Neckarstadt - Verwaltung hat Wettbewerb für Bebauung an der Schafweide ausgeschrieben / Grundstück soll über fünf Millionen Euro kosten

Stadt schreibt Architekturwettbewerb für Mannheimer Schafweide in Neckarstadt aus

Von 
Peter W. Ragge
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Zwischen den Berufsschulen und der Zufahrt zur Friedrich-Ebert-Brücke gelegen: Das Areal Schafweide, derzeit mit Bäumen bewachsener Parkplatz, Brachfläche und Standort von einem Kiosk. © Bernhard Zinke.

Eine „bauliche Entwicklung, die diesem herausragenden Standort angemessen ist“ – das erwartet die Stadt von ihrem Grundstück Schafweide. Sie hat deshalb einen Investoren- und Planungswettbewerb ausgeschrieben. Wer den Zuschlag bekommt, entscheide sich anhand der „Konzeptqualität“, heißt es in dem dieser Redaktion vorliegenden Papier. Daher verzichtet die Stadt auch darauf, das Grundstück für einen Höchstpreis abzugeben, und nennt schon die Summe, für die es verkauft werden soll: 5,096 Millionen Euro.

Das derzeit nur als Parkplatz und für einen Kiosk genutzte, sonst brachliegende Areal am nördlichen Neckarufer kurz vor der Auffahrt zur Friedrich-Ebert-Brücke war einmal als möglicher Standort für ein Technisches Rathaus oder einen Theaterneubau geprüft, doch wieder verworfen worden. Dann ist es durch den Südwestrundfunk wieder ins engere Blickfeld der Stadtplaner geraten. Der Sender will dort für 13 Millionen Euro einen Neubau des SWR-Studios Mannheim-Ludwigshafen errichten. Bei einem Architektenwettbewerb wurde im Herbst 2018 ein Entwurf ausgewählt, der ein aus drei Quadern bestehendes sechsstöckiges Hochhaus vorsieht (wir berichteten).

Doch das umfasst nur den geringsten, südlichen Teil der Fläche direkt am Fluss. Für den größeren Teil an der Ecke Schafweide/Friedrich-Ebert-Straße mit etwa 5200 Quadratmeter sucht die Stadt nun einen Investor. In der Ausschreibung preist die Verwaltung die „attraktive wie städtebaulich prägnante Lage“ an, der durch die Nähe zum Neckar wie zur Innenstadt „eine besondere Qualität und Bedeutung“ zukomme.

Fünf Geschosse und Kita

Daher wünscht die Stadt sich hier einen, so die Ausschreibung, „neuen Stadtbaustein“. Gefordert wird eine fünfgeschossige Wohnbebauung sowie eine zweigruppige Kindertagesstätte, möglich seien „ergänzende, wohnverträgliche Nutzungen“ – sprich kleine Läden. Weitere architektonische Vorgaben gibt es nicht – denkbar wäre ein geöffneter oder aufgelöster Blockrand ebenso wie eine Bebauung im Blockinnenbereich. Hauptsache ist indes „hohe Qualität“, wie es ausdrücklich heißt.

Gefragt sind daher nun private Investoren, Bauträger und Wohnungsbauunternehmen ebenso wie Bauvereine. Sie sollen detaillierte Pläne bis hin zu Geschossgrundriss und Fassadenschnitt einreichen, dazu einen Finanzierungsnachweis. Besonders werde man auf eine Mischung unterschiedlicher Eigentums- und Wohnformen sowie die Gestaltung achten, aber auch das Begrünungskonzept und energetische Fragen. Die Sozialquote ist einzuhalten.

Die Entscheidung über die eingereichten Konzepte trifft ein Preisgericht mit Vertretern der Stadt, zwei auswärtigen Architekten, einem Landschaftsarchitekten und einem Hamburger Projektentwickler. Zudem sei eine Beteiligung der Öffentlichkeit geplant, indem die Entwürfe vor der Jurysitzung anonymisiert ausgestellt und in einer Bürgerveranstaltung präsentiert werden. Sogar ein Termin wird bereits genannt: der 21. Oktober. Dabei dürften sich die Anwohner „aus ihrer Perspektive als Vor-Ort-Experten schriftlich äußern“, kündigt die Stadt an.

Im Bezirksbeirat des Stadtteils war das Projekt lange nicht unumstritten – weil eine Grünfläche verloren geht und Bäume gefällt werden. „Nun ist uns zumindest wichtig, dass da keine massive Blockrandbebauung entsteht, kein riesiges Wohnsilo, sondern etwas mit aufgelockerter, gegliederter Fassade“ fordert Bezirksbeirätin Roswitha Henz-Best (CDU): „Auf die architektonische Qualität muss da wirklich geachtet werden!“ Und es müsse optisch zu den nach dem Ersten Weltkrieg gebauten Blocks an der Schafweide passen.

Tiefbunker muss weg

Der Investor, dessen Konzept den ersten Preis erhält, bekommt das Grundstück angeboten – und muss binnen sechs Monaten zugreifen. Kosten für die Entfernung eines Tiefbunkers, alter Leitungen sowie einer Grundwassermessstelle trägt der Erwerber. Dem Kaufpreis liegt ein Bodenwert von 980 Euro pro Quadratmeter zugrunde – die Stadt behält sich aber eine Aktualisierung vor, wenn das Areal genau vermessen ist, ehe der Vertrag beurkundet wird.

„Es ist ein Preis, der in die Welt passt“, kommentiert ein von dieser Redaktion befragter Immobilienspezialist die Summe. „Ein fairer Preis“, so ein Makler. Natürlich könne man in dieser „erstklassigen Lage“ auch einen höheren Betrag erzielen. „Die Nachfrage ist da, das Geld ist da, derzeit wollen alle bauen“, meinte er. Da die Stadt aber damit städtebauliche Vorgaben verbinde, „kann man das so machen“. Einschließlich der Baukosten komme man dann bei Eigentumswohnungen auf einen Quadratmeterpreis von 5000 bis 6000 Euro, „das ist realistisch“.

Redaktion Chefreporter

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