Mannheim. Die Menschen sitzen an diesem Samstag zu Hunderten auf der Wiese vor dem Wasserturm. Während die Fontänen der Springbrunnen in die Höhe schießen, dringen laute Rhythmen von der nahen Eichbaum-Bühne herüber. Das Stadtfest steuert seinem Höhepunkt zu und Musiker der Mannheimer Popakademie präsentieren am Samstagnachmittag ihre Stücke, während Bierdosen zischen und viele verschiedene Sprachen im Vorbeigehen zu hören sind. Das gilt auch für die pfälzische Band Grabowsky, die mit ihrer enthusiastischen Bühnenshow am Samstagabend in typischer Manier losschmettert.
„Wer über das Fest läuft, kann erleben, wie vielfältig die Stadt ist“, sagt die 25 Jahre alte Anja. Dies, so sagt die Germanistik-Studentin, sei eine Eigenschaft ihrer Heimat, die sie immer wieder begeistere. Tatsächlich zeigt sich Mannheim am zweiten Tag des Stadtfestes von seiner besten Seite. Auf dem Weg vom Wasserturm zum Paradeplatz wirkt es so, als wäre die Musik der Kitt, der die vielen verschiedenen Menschen und Kulturen miteinander verbindet. Die vielen Zuhörer applaudieren unbekannten Bands vor kleinen Bühnen genau so begeistert, wie sie die alten Gassenhauer bejubeln, die von den Cover-Bands der Region lautstark gespielt werden.
Queen-Hymne tönt über N 1
„We Will Rock You“ geht beispielsweise immer. Laut tönt die Queen-Hymne über den Paradeplatz, während hunderte von Zuhörern der Band „Grand Malör“ am Samstagabend zujubeln. „Das ist genau mein Ding“, sagt eine junge Frau, die am Rande des RNF-Trucks steht und den Kopf zum Rhythmus wiegt. Tatsächlich bedient sich die Band aus der Vorderpfalz ganz zwanglos den verschiedenen Genres populärer Musik. So präsentieren die Bandmitglieder Songs wie etwa „Everybody“ von den Backstreet Boys zwanglos, nachdem sie lautstark den „Schrei nach Liebe“ intoniert haben. Bei der Anti-Nazi-Hymne der Ärzte zeigen sich die vielen Zuhörer textsicher. „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe“ singen viele lautstark mit. „Das spricht mir aus der Seele“, sagt ein junger Mann, der die Faust in die Luft gereckt hat. Ähnlich sieht es beim Auftritt des britischen Keyboarders und Bandleaders Jason Wright aus, der gemeinsam mit Studenten der Popakademie Mannheim auf der RNF-Bühne steht und die Zuhörer mit einer Art Jam-Session begeistert.
Die Stimmung unter den abertausenden Besuchern ist friedlich und ausgelassen. Die Imbiss-Stände auf den Planken sind gut besucht, die Bands spielen lautstark eigene oder fremde Stücke. Besonders gut besucht ist beispielsweise die Feuerio-Bühne. Dort spielt am späten Nachmittag etwa die Schriesheimer Band „Strahlemänner & Friends“ ihren „Power Cover Rock“. Zahlreiche Frauen und Männer tanzen zu Hits der 80er Jahre, wie etwa „Something Got Me Started“ der Band Simply Red oder zu „Sledgehammer“ von Peter Gabriel. „Wahnsinn, das waren coole Zeiten“, sagt eine Frau, die ihre Hüften zum basslastigen Rhythmus kreisen lässt.
Songs über Kostbarkeit des Lebens
Ebenfalls auf der Bühne der 1898 gegründeten Carnevalgesellschaft tritt danach die Mannheimer Band „Amokoma“ auf. Nachdem der Soundcheck länger als vorgesehen gedauert hat, spielen die Lokalmatadore ihre bewährte Mischung aus rhythmischem Funk, Soul und Rap. Damit treffen auch sie am Samstagabend einen Nerv in den Planken Mannheims. Das gilt ebenso für „AudioDamn!“ , ein 2011 in Mannheim gegründetes, aus der Popakademie hervorgegangenes Soul/Pop/Rock-Trio, das viele Zuhörer vor die Kulturnetz-Bühne lockt.
Der deutschsprachige Musiker Gregor Meyle mit seiner gut eingespielten Band entert zeitgleich die nur wenige hundert Meter entfernte UNESCO-Bühne zwischen Q 6 und Q 7. „Danke Mannheim, dass ihr so geil seid“, ruft der Bandleader in das Publikum. Der 40 Jahre alte Sänger lässt sich gleich zum Start des Konzerts positiv über Mannheim aus und gewinnt schnell die Sympathien der Zuhörer, die dicht gedrängt auf dem zugigen Platz stehen und begeistert zu den Songs über die Kostbarkeit des Lebens und die „Sonne im Auge“ klatschen.
Songs über die Kraft der Liebe, über Zuversicht und etwas Weltschmerz – der Singer-Songwriter trifft mit seinen gefälligen Stücken den richtigen Ton am Samstagabend.
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