Veranstaltung

So war Monnem Bike auf dem Gelände von Spinelli

Alles drehte sich ums Fahrrad. Das Festival „Monnem Bike“ fand erstmal auf dem Spinelli-Gelände statt. Aussteller loben den Standort, Kritik kommt von einer Gemeinderatsfraktion.

Von 
Roland Schmellenkamp
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Milon (11) fuhr mit seinem BMX-Rad schnell auf eine Rampe zu, schwebte kurz über den Köpfen der Zuschauer, streckte dabei noch lässig ein Bein heraus und landete gekonnt rund drei Meter tiefer. © Roland Schmellenkamp

Mannheim. Der größte Kontrast bei den Besuchern von Monnem Bike auf dem Spinelli-Gelände bestand wohl zwischen Désirée Spuhler und Milon: Der Elfjährige fuhr mit seinem BMX-Rad schnell auf eine Rampe zu, schwebte kurz über den Köpfen der Zuschauer, streckte dabei noch lässig ein Bein heraus und landete gekonnt rund drei Meter tiefer. „Bei gutem Wetter fahre ich jeden Tag“, erzählt der Schüler, und das ganz in der Nähe der U-Halle von Spinelli auf einer speziellen Anlage. Bei Unfällen habe er bisher 66 Verstauchungen in rund neun Jahren gehabt – akribisch gezählt. Sein Kumpel Jascha (13) empfiehlt BMX-Anfängern: „Dranbleiben! Und fahren, fahren, fahren...“

Monnem Bike Mannheim begeistert viele Menschen

Ganz anders Désirée Spuhler: „Als Kind habe ich den Wechsel von Rädern mit Stützrädern auf solche ohne nicht geschafft.“ Deshalb fuhr sie als Erwachsene kein Fahrrad – sie konnte es schlicht nicht. Vor zehn Jahren habe sie es nochmal probiert, aber Angst vor Stürzen gehabt und aufgegeben. Doch am Samstag kaufte sie ein preiswertes gebrauchtes Dreirad und ist damit gleich zu Monnem Bike gefahren, um es dort beim ADFC codieren zu lassen – der Code am Rahmen soll Diebe abschrecken, denn damit lässt es sich leichter identifizieren. Von der Veranstaltung ist sie begeistert: „Location und Stimmung ist gut und es wird viel angeboten. Ein gelungenes Angebot auch für Menschen, die beim Thema Fahrrad einsteigen“.

Die Auszeichnung „Fahrradaktivste Schule“ bei Stadtradeln ging an das Ludwig-Frank-Gymnasium: 458 registrierte Radler legten 95.203 Kilometer zurück. © Roland Schmellenkamp

Spuhler war auch bei Basement Bikes für eine kostenlose Überprüfung ihres Dreirades: Bis zu 25 Leute in der Schlange warteten geduldig auf technische Prüfungen, die Aktion wurde von Stadt und Land finanziert. Manuel Wilke, Mitinhaber des Kollektivbetriebs, erläuterte, dass die drei Mechaniker jeweils rund 15 Minuten pro Rad benötigen, einfache Einstellarbeiten machen und Ratschläge zu größeren Reparaturen geben. Beim Standort Spinelli statt Innenstadt seien er und seine Kollegen zuerst skeptisch gewesen, aber sein Fazit lautet: „Es läuft überraschend gut, hier ist es super!“

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Ähnliches sagt Simon Urlaub am Stand von Schreiber Zweirad und Motor-Technik: „Wir waren skeptisch, weil in der Stadt mehr Laufkundschaft ist.“ Aber der neue Standort sei gut, „zwar weniger Leute, aber die mit gesteigertem Interesse“. Auch Patrick Preißler von der Umweltschutz-Organisation Surfrider Foundation ist zufrieden: „Die Zahl der Besucher an unserem Stand ist ähnlich wie in der Stadt.“ Wolfgang Moritz, Vorsitzender des Vereins LaMa, der kostenlos Lastenräder verleiht, kritisiert jedoch: „Wir möchten Monnem Bike wieder in der Stadt haben, denn wir wollen raus aus der Fahrrad-Blase!“ Der Verein möchte nämlich auch mit Leuten in Kontakt kommen, die keine große Nähe zu Fahrradthemen haben.

LTK: Mehrheit unter CDU-OB Specht will die Verkehrswende weg vom Auto nicht

Hintergrund: Die Fraktion LTK (Die Linke -Tierschutzpartei - Klimaliste) im Gemeinderat kritisiert den Standort in Randlage. Stadträtin Jessica Martin (Klimaliste) stellt klar: „Die Vorzüge des Fahrrads und der gesamten Verkehrswende lassen sich nicht auf einer ohnehin autofreien Grünanlage weit außerhalb der Innenstadt demonstrieren, während der Autoverkehr weiterhin das Zentrum mit Lärm und Abgasen belastet. Deshalb macht Monnem Bike rund um die U-Halle und auf Spinelli überhaupt keinen Sinn!“ Für Fraktionskollege Dennis Ulas spiegelt die Verlegung „die veränderten Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat unter einem CDU-Oberbürgermeister wieder, durch die eine Verkehrswende weg vom Auto nicht mehr angestrebt wird“.

Zurück zur Veranstaltung: Ein Höhepunkt waren die Ehrungen bei Stadtradeln. Mit dieser jährlichen Aktion möchte die Stadt seit 2018 einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bei Stadtradeln gehen die Teilnehmerzahlen seit 2018 stetig nach oben: Damals waren es 300 Radelnde mit 70.000 Kilometern, in diesem Jahr 4869 Aktive mit über eine Million Kilometern. Durch die Nutzung der Stadtradeln-App während des dreiwöchigen Aktionszeitraums gewinnt die Verwaltung Daten für die Entwicklung der Radverkehrsinfrastruktur.

Ehrungen bei Stadtradeln: Vertreter der Teams der Stadtverwaltung und „Grüner Gockel“, die Vorjahressieger waren. Vorn Bürgermeister Ralf Eisenhauer. © Roland Schmellenkamp

Stadtradeln Mannheim ein echter Erfolg

Kurioserweise gewann sie selbst den Wanderpokal mit den meisten Gesamtkilometern: 430 aktive Radler legten 94.731 Kilometer zurück. Mit dabei war Marit Reichelt: „Ich finde die Aktion super, bin aber deswegen nicht mehr Fahrrad gefahren. Aber es war sehr nett, im Team Kilometer zu sammeln.“ In der Kategorie „Kilometer pro Person“ siegte das zweiköpfige Team von RADioaktiv mit insgesamt 1510 Kilometern.

Die Auszeichnung „Fahrradaktivste Schule“ ging an das Ludwig-Frank-Gymnasium: 458 registrierte Radler legten 95.203 Kilometer zurück. Laut Schulleiter Stefan Weirether habe es eine „sensationelle Dynamik“ gegeben, einige Schüler seien sogar Umwege zur Schule gefahren, um möglichst viele Kilometer zu sammeln. Mit dabei war Nuria Ankenbauer (11), die selbst sowieso jeden Tag 1,4 Kilometer zur Schule fahren würde. Andere Kinder seien jedoch normalerweise mit dem Auto gebracht worden und wären aufs Rad umgestiegen. Sie betont: „Die ganze Schule ist weniger Auto gefahren und wir haben so Kohlendioxid-Ausstoß gespart!“

Dazu Bürgermeister Ralf Eisenhauer in seiner Rede auf der Bühne: „Etwa 168 Tonnen Kohlendioxid sind bei Stadtradeln gespart worden.“ 2008 habe Radfahren rund elf Prozent des Straßenverkehrs in Mannheim ausgemacht, heute seien es 22 Prozent – aber vergleichbare Städte hätten 30 Prozent. Eine „perfekte Infrastruktur“ wie Radschnellwege könne die Stadt nicht überall bauen, aber sie würde auch viele kleine Verbesserungen umsetzen, beispielsweise den „Grünen Pfeil“: Der erlaubt Radlern, auch bei „Rot“ rechts abzubiegen, wenn kein Verkehr kommt.

Er hob auch die Zusammenarbeit der Verwaltung mit Gabriele Fröhlich hervor, die seit Frühjahr 2024 ehrenamtliche Fahrradbeauftragte der Stadt ist. Sie soll zentrale Ansprechperson für alle Bürger sowie für Verbände und Initiativen im Bereich Radverkehr sein. Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell erklärte per Video, dass sie selber keinen Dienstwagen habe und ihre Termine in der Stadt mit Fahrrad erreicht. Sie betonte: „Sicherheit auf den Straßen garantiert, dass jeder jeden Tag Rad fährt.“ Beispielsweise seien auf der Augustaanlage sichere Radwege fertiggestellt worden.

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