Mannheim. Schulnoten, Laservermessung und viele Schlaglöcher - in Mannheim müsste eigentlich jede vierte Straße komplett ausgetauscht werden. Woran das liegt, wie die Stadt die Straßenschäden per Laser in einer Datenbank erfasst, und wie in Zukunft schneller Wege ausgebessert werden sollen - im Ausschuss für Umwelt und Technik hat die Stadt den aktuellen Stand auf der Straße vorgestellt. Ein Überblick:
Woher weiß die Stadt, an welchen Stellen ausgebessert werden muss?
Bis 2015 hat es regelmäßig Begehungen von Experten gegeben, die vor Ort Schäden wie Schlaglöcher oder Risse aufgezeichnet haben. Seit 2022 nutzt die Stadt modernste Technik, um mit einem Laser, montiert auf einem Auto, 360-Grad-Panoramafotos zu erstellen. Dabei werden Schäden wie Unebenheiten, Schlaglöcher, Risse, Bordsteinschäden oder defekte Rinnen genau erfasst und in einer sogenannten Straßendatenbank gespeichert. Anhand der Daten werden die einzelnen Straßen bewertet - nach Schulnoten von eins (sehr gut) bis sechs (ungenügend).
Wie gut oder schlecht sind unsere Fahrbahnen und Gehwege?
Zwar hat die Stadt bei ihrer aktuellen Messung keine Schulnote sechs erfasst. So sind 73 Prozent der Fahrbahnen in einem sehr guten bis befriedigenden Zustand. 27 Prozent der Straßen sind dagegen ausreichend bis mangelhaft. Soll heißen: Jede vierte Straße in Mannheim müsste eigentlich komplett erneuert werden. Bei den Gehwegen zeichnet sich aber ein positiveres Bild ab: 90 Prozent sind laut Stadt in einem befriedigenden Zustand.
Welche Straßen werden wie und welche vorrangig saniert?
Bei allen Straßen bis zur Schulnote drei wird lediglich die obere Asphaltschicht erneuert. Die Fahrbahnen, die eine Vier oder schlechter erhalten, weisen grundhafte Schäden auf und müssten komplett ausgetauscht werden. Vorrang haben dabei alle Hauptverkehrsstraßen, Erschließungs- und Industriestraßen.
Allerdings räumt die Stadt auch ein: Weil bislang nur drei Millionen Euro und damit nur begrenzte Mittel zur Verfügung standen, wurden noch zu wenige Straßen ausgebessert. Durch die alte Priorisierung konnten bislang nämlich viele geschädigte Straßen - etwa in Wohngebieten - nicht saniert werden, dafür waren schlicht keine Gelder mehr übrig.
Welche Straßen sollen saniert werden?
Neben Teilabschnitten der Diffenéstraße und weiteren Abschnitten in Folgejahren sollen auch Teilabschnitte der Steubenstraße grundhaft erneuert, also komplett saniert werden. Dazu zählen auch Abschnitte der B 44 (Frankenthaler Straße) Richtung Sandhofen sowie weitere Abschnitte auf Höhe der Memeler Straße auf der Schönau und die Abschnitte zwischen der Walter-Pahl-Brücke (Riedbahnbrücke) und der Bahn auf dem Waldhof. Ebenso saniert werden müssen Straßen in den Quadraten der westlichen Unterstadt sowie der östlichen Oberstadt. Auch die Wilhelm-Varnholt-Allee stadtauswärts steht auf der Liste, ebenso der gesamte Speckweg.
Wie sollen künftig mehr Straßen saniert werden?
Um die Anzahl der sanierten Straßen deutlich zu steigern, will die Stadt nun eher oberflächlich ausbessern, statt die Fahrbahn komplett zu ersetzen sowie mehr Geld in die Hand nehmen. Bei den neuen Verfahren soll die Asphaltoberfläche ausgetauscht werden.
Auf dieses Verfahren setzt man bereits in der Innenstadt: Bei der sogenannten Dünnschichtasphaltsanierung (DSK) wird eine zwei Zentimeter dünne neue Asphaltschicht aufgetragen. Das sei laut Stadt zwar keine tiefgehende Sanierung mehr, aber eine gute Lösung, die zehn bis 15 Jahre lang eine gute Fahrbahn sichere. Zusätzlich soll die grundhafte Sanierung auf wichtige Straßen im Wohngebiet ausgeweitet werden, die bislang vernachlässigt wurden. Außerdem sollen künftig beim Erneuern von Stadtteilplätzen auch die umliegenden Straßen mit saniert werden.
Was fehlt noch, um den Ausbau der Straßen voranzutreiben?
Im Wohngebiet könnte mit der neuen Strategie jährlich bis zu zehn Straßen ausgebessert werden. Dafür braucht es aber weitere vier Millionen Euro pro Jahr sowie zwei weitere Vollzeitkräfte. Bei den Hauptverkehrs- und Industriestraßen will die Stadt jährlich acht weitere Fahrbahnen zusätzlich ausbessern. Dafür braucht es neben zwei weiteren Vollzeitkräften jährlich zusätzlich sechs Millionen Euro. Fürs Ausbessern von Schlaglöchern und die Erhaltung von allen Straßen braucht es fünf neue Vollzeitkräfte sowie eine weitere Millionen Euro.
Welche Folgen hat der neue Ausbau für Verkehrsteilnehmende?
Zwar werden künftig wohl flächendeckend mehr Straßen ausgebessert. Die neuen Verfahren haben aber eine kürzere Lebensdauer. Außerdem entstehen dadurch mehr Baustellen, auch auf Straßen, wo es sich bereits staut, die also stark belastet sind durch den Verkehr.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-so-schlimm-steht-es-um-mannheims-strassen-_arid,2089553.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html