Guiseppe Rindone ist gut drauf. Die große Hitze wird ihn nicht so sehr treffen, denn er wird von schattenspendenden Bäumen und Sonnenschirmen gut vor der Sonne geschützt sein: „Die Hitze ist schon anstrengend, aber ich bin das gewohnt. In Italien ist es immer heiß“, meint der Kellner im Restaurant Adria am Rande des Alten Meßplatz. Den für Mannheim angekündigten 39 Grad blickt er recht gelassen entgegen.
Einige Meter weiter ist die Temperatur auch in den Morgenstunden schon unerträglich heiß: Der Alte Meßplatz ist im Wortsinn einer der Hot-Spots der Stadt. Das gepflasterte Fontänenfeld in der Mitte, das eigentlich Kühlung schenken soll, ist umgeben von noch mehr gepflastertem Bodenbelag, der wiederum von Schotter und einigen Bäumen umgeben ist - eine riesige versiegelte Fläche, die Hitze speichert und an die Umgebung abgibt. So sehr, dass nur wenige Kinder zum Abkühlen zum Fontänenfeld kommen. Dabei wird im Gemeinderat schon lange über mehr Grün und weniger Versiegelung mit einer höheren Dringlichkeit diskutiert, um das Stadtklima zu verbessern.
Die Mitarbeiter, die die Gleisarbeiten auf der Kurpfalzbrücke durchführen, können sich nicht vor der Sonne verstecken. Man müsse sich bei den Arbeiten in der prallen Sonne seine Kräfte gut einteilen, erklärt Thomas Glaser, der den Bau für die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) überwacht. „Es ist anstrengend. So schnell wie bei kühlem Wetter geht es heute nicht.“ Sechs Liter Wasser anstatt sonst zwei bräuchte jeder Mitarbeiter täglich, um das durchzuhalten. Um diese Wassermenge wieder loszuwerden, müsse übrigens niemand ein Örtchen aufsuchen - das funktioniere allein durch Schwitzen.
Damit sie in der größten Hitze des Tages nicht kollabieren, beginnen die Arbeiten an solch extrem heißen Tagen wie diesem schon morgens um sechs Uhr. „Wegen der hohen Temperaturen müssen wir die Arbeit eventuell früher einstellen. Von 13 bis 16 Uhr ist die Hitze am schlimmsten“, sagt Glaser und will damit auch erklären, warum die Autofahrer an heißen Nachmittagen möglicherweise schon an einer verlassenen Baustelle vorbeifahren.
Doch nicht nur draußen gibt es unerträglich heiße Arbeitsplätze. In manchen Innenräumen ist die Temperatur sogar noch höher. Ceyhun Cavas befindet sich an der heißesten Stelle seines Geschäfts, wenn er gerade Fleisch vom Drehspieß schneidet. „Morgens ist es okay, weil der Spieß noch sehr groß ist. Aber je kleiner er wird, desto mehr von der Grillhitze bekommen wir ab“, sagt der Art-of-Döner-Inhaber in der Fressgasse. Sich an die Temperatur zu gewöhnen sei die einzige Möglichkeit, sie auszuhalten, und wenn er beschäftigt sei, sei es gar nicht so schlimm. „Man kennt das ja, wenn man in der kühleren Jahreszeit in ein heißes Urlaubsland fliegt: Wenn man aus dem Flugzeug steigt, ist es unerträglich, nach kurzer Zeit geht es dann aber.“
Wäre der Friseursalon Unisex in den Quadraten nicht klimatisiert, würde Friseurin Janine Drexler den Föhn wohl am liebsten links liegen lassen. So aber kann sie es bei der Arbeit gut aushalten. Dennoch: „Haare föhnen ist bei diesem Wetter bei unseren Kunden nicht gerade der größte Wunsch“, sagt Geschäftsführerin Enie. Die meisten Kunden würden ihre Haare lieber an der Luft trocknen lassen und beim Waschen wünschen sich viele kühles Wasser.
Was früher als extrem heißer Sommer galt, ist heute Normalzustand. Im Zuge der Klimaerwärmung und bei Temperaturen über 30 bis annähernd 40 Grad dürfte der Eisverbrauch der Mannheimer in ungeahnte Höhen schnellen. Doch das Gegenteil ist der Fall, tatsächlich laufe der Verkauf bei gemäßigten Temperaturen besser, wie eine Eisverkäuferin im Eis-Café Cortina berichtet. Der Grund: „Wenn es so heiß ist, kommen die Leute gar nicht erst in die Stadt.“
Die vier Damen, die im Cortina zusammensitzen, haben ihre Treffen an die tropischen Temperaturen angepasst: Anstatt nachmittags genießen sie ihr Eis nun einfach vormittags. „Ab 12 Uhr verkrieche ich mich. Bei dieser Hitze erledige ich generell alles vormittags“, sagt eine der Freundinnen. Sie sprechen über die Nachrichten von Hitzeopfern, die ihnen eine Mahnung sind, vorsichtig zu sein. Am Morgen hätten sie außerdem mehrmals Krankenwagen-Sirenen gehört. „Wir achten alle darauf, über den Tag verteilt immer wieder Wasser zu trinken.“
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