde daraus ein Doppelgestirn, das fast elf Jahre lang strahlte. Ja, der Verlust des zweiten Sterns sei nicht nur bitter, sondern anfangs auch spürbar gewesen, gibt er unumwunden zu. Aber die zunächst ausgebliebenen auswärtigen Gäste seien schon bald wieder gekommen. "Auch die aus Frankfurt." Trotz Wermuttropfen im Wein des Erfolgs kann sich Wolfgang Staudenmaier rühmen, 36 Jahre im Sternenglanz und mit viel Kritikerlob am Herd gestanden zu haben. Obendrein begleitet ihn so lange ein ganz anderer Stern - und der heißt Doris. "Ich bin seit 36 Jahren verheiratet." Als der Odenwälder im Kurhaus seiner Geburtsstadt Eberbach eine Kochlehre absolvierte und dabei Fleischbehandlung im Schlachthof und das Rupfen von Fasanen erlernte, hätte er sich nie träumen lassen, eines Tages in die oberste Liga der Feinschmeckerköche aufzusteigen. Das mit den Gourmets und Gourmands sei ohnehin viel später gekommen - wie die Fischküche. Wolfgang Staudenmaier hat in vielen hochkarätigen (Hotel-)Restaurants Erfahrungen gesammelt - "besonders geprägt hat mich die Zeit in München bei Eckhard Witzigmann als Chefsaucier". Er ist stolz darauf, schon zu einer Zeit die Mittelmeerküche mit den Aromen des Südens favorisiert zu haben, als dies noch von vielen Kollegen belächelt wurde. Und seine Begeisterung für Schuppentiere & Co ist geblieben. Nicht von ungefähr bekam Staudenmaier häufig von Kritikern bestätigt, er verstehe den Eigengeschmack von Meeresfrüchten klar, aber unprätentiös zu steigern.

Und was für Pläne hat er? Staudenmaier will auf jeden Fall mehr für seine Gesundheit tun - Schwimmen, Bergwandern und nicht mehr, wie in der Profi-Küche , "gegen die Uhr rennen". Klar, dass er auch Mal zu Hause in Homburg kochen wird, um seine als Intensivkrankenschwester tätige Ehefrau zu entlasten. "Bestimmt das eine oder andere Mal Rinderroulade mit Thüringer Klößen."

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