Mannheim. Das Sportomed Reha im Mannheimer Pfeifferswörth ist eine in der Metropolregion, ja in ganz Deutschland führende Einrichtung, in der Profisportlerinnen, Berufssportler, aber auch ganz „normale“ Menschen nach Operationen, Unfällen und Verletzungen wieder fit für den Alltag gemacht werden. Das ist seit 40 Jahren das erklärte Ziel des Gesundheitszentrums. Zum Jubiläum trafen sich unter den rund 100 Gästen auch viele Menschen, die den Beginn miterlebt hatten. In der „Historien-Ecke“ schwelgten sie in Erinnerungen, staunten aber auch über die moderne Ausstattung in den Geräte- und Behandlungsräumen.
Aktive Zeit der Rekonvaleszenz
Es verlangte 1983 Mut, gegen Widerstände von Ärzten und Berufsverbänden eine gut gehende Physiotherapie-Praxis in Mutterstadt aufzugeben und zusammen mit dem in diesem Jahr verstorbenen Orthopäden Dr. Gerhard Loßdörfer in Käfertal in ein ungewisses Abenteuer zu starten. Denn das, was den beiden vorschwebte, war im deutschen Gesundheitswesen der frühen 1980er Jahre nicht vorgesehen. „Wir haben versucht, aus der passiven Gipswelt mit unreflektierter Ruhigstellung Wochen eine aktive Zeit der Rekonvaleszenz und Bewegungsschulung zu machen“. erinnerte Herbeck an die Anfänge. „Was er damals gemacht hat, war der Durchbruch“, ist Werner Schroeter, der als Erfolgstrainer des VfK Schifferstadt alle seine Ringer ins Sportmed schickte, überzeugt. Denn der Vizewelt- und Vizeeuropameister spürte nach zwei Meniskusoperationen die negativen Seiten der Gipszeit am eigenen Leib.
Die Idee war, interdisziplinäre Maßnahmen (Physiotherapie, Medizin, Massage, Sportwissenschaft) zu bündeln, über den Tellerrand zu schauen, im Team zu arbeiten, dazu auch durch Messungen und Geräte den menschlichen Organismus zu unterstützen. „Es gab schon einige Denkmodelle, wir mussten nur sortieren und einordnen, wir haben nichts neu erfunden“, sagte Herbeck, der gleichwohl als Pionier der frühfunktionellen Komplextherapie gilt. „Unser Motto war, das Richtige zur richtigen Zeit zu tun.“ Das heißt, durch gezielte Maßnahmen schon die Wundheilung zu beeinflussen, den unverletzten Organismen passende Reize zu setzen und so auch den Heilungsprozess der verletzten Körperteile positiv zu beeinflussen.
Waldhof-Trainer Schlappner "damals schon dabei"
Dieser interdisziplinäre Ansatz fand schnell Gehör. So auch beim weltweit anerkannten Frankfurter Sportwissenschaftler Dietmar Schmidtbleicher. Aber auch bei Professor Heinrich Hess, dem damaligen Arzt der Männer-Fußballnationalmannschaft, der 1983 sogar die Eröffnungsrede hielt.
„Auch ich war damals schon dabei“, vertraute der legendäre Waldhof-Trainer Klaus Schlappner nicht nur den Diagnosen von Hess und Loßdörfer, sondern auch Herbecks damals noch kleinem Team. „Was er gemacht hat, war neu und richtig. Ich habe alle Spieler mit Blessuren zu ihm geschickt.“ Auch SVW-Fußballer Karl-Heinz „Kalle“ Bührer, bei der Feier ebenfalls mit von der Partie, profitierte von der Behandlung.
Immer mehr Trainer, Orthopäden und Sportärzte überließen ihre Verletzten Herbeck und seinem physiotherapeutisch und sportwissenschaftlich geschulten Personal zur Weiter- und Mitbehandlung. „Ich war von Anfang an von Bernds Qualitäten überzeugt und habe ihn schon 1985 als junger Leichtathletik-Bundestrainer mit in die Trainingslager genommen“, intensivierte Rüdiger Harksen die Kooperation mit „seiner“ MTG, und trieb die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem neuen Olympiastützpunkt Rhein-Neckar und Sportomed voran.
25 Jahre lang Lehrauftrag
Auch die Universität Heidelberg, die gerade den Studiengang „Rehabilitation und Prävention“ installiert hatte, nahm Verbindung auf und vergab an Bernd Herbeck 25 Jahre lang den Lehrauftrag „Sport und Physiotherapie“. Die Praktika der Studierenden fanden im Sportomed statt, das 1987 ins Pfeifferswörth umzog. „Wir haben auch mehrere Veröffentlichungen über funktionales Körpertraining auf den Weg gebracht“, erzählte Peter Knebel, an der Uni Heidelberg ein Kollege von Herbeck, ansonsten Hochsprung-Bundestrainer - unter anderem von Ulrike Mayfarth. Nach und nach stiegen die Berufsgenossenschaften, Betriebskrankenkassen und andere Kostenträger ins Boot ein, bis heute engagieren Sportfachverbände die „Sportomed‘ler“ für Einsätze bei internationalen Großereignissen.
Um 40 Jahre erfolgreich zu bestehen, war es zwingend notwendig, immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und Technik zu sein. Vor zwei Jahren hat Jonathan Wagner Sportomed übernommen, das nun ins fünfte Jahrzehnt startet und sich bei der Jubiläumsfeier als gerüstet für die Zukunft präsentierte. Neue Geräte und individuelle auf Patienten aller Couleur einzugehen. Und so hat Wagner das Motto erweitert: Für jeden Einzelnen zur richtigen Zeit das Richtige tun.
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