„Feuerio – noch tausend Jahre so“ schallt aus dem Lautsprecher, die 1998 zum hundertjährigen Bestehen komponierte Vereinshymne. Nun steht wieder ein besonderes Jubiläum an: 125 Jahre wird Mannheims größte und älteste Karnevalsgesellschaft, und das soll in der nächsten Kampagne besonders gefeiert werden. „alles wird noch schöner, feierlicher“, kündigt Präsident Bodo Tschierschke bei der Kampagneneröffnung auf dem Münzplatz an.
Die Garde ist hier vor dem Restaurant „Oh Julia“ aufmarschiert, steht Spalier – von den ganz kleinen Mädchen bis zu den Männern der Traditionsgarde. Viele Besucher sind gekommen, Monika Queissner sogar etwas kostümiert mit besonders kreativer Kopfbedeckung „Ich bin eine Fledermaus – also schützenswert“, sagt sie lachend und ruft begeistert schon „Ahoi“ vor dem offiziellen Beginn.
Gute Stimmungsmacher
Der ist um 19.11 Uhr – „Morgens um 11.11 Uhr zu feiern wie in Köln hat in Mannheim einfach keine Tradition, da arbeiten die Leute noch“, sagt Tschierschke. Dann aber gibt es gleich drei Mal drei donnernde Ahoi, auf den Start der Kampagne, das Jubiläum und auf die Garde, die bereits erste Turniererfolge erzielt hat. Schließlich habe sie immer trainiert, auch in der Zeit, als die Kampagne wegen der Corona-Pandemie habe ausfallen müssen. „Aber jetzt wollen wir wieder loslegen, wollen wir wieder voll durchstarten“, kündigt der Feuerio-Präsident an. Ein neuer Stadtprinz stehe in den Startlöchern, „Weißer Ball“, Prunksitzung, Damensitzung und Herrensitzung sowie Fete seien geplant.
Gefeiert wird diesmal ganz im Zeichen des Wasserturms, das Mannheimer Wahrzeichen prangt auf dem Orden der Jubiläumskampagne. Dazu kommt der Slogan „Unsere Zukunft: klimapositiv“, eine Anspielung auf die in den vergangenen Jahren oft positiv ausfallenden und damit eine Infektion anzeigenden Corona-Tests sowie die aktuellen Anstrengungen zur Klimakrise, weshalb auch die MVV Energie AG die Herstellung des Ordens unterstützt habe, so Tschierschke. Problemlos gelingt ihm mit vier Schlägen, das Fass Eichbaum-Freibier zum Jubiläum anzuzapfen – der Startschuss zur Freiluft-Party mit Musik der DJs Werner Dais und Dominik Sattler, der als Elferratsanwärter neu beim Feuerio aktiv ist.
Doch zuvor erweisen sich die „Drei Prinzen“ Stefan Hoock, Stefan Rinklef und Roberto Troncone wieder als gute Stimmungsmacher bei der herbstlich-kühlen Freiluftparty. Bei „Hulapalu“ geht es langsam los, da scheitert noch der zarte Versuch einer Polonaise. „Aber Bewegung bringt Wärme“, empfiehlt Hoock, und dann gibts zu Titeln wie „Sternenhimmel“ und „Sweet Caroline“ doch eine von der Garde angeführte Polonaise auf dem Münzplatz, wird im Chor „Cordula Grün“ besungen und besonders in der Ecke, wo Aktive der „Narrebloos“ klatschend stehen, eine „Fiesta Mexicana“ gefeiert.
Mittendrin steht Thomas Dörner, der Präsident der Karnevalkommission. Aber zum Feiern hat er keine Zeit, denn ständig ist er umringt und in Gespräche zur Absage des Fasnachtszuges verwickelt. „So traurig es ist – die meisten sehen es ein, wenn man es erklärt“, bilanziert er den Abend. Es sei ja keine Absage für immer, „wir stellen es mit der Stadt auf neue Beine“, verspricht er.
„Ganz, ganz traurig“ findet Christiane Forelle, die Ehren-Vizepräsidentin der Karneval-Kommission, die Absage. 1986 bis 2001 hat sie den Fasnachtszug organisiert. „Die Nachricht hat wehgetan“, sagt sie einerseits, „aber schon damals habe ich gemerkt, dass die Anforderungen von Jahr zu Jahr mehr wurden“, denkt sie zurück, weshalb sie „volles Verständnis“ für die Absage habe, „auch wenn es sehr traurig ist“.
Forderung an die Stadt
„Traurig“ findet ebenso „Grokageli“-Vorsitzende Erika Mathias die Absage. „Aber was nicht geht, das geht nicht – man kann es nicht erzwingen“, so Mathias: „Wir stehen daher hinter dem KKM-Präsidenten“, betont sie, denn die Entscheidung habe sich ja schon lange abgezeichnet. „Wir hoffen nur, dass die Tradition nicht ganz stirbt“, hofft sie.
„Die Stadt muss jetzt etwas tun, dass diese Tradition nicht auch noch stirbt“, fordert ebenso Esther Frank, deren ganze Familie in der Feudenheimer „Narrebloos“ aktiv ist. Dabei macht man sich in Feudenheim, so Iris Freund von der Bürgergemeinschaft, Gedanken, was die Absage des großen Umzugs für die kleinen Umzüge in den Vororten bedeutet – etwa ob die Stadtteilvereine nur für einen Umzug die Kosten für Wagenbau und TÜV auf sich nehmen.
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