Mannheim.
Blaue Samtstühle, eine große Leinwand und ein Projektor samt Lautsprecheranlage: Der ALTER am Alten Meßplatz ist seit diesem Dienstagabend um eine Attraktion reicher. Denn das Kulturamt der Stadt lädt bereits im vierten Jahr im Rahmen der Reihe „Mannheim Kinokult Open Air“ zu einem kostenlosen Sommerkino ein. Das Motto der Veranstaltungsreihe ist „Zwischen*Welten“. Gleichzeitig steht Mannheim im Fokus und wird aus verschiedenen Perspektiven durchleuchtet. So wurde entweder in der Quadratestadt sowie der Metropolregion gefilmt, oder lokale Filmemacher stecken hinter den Streifen.
Kuratorin Morticia Zschiesche hat das Kinoangebot gemeinsam mit Wolfgang Biller initiiert und entwickelt. Auf diese Weise solle die Vielfalt der Stadt gezeigt werden und wie interessant Mannheim und die Region sind, so Zschiesche. Sie sieht im Medium Film gleichzeitig ein Mittel, um die Integration zu unterstützen, da Filme einen Blick in andere Kulturen gewähren: „Das schafft kein anderes Medium.“
Satire auf das Militär
Das schöne Wetter der lauen Sommernacht lockt 100 Besucher sowie zahlreiche Zaungäste auf den Platz, der einen Steinwurf von der Neckarwiese entfernt liegt. Sie genißen die Ausstrahlung der Komödie „I Was a Male War Bride – Ich war eine männliche Kriegsbraut“. Franz Schneider freut sich auf den Film, der er schon lange einmal sehen wollte. Der Besucher war schon vergangenes Jahr beim Kinokult Open Air dabei. „Ich bin begeistert“, sagt er. Zudem kennt der Heidelberger Zschiesche. „Es ist auch ein Freundschaftsdienst“, verriet er und lächelt, während er einen Platz in der ersten Reihe ergattert.
Bei dem US-amerikanischen Film aus dem Jahr 1949 brausen die Charaktere auf dem Motorrad durch das Neckartal. Cary Grant schlüpft in die Rolle eines französischen Hauptmanns, der viel auf sich nimmt, um seiner amerikanischen Kollegin Catherine, die er schließlich heiratet, auf dem Schiff in ihre Heimat zu folgen. Pferdehaarperücke und Uniform-Rock inklusive. Die Satire, bei der die Bürokratie des Militärs elegant auf die Schippe genommen wird, feierte einst in Heidelberg Deutschlandpremiere.
Carola Bührer kann sich mit dem Thema gut identifizieren: Die 76-Jährige ist selbst in der Nachkriegszeit aufgewachsen. Das Filmangebot gefällt ihr, da sie auch den Bezug zu Mannheim schätzt. Gemeinsam mit Freundinnen schaut sich die Gartenstädterin den Film an. Und so nutzen die fünf Frauen die Gelegenheit auch, um sich mal wieder zu treffen. Anita Wiegert hat Bührer auf das Open-Air-Kino aufmerksam gemacht. „Wir waren letztes Jahr schon hier“, sagt sie. Die beiden Frauen finden es gut, das Kinoerlebnis unter freiem Himmel zu bekommen. Beide meiden wegen Corona aktuell auch geschlossene Kinos. Zudem sei es eine tolle Möglichkeit, Filme kostenlos zu schauen, vor allem für diejenigen, für die ein Kinobesuch sonst zu teuer ist, sagt Bührer.
Nivedita Banerjea findet das Filmangebot ebenfalls ansprechend. Sie freut sich auf den Film, aber eben auch auf das Erlebnis, das Open Air bietet. Geselligkeit ist an diesem Abend ebenfalls Trumpf. Paare, aber auch Freunde unterhalten sich bei einem kühlen Getränk. Eine Gruppe von Jugendlichen hat es sich in den letzten Reihen bequem gemacht.
Nicht ganz hinten, aber auch nicht vorne schaut eine vierköpfige Clique zu. Florian Streit und seine Verlobte Patricia Scherer haben sich mit ihrer Freundin und Nachbarin Marilena Kranz und deren Freund Felix Faulhaber beim Open-Air-Kino verabredet. Streit ist einerseits wegen des Erlebnisses gekommen. „Aber der Kulturgedanke ist auch da“, sagt der 30-Jährige und lacht. Der Film interessiert den Mannheimer – auch die kommenden Streifen möchte er anschauen. Auch seine 28-jährige Partnerin freut sich auf den Klassiker und hofft, dass sie noch weitere Sommerkino-Abende besuchen kann. Kranz und Faulhaber gehen gern ins Kino; angesichts der aktuellen Eintrittspreise finden sie es angenehm, dass die Filme kostenlos geschaut werden können. „Wir folgen dem Account Kultur am Neckar via Instagram“, sagt Faulhaber. So haben sie von dem Filmabend erfahren.
Sämtliche Altersgruppen
Nach einer kurzen Begrüßung geht es auch schon los. Den Film gibt es sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache, aber ausschließlich mit englischen Untertiteln. Die Zuschauer dürfen abstimmen – und entscheiden sich mit knapper Mehrheit für eine Ausstrahlung auf Deutsch. Zu sehen sind Szenen, die unter anderem in Schwetzingen, Heidelberg, am Neckar und in Mannheim gedreht wurden. Die Stimmung ist bestens. Es wird viel gelacht und applaudiert. Zschiesche freut sich über den Erfolg. Toll findet sie nicht zuletzt, dass sämtliche Altersgruppen zusammengekommen sind. „Der Abend mit Cary Grant hat total Spaß gemacht.“
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