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So war die "Lange Nacht der Kunst und Genüsse" in den Mannheimer Stadtteilen

Die "Lange Nacht der Kunst und Genüsse" ist mit einem Angebot wie vor der Pandemie zurück - und wie! Am Samstag rollten die Gewerbetreibenden in den Mannheimer Stadtteilen wieder den roten Teppich aus. Unsere Autoren waren unterwegs und haben Eindrücke gesammelt

Von 
Sylvia Osthues , Bernhard Haas , Katja Geiler und Sabine Schneider
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Beim Kinderfriseur „Pippi“ Sabine und Salon Armin in der Lange Rötterstraße in der Neckarstadt-Ost präsentiert Ninette Yalcin (links) personalisierte Handmade Baby- und Kindersachen aus ihrer „Kinderschatztruhe“. © Sylvia Osthues

Mannheim. Bei der Eröffnung der 19. „Langen Nacht der Kunst und Genüsse begrüßte Vorstand Michael Schillinger neben Vertretern der teilnehmenden Stadtteile, den  Koordinatoren der IG Lange Nacht, Gerhard Engländer und Holger Schmid, sowie Kommunalpolitikern auch Oberbürgermeister Peter Kurz. Obwohl der noch am gleichen Abend in seinen 60. Geburtstag am 6. November reinfeiern wollte, hatte es sich der Oberbürgermeister nicht nehmen lassen, den Veranstaltern zu danken. Seit 2004 bieten die Organisatoren bei der „Langen Nacht der Kunst und Genüsse“ eine gelungene Mischung aus Kunst, Musik und kulinarischen Köstlichkeiten. Hauptsponsor ist seit fünf Jahren die Inter Versicherungsgruppe.

Pulsierendes Leben in Mannheim-Mitte

Mit fast 20 Veranstaltungsorten war die Neckarstadt-Ost der teilnehmerstärkste Stadtteil bei der „Langen Nacht der Kunst und Genüsse“ in Mannheim-Mitte. Bei der Eröffnung bei Kinderfriseur „Pippi“ Sabine und Salon Armin hob Stadtrat Thomas Hornung (CDU) die Schwierigkeit hervor, in der heutigen Zeit nach Corona, bei Inflation und Energiekrise eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Die Inhaber des Friseursalons, Sabine und Armin Klotz, freute es, „dass nach zweijähriger Corona-Zwangspause mit der Langen Nacht wieder Lebensfreude in den Stadtteil zurückkommt“. "Die Organisation war zwar sehr schwierig, aber nun freue ich mich auf die Lange Nacht", bekannte Mitorganisatorin Annette Weber. Sie bot im MaroDoro Kunst und Handwerk wieder eine Plattform.

Besucherinnen und Besucher aus dem gesamten Stadtgebiet nutzten die Lange Nacht für eine Entdeckungsreise durch die Stadtteile. „Ich finde es toll, dass es die Lange Nacht wieder gibt“, meinte Wolfgang Schmidt aus der Neckarstadt-West. Er zog mit Jörg Hennhöfer aus Rheinau und weiteren Bekannten „die Straßen rauf und runter, auf der Suche nach Kunst und Genuss“.

In der Schwetzingerstadt hatte sich die Aktionsgemeinschaft der Gewerbetreibenden Mannheim Ost e.V. (ADG) aus „Ärger über viele Trittbrettfahrer in den vergangenen Jahren“ aus der Organisation zurückgezogen. Doch auch hier leuchteten 13 Sterne, war die Stimmung bestens. In Neuostheim nutzten zahlreiche Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit am City-Airport Mannheim zu einer nächtlichen Fahrt über die beleuchtete Runway – eine Lichtinstallation, wie man sie nicht alle Tage erlebt. „Der Zuspruch war groß, deshalb haben wir extra noch eine zweites Fahrzeug gemietet“, sagte Prokurist Dirk Eggert.

Buntes Treiben bereits am Nachmittag in Sandhofen

In Sandhofen, wo die Lange Nacht der Kunst und Genüsse vor 19 Jahren ihren Anfang genommen hatte, herrschte schon am späten Nachmittag ein buntes Treiben. Aus den Innenhöfen und vor den teilnehmenden Restaurants drang Livemusik, DJs legten ihre Platten auf. Vor den Geschäften rund um den Stich drückte so mancher Besucher seine Nase an die Scheiben, um die Preise zu studieren oder einfach nur, um Neues zu entdecken. Das eine oder andere Weihnachtsgeschenk wurde voller Vorfreude eingekauft.

„Einfach nur gemütlich bummeln“, wollte ein jüngeres Ehepaar aus Sandhofen. Gegen 22 Uhr war in vielen Lokalitäten nur noch Platz zum Stehen. „Wir öffnen heute sehr gerne. Man lernt viele neue Kunden kennen, mit denen man sich bei einem Glas Sekt oder einem Wein unterhalten kann. Heute steht die Gemütlichkeit im Vordergrund“, stellte Cornelia Engländer vom gleichnamigen Modehaus fest. Viele Kunden würden sich auch die ausgestellten Fotografien anschauen.

Auch in Sandhofen wurden Tische vor den Geschäften aufgebaut. © Bernhard Haas

Auch gegenüber bei Foto Meschnig spielte die Musik. Die Flammkuchen fanden fast schon allein ihre Abnehmer. Die Sechs-Mann-Band FaGoDi, die für einen guten Zweck auftrat, heizte mächtig ein, ehe Hannes Mono als „Song a Songwriter“ seinen Auftritt hatte.

So mancher warf auch einen neugierigen Blick auf den ausgestellten Schmuck und die Gemälde auf Leinen im Studio oder er suchte das Gespräch mit Geschäftsinhaberin Simone Meschnig-Pfeiffer. 15 Geschäfte beteiligten sich im Stadtteil an der Langen Nacht.

Thüringer Bio-Bratwürste und Kunstarbeiten aus Kaffeetabs

In der Gartenstadt hatte sich Inhaber Sven Hörning etwas Besonderes ausgedacht. Sein Vater war am Morgen aus dem thüringischen Sonneberg zurückgekehrt, im Gepäck rund 350 echte Thüringer Bio-Bratwürste und die entsprechenden Semmeln, die er vor dem Geschäft Kunden anbot. „Die gehen weg, wie warme Semmeln“, war Hörning sicher. Die Kapelle „Tone Print“ spielte dazu Soul. Kunstarbeiten aus Holz und Werke aus Nespresso-Kaffeetabs ergänzten das Angebot. Weitere Anlaufstellen für Besucher waren neben dem Freyaplatz der Bürgergarten, die Waldpforte und das Clubhaus des VfB Gartenstadt. Überall wurde gemütlich und gelassen gefeiert.

17 Geschäfte beteiligen sich in Feudenheim

In gemütlicher Runde, im Kosmetik-Laden mit rosafarbenen Wänden von performance 4 you fand in Feudenheim die Eröffnungsfeier statt - mit rotem Teppich und Sektempfang. Drinnen erklangen Gitarrentöne vom Duo Freddy und Aaron. „Wir haben die Lange Nacht sehr vermisst und freuen uns riesig, dass man sich als Geschäftsleute wieder zeigen kann. Dass man rausgeht, Freunde trifft und die Geschäfte unterstützt“, sagte Beate Veyel, die die Gäste empfing und mit ihrem Mann dessen Holzdrechselkunst präsentierte.

Mannheim

Viel Genuss und Staunen bei der "Langen Nacht der Kunst und Genüsse"

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„Ich finde es schön, dass es in verschiedenen Stadtteilen stattfindet und dass man in Geschäfte hineingeht, in denen man noch nicht war“, meinte Besucherin Elli. „Vor zwei Jahren gab es die Lange Nacht at home, mit Sängern aus dem Capitol, die man sich von zu Hause aus ansehen konnte, letztes Jahr war es abgespeckt, aber dieses Jahr werden die roten Teppiche wieder ausgerollt. Die Stadt bringt sich gerne mit ein, um die Gewerbetreibenden zu unterstützen“, sagte Walter Ampersberger, erster Vorsitzender des Gewerbevereins Feudenheim bei der offiziellen Begrüßung. „Wir möchten den Dank an die Kunden zurückgeben, die uns aufsuchen.“

In dem Stadtteil beteiligten sich 17 Geschäfte. „Feudenheim gehört zu den Spitzenreitern, was die Anzahl der Betriebe angeht und ist auf Platz drei, hinter Neckarstadt Ost und Lindenhof“, so SPD-Stadträtin Claudia Schöning-Kalender. „Danke für den Mut der Geschäftsleute, dass sie die Lange Nacht veranstalten, trotz aller Probleme wie zum Beispiel die Energiekrise.“

Hofdisco in Wallstadt, Verwöhnprogramm in Käfertal

Mit auf der Liste der beteiligten Gewerbetreibenden waren Gastronomie-Betriebe wie die Weinstube Wartburg oder das Gasthaus zum Ochsen, dessen Wirt Harald Sonntag Bratwurst, Fleischkäse und Chili con Carne anbot. Etwas weiter entfernt, in der Talstraße, hatte Floristin Tina Bergmann um ihren Laden unicati herum eine behagliche Oase mit Mini-Foodtruck, Deko und Musik geschaffen. „Früher war mein Laden in der Neckarstadt Ost, auch da habe ich schon mitgemacht. Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, die ich kenne, um den Besuchern ein tolles Erlebnis zu bieten. Wir dürfen Musik machen bis 22 Uhr, es kommen drei Live-Sänger“, sagte Bergmann.

Auch das benachbarte Wallstadt war mit dabei, hier fand wieder die beliebte Hofdisco mit DJ Tanne im Hofladen Bossert statt, mit Allround-Verpflegung und geöffnetem Hofladen. Insgesamt beteiligten Wallstadt zwölf Teilnehmer, größtenteils entlang der Mosbacher Straße. In Käfertal war nur ein Geschäft, Karo‘s Snack Corner, am Start. Dafür aber mit einem Rundum-Verwöhn-Programm mit großer Speisen- und Getränkeauswahl.

Persönlicher Kontakt an 20 Stationen in Seckenheim

Seit 2008 nehmen auch Aktive in Seckenheim an der langen Nacht der Kunst und Genüsse teil. Nach zwei Jahren mit Einschränkungen freuten sich die Gewerbetreibenden, Künstler und Gäste gleichermaßen über das unbeschwerte Zusammensein in und vor den Geschäften und Betrieben. Dabei konnten die Händler ihre überzeugende Kompetenz vor Ort, ihr vielfältiges Potenzial und ihr umfangreiches Sortiment in gemütlicher, stilvoller Atmosphäre zeigen.

Schönes Ambiente im Atlierhof bei Living' Women und Cáfe Flügel © Sabine Schneider

Ganz besonders wichtig waren aber den Gastgebern und Nachtschwärmern der persönliche Kontakt und das Zusammensein. So war es nicht verwunderlich, dass sich in und vor den Geschäften die Besucher gerne aufhielten. An vielen Ecken und Enden gab es musikalische Unterhaltung, ob mit sanften Tönen oder lauten Rockliedern, kulinarische Highlights und viele gute Gespräche.

Aber auch für die Augen war einiges geboten. Nicht nur, dass die Geschäfte mit ihrer Beleuchtung auf sich aufmerksam machten, auch die darstellenden Künste waren in unterschiedlichster Form gut vertreten. Hier zeigte beispielsweise Sebastian Boos in seiner Schmiede, dass er als Metallbaumeister auch ein Händchen für filigrane Acrylportraits hat. Bei SOS-Medien, die bereits seit Anbeginn an der langen Nacht maßgeblich beteiligt sind, gab es Cartoons zum Weltgeschehen zu bestaunen. Während in Seckenheim rund zwanzig Türen geöffnet waren, bot in Friedrichsfeld nur Anna Seelert Einblicke in ihre Töpferwerkstatt „Belle Facon“.

Freie Autorin

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Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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