Mannheim. Auf der einen Seite volle Züge und viele Fahrräder, auf der anderen Seite der Umstieg von der Straße auf die Schienen und viele günstige Ausflüge. Diese Redaktion hat Leserinnen und Leser gefragt, was sie von dem Ticket gehalten und wie sie es genutzt haben.
Ute Sohl aus Nienburg:
Für mich ist das „9-Euro Ticket“ ein wirkliches Reizwort und absoluter Stress. Ich habe seit vielen Jahren ein teures Abonnement der 1. Klasse für meine tägliche Fahrt vom Wohnort zum beruflichen Mittelpunkt. Was bis vor wenigen Wochen eine entspannte Fahrt bedeutete, ist seit Einführung des Tickets in vielen Fällen zum Horrortrip geworden. An manchen Tagen haben diese privilegierten Fahrgäste jedes zur Verfügung stehende Abteil für sich beansprucht: Die 1. Klasse ist im Regio Express oft so voll wie nie, ein Zugbegleiter weit und breit nicht in Sicht (was ich fast schon verstehen kann). Maskentragen ist vielfach ein Fremdwort, und die Toiletten sind meist unbenutzbar. Wo waren all diese Menschen, bevor es das Billigticket gab, und wer lehrte sie, wie man sich benehmen sollte? Ich bin aggressiv, sehr aggressiv sogar, was meinem Naturell eigentlich nicht entspricht, aber wenn man sich vor jeder Fahrt grauselt und dafür noch teuer bezahlen muss (334 Euro monatlich), dann darf man sicher zu Recht empört sein. An Wochenenden muss ich dann das Auto wählen, wenn ich die innere Ruhe bewahren möchte.
Erika Keller aus Edingen-Neckarhausen:
Seit elf Jahren habe ich bereits die Karte ab 60 abonniert. So gesehen war das 9-Euro-Ticket für mich nichts Neues. Ich habe in den drei Monaten Geld gespart. Das ist natürlich schön, denn als Rentnerin muss man schon sehen, wo man bleibt. Grundsätzlich mache ich alle Besorgungen und Arztbesuche im Gebiet der VRN mit der OEG und den Straßenbahnen. Nur wenn es richtig viel zu tragen gibt oder der Weg zu umständlich ist, nehme ich das Auto. Bei dieser Aktion hat mir gefallen, dass man netzübergreifend mit der Bahn fahren konnte. So waren auch Städte wie Karlsruhe, Ettlingen und Bad Herrenalb ohne zusätzliche Kosten erreichbar. Auch Darmstadt und Frankfurt konnte ich mit meinen Freundinnen besuchen. Wir hatten Spaß. Ich finde die Einteilung des Verbundnetzes im Moment sehr unglücklich. Was soll ich in Kaiserslautern oder Würzburg, wenn die nächstgelegenen Städte mit sehr guter Anbindung nicht ohne teure Mehrkosten zu erreichen sind?
Katharina Ozaine aus Mannheim:
Meine Erfahrung mit diesem Ticket sind durchaus positiv. Ich war schon gleich zu Beginn am 2. Juni nach Bielefeld zu einem schwerkranken Freund unterwegs. Ich konnte ganz kurzfristig fahren und am nächsten Tag wieder zurück. Die Züge waren fast alle überfüllt, die Menschen haben auf die Bahn geschimpft, waren aber fast alle gut gelaunt, haben miteinander gesprochen und gelacht. Allerdings war ein Gang zur Toilette nicht möglich. Ich habe in größeren Städten wie Köln und Mainz eine Stunde Pause gemacht.
Insgesamt habe ich auch Kurztrips in die nähere Umgebung gemacht und bin zurückgefahren, wenn ich genug hatte. Erst dabei ist mir aufgefallen, dass es so befreiend ist, wenn man keine Zugbindung hat und sich über Ländergrenzen und Verkehrsverbünde hinweg ganz einfach bewegen kann. An den letzten heißen Tage habe ich den Abend zum Rausgehen entdeckt. Aufs Fahrrad nach 18 Uhr und los. Wenn es dunkel wurde, ab in die nächste Bahn und in die Nähe meiner Adresse. Manchmal habe ich dann die letzte Strecke wieder mit dem Rad zurückgelegt. Das hat den großen Vorteil, dass um diese Uhrzeit genügend Platz in den Bahnen ist und ich mich freue, dass ich nicht in der schlimmsten Hitze in überfüllte Bahnen steigen muss. Ich bedauere sehr, wenn es kein 9-Euro-Ticket mehr gibt. Ich bin in diesen drei Monaten wenig Auto gefahren und habe trotzdem den Eindruck, meinen Bewegungsradius erweitert zu haben.
Ich musste nicht immer zurück zum Auto, stattdessen habe ich die nächste Haltestelle gesucht und bin einen anderen Weg zurückgefahren. Ich hatte mehrere Jahre das Ticket ab 60, habe es allerdings inzwischen nicht mehr, weil ich damit nicht nach Frankfurt komme. Preisgünstige Ländertickets sind von Mannheim aus nicht sehr zielführend. Ich bin also sehr an einem bezahlbaren Nachfolgemodell interessiert.
Sabine Held-Wagner:
Ich bin in der letzten Zeit sieben Mal mit der Bahn gereist. Sowohl mit dem 9-Euro-Ticket als auch mit dem ICE. Von diesen sieben Mal bin ich sechs Mal verspätet angekommen. Die Verspätungen beliefen sich von 30 Minuten bis 120 Minuten. So kann die Bahn keine weiteren Fahrgäste gewinnen. Diese Unzuverlässigkeit kann sich kein Brufstätiger, Schüler oder Student leisten.
Corinna Ihrig aus Mannheim-Friedrichsfeld:
Hier kommt mal meine Aufzählung, was ich in den vergangenen Wochen alles mit dem 9-Euro-Ticket abgeklappert habe. Als Friedrichsfelderin habe ich den Vorteil, zwei Bahnhöfe nutzen zu können: Friedrichsfeld Süd und Edingen-Neckarhausen.
Das 9-Euro-Ticket kam mir gerade recht. Denn es ist Sommer, aber ich hatte keine echte Motivation für Urlaub bei den Meldungen über den Wahnsinn an den Flughäfen. Da ich Feste, Events, Konzerte, Kunst und Kultur liebe, musste ich nur schauen, wo in der Umgebung was los ist und ob ich da dann auch gut mit den Öffentlichen hinkomme. Und es war genug los! Die Hinfahrten haben meist pünktlich geklappt, bei Rückfahrten nachts gab es doch immer mal Verspätungen von 20 bis 30 Minuten – das war nicht ganz so toll, aber zu Mitternacht war ich meistens zu Hause. Es hat sich immer alles gelohnt.
Ich bin im Juni zwei Mal im Capitol, zwei Mal im Nationaltheater, zum Stadtbummel in Mosbach oder zum Sun Downer in Ladenburg, im Luisenpark und zweimal in Ludwigshafen beim Rheinuferfest gewesen. Im Juli war ich bei der Schlagerparty im Heimatrock Ladenburg, im Luisenpark, auf dem Spinelli Bugaverein-Treff, bei den Schlossfestspiele Heidelberg, der „ART“ in Karlsruhe oder im Capitol. Im August war ich in Heidelberg, beim Sommernachtsfest in Neckargemünd, der Kerwe in Weinheim, der CSD-Parade Mannheim, im Biergarten Seckenheim, bei Rock im Park mit Capitol in Ilvesheim und bei der Kerwe in Ilvesheim, bei Wein und Genuss in Mannheim und beim Filmfestival. Alles mit dem 9-Euro-Ticket erreicht – ich bin mehr als zufrieden, habe immer einen Sitzplatz gehabt, und es gab keine übervollen Bahnen zu den Zeiten, zu denen ich unterwegs war.
Ich wünsche mir, dass es so ein günstiges Ticket weiterhin gibt – vor allem auch im nächsten Jahr, hinsichtlich der Buga! Ein günstiger Nahverkehr für die Buga wäre echt toll. Schwetzingen ist leider nicht so gut per Bahn zu erreichen. Tagsüber geht’s, aber man kommt nach 20 Uhr nicht mehr zurück – oder ist halt lange unterwegs. Zu den Parkkonzerten in Schwetzingen mit Max Giesinger und Sarah Connor – und natürlich zum Ketscher Fischerfest – ging es deshalb nur mit dem Auto…
Gerd Effler aus Bürstadt:
Meine Frau und ich haben die Karte ab 60. Jetzt konnten wir auch die Karte in Hessen (Frankfurt, Darmstadt oder auch in Mainz) benutzen. Wir wünschen uns ein Ticket, das auch über das Gebiet des VRN hinausgeht.
Günther Naßhan:
Ich habe mit dem 9-Euro-Ticket überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Seit Anfang Juni nutze ich es wöchentlich zwei bis drei Mal, meist an Werktagen mit und ohne Fahrradmitnahme. Dabei bin ich mit S-Bahn, RB oder RE von Mannheim nach Mosbach, Neustadt, Eppingen, Karlsruhe oder auch mal nach Kaiserslautern gefahren. In dieser Zeit gab es einmal einen Oberleitungsschaden am Mannheimer Hauptbahnhof, verbunden mit etlichen Zugausfällen und ordentlichen Verspätungen, was meinen Tagesplan zunichte gemacht hat.
Ansonsten gab es immer mal wieder kleinere Verspätungen von 15 bis 30 Minuten. Die Fahrradmitnahme an Wochenenden erwies sich auf manchen Strecken aufgrund der starken Auslastung als schwierig bis unmöglich. Das 9-Euro-Ticket ist ein sehr attraktives und kostengünstiges Angebot, vor allen, weil die lästigen Verbundübergänge entfallen und es somit unproblematisch bundesweit genutzt werden kann. Es wäre wünschenswert, dass es künftig dauerhaft etwas Vergleichbares gibt.
Petra Herrle aus Mannheim:
Meine Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket sind positiv. Ich bin von jeher Fan des ÖPNV. Ich bin 20 Jahre lang jeweils mit meiner Monatskarte zur Arbeit gefahren, auch heute noch benutze ich lieber Bus und Bahn statt Auto, wenn man mal von weiteren Reisen absieht. Für mich war das Ticket eine Art Belohnung für meine jahrelange Treue zur RNV. Mein Mann, ein überzeugter Autobefürworter, und ich sind viel in der Region unterwegs gewesen, und auch er konnte der Tatsache etwas abgewinnen, dass er keinen Parkplatz suchen musste und auch mal ein Glas mehr trinken konnte.
Wir waren oft mit Freunden aus der Pfalz unterwegs – dass das zwei Mal misslungen ist, lag nicht am Ticket, sondern an der maroden Infrastruktur. Die Ausflüge hätten wir ohne das Ticket jedenfalls nicht gemacht. Es war ein Gewinn für die lokale Gastronomie und für uns. Es wäre sehr schön, wenn es in Zukunft weiter ein preisgünstiges Angebot gäbe, vielleicht nicht deutschlandweit, aber zumindest für die Metropolregion.

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Uschi Breuninger aus Viernheim:
Wir haben das 9-Euro-Ticket mehrfach für Bus, Straßenbahn und S-Bahn Fahrten benutzt, speziell außerhalb der Stoßzeiten, da wir mal ausprobieren wollten, ob man auch ohne Auto unkompliziert und vor allem entspannt ans Ziel kommen kann. Von Viernheim aus haben wir Heidelberg, Eberbach, Bensheim und Mainz angesteuert, da wir uns nur Ziele gesucht haben mit maximal zwei Umsteigemöglichkeiten und einer Fahrzeit von nicht mehr als zwei Stunden.
Bis auf ein paar Verspätungen von etwa fünf bis zehn Minuten bei S- und Regionalbahnen hat alles gut geklappt. Bus und Straßenbahn waren sogar fast immer pünktlich. Die Toiletten in den Regionalbahnen waren nicht immer verfügbar, und die Klimatisierung war nicht immer gut – mit der Maske wurde es bei längeren Fahrten ziemlich unangenehm. Auch so mancher Bahnhof lässt auf baldige Sanierung hoffen! Wir hatten noch einen Kurzurlaub im Nordschwarzwald oder Heilbronner Land mit Regionalzügen geplant, haben das jedoch wegen zahlreicher Probleme auf den betroffenen Schienennetzen verworfen, da mit Zugausfällen und Verspätungen sowie dem Einsatz von Schienenersatzverkehr zu rechnen war.
Hat man dann auch noch Gepäck dabei und muss in überfüllte Verkehrsmittel ausweichen, ist das wirklich keine gute Alternative. Unser Fazit: Angesichts des attraktiven Preises war es bei kürzeren Entfernungen eine gute und preisgünstige Alternative, wenn man genügend Zeit mitgebracht hat. Ziele, bei denen man mehr als zwei mal umsteigen muss und die länger als zwei bis drei Stunden dauern, würden wir deshalb nicht mit „Öffentlichen“ machen. Wir würden auch in Zukunft häufiger Bus und Bahn nutzen, sofern ein unkompliziertes Tarifsystem zu einem vernünftigen Preis angeboten wird. Wir hätten uns jedoch gewünscht, dass diese wirklich sehr gute Idee mehr Menschen vom ÖPNV überzeugt und dass es nicht gerade in den heißesten Monaten und auch noch in der Ferienzeit angeboten wird. Überfüllte und schlecht klimatisierte Verkehrsmittel sind in der Sommerhitze nicht gerade sehr attraktiv.
Simone Linert aus Mannheim:
Ich fahre sonst immer mit dem Rad. Aber ich dachte mir: „Holste mal ein Ticket.“ Ich muss sagen, dass ich das 9-Euro-Ticket eine super Idee fand. Mit den Zugfahrenden kann ich nicht mitreden, aber für die Nutzung der Straßenbahn war es klasse. Ich kann nichts Negatives berichten.
Angelika Cooper aus Mannheim:
Mein Mann und ich sind Rentner und haben schon lange die Karte ab 60. Es war sehr erfreulich, dass uns in den Monaten Juni, Juli und August auch nur neun Euro berechnet wurden, eine Ersparnis von rund 76 Euro für uns beide zusammen pro Monat. Unser Auto steht fast nur noch in der Garage. Wir fahren in die Innenstadt sowieso nur mit der Straßenbahn. Wir habe jetzt Fahrten nach Frankfurt gemacht, da müssten wir sonst zu viel zuzahlen. Ebenso nach Mainz. Wir sind unter der Woche gefahren und haben positive Erfahrungen gemacht.
Die Züge waren gut besetzt, aber wir haben immer sofort einen Sitzplatz bekommen. Da wir Ziele gewählt haben, bei denen man nicht umsteigen muss, haben sich auch Verspätungen in Grenzen gehalten, vielleicht einmal zehn Minuten, nie mehr. Natürlich wäre es uns auch nicht eingefallen, mit Fahrrädern in die Züge einsteigen zu wollen. Wir haben noch vor, nach Karlsruhe in den Stadtgarten zu fahren und nach Wiesbaden. Wenn es nicht so heiß gewesen wäre, hätten wir noch mehr unternommen. Danke denen, die das möglich gemacht haben.
Barbara Roth-Bieler:
Das 9-Euro-Ticket finde ich super! Seit Juni fahre ich Fahrrad und mit Bahn und Bus. Die Aufhebung von den unsinnigen Waben ist genial und viel billiger. Kein Benzin verschwenden, keine Parkgebühr bezahlen. Es ist auch sehr interessant, wie sich Menschen in öffentlichen Räumen so verhalten. Ich war geschockt. 90 Prozent tragen Ohrstöpsel fürs Handy, keiner redet mehr mit seinem Gegenüber, nur mit dem Handy wird geredet. Selbst mit den Kleinsten wird nicht gesprochen. Handy, Handy, Handy.
Meiner Ansicht nach müsste jeder Politiker einmal im Monat mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Diese Erfahrung ist unglaublich in jeder Hinsicht. Fazit: Wenn man Zeit hat, ist das Ticket super! Aber wenn man pünktlich sein muss, endet es in einer Katastrophe. Deshalb ist es für Berufstätige kaum möglich, auf das Auto zu verzichten. Ich würde mich freuen, wenn es ein ähnliches Ticket künftig geben würde, denn selbst das Jobticket oder das ab 60 hat diese Waben, und vor dem Kartenautomaten ist das eine Herausforderung.
Inge und Dieter Langweiler aus Mannheim:
Unser Reisebericht: Los ging’s am Donnerstag, 21. Juli, um 10.45 Uhr, Haltestelle OEG-Bahnhof Seckenheim mit Ziel Herzogenriedpark. Zuerst sind wir mit der Linie 5 die Strecke durch Mannheim über die Ebert-Brücke bis Nähe Eingang Park gefahren. Wir waren umringt von Fahrgästen ohne Nasen-/Mund-Schutz (mindestens sechs in unmittelbarer Nähe). Darunter war auch eine junge Frau, die die ganze Fahrt über lautstark per Handy kommunizierte.
Ein Mann mittleren Alters lenkte unsere Aufmerksamkeit auf ein Kunstwerk, das eventuell seinen ganzen Körper bedeckte. Vielleicht trug er deswegen keine Maske, um uns die Tätowierung auf Hals und Gesicht nicht vorzuenthalten. Zurück ging die Fahrt mit Linie 4 bis Haltestelle Theresienkrankenhaus. Wir stiegen am Lessing-Gymnasium in die Linie 5 nach Seckenheim OEG-Bahnhof um. Auf den ersten Blick war alles besetzt. Ein junges Mädchen machte auf Nachfrage den Platz neben sich frei; eine Plastiktüte war ihre Begleitung. Ich verzichtete zugunsten meines Mannes – wir sind ja schließlich emanzipiert.
Die Dame gegenüber rechtfertigte den „besetzten“ Fensterplatz neben sich damit, dass ihr Instrumentenkasten eine Geige beinhalte! Ich entdeckte noch eine Sitzgelegenheit, auf der sich eine Tasche befand. Der junge Mann daneben gab sich freundlich, in der er beide Plätze freimachte (er stieg an der nächsten Haltestelle aus). Aber da er keine Maske trug, hätte ich mich so oder so nicht neben ihn gesetzt. Seit dem 9-Euro-Ticket sind wir relativ oft mit der Bahn gefahren. Nicht einmal wurde kontrolliert, ob Fahrgäste Maske tragen.
Rolf Janson:
Meine Frau und ich waren schon mehrere Male in der Ferienwohnung in Nonnenhoern/Bodensee. Sonst sind wir immer mit dem Auto gefahren, waren dort mit dem Fahrrad unterwegs. Am Sonntag, 24.Juli, waren wir mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs. Wir standen abfahrbereit am Bahnsteig und warteten und warteten, bis Mitreisende bemerkten, dass auf der Hinweistafel steht: „Dieser Zug fällt wegen Schaden aus.“
Eine Alternative gab es nicht. Was nun? Wir sind mit dem Auto nach Überlingen. Zwei Damen mit Koffer, die auf der auf der Heimreise waren, haben wir bis Friedrichshafen mitgenommen, damit sie ab Friedrichshafen ihre reservierten Sitzplätze nach Düsseldorf erreichen. Ich selbst bin kein Bahnfahrer, und mit dem 9-Euro-Ticket hat mich die Bahn auch nicht überzeugt.
Marie-Luise Wünnenberg aus Mannheim:
Vorab: Ich bin 79 Jahre und mit einem Rollator unterwegs. Aufgrund meiner Krankheit habe ich ein 90-Euro-Jahresticket und mich sehr gefreut, dass nun alle, die es wünschen, sehr günstig fahren können. Was mich jedoch erschreckt hat, waren die vielen Fahrräder in den S-Bahnen! Mit meinem Rollator sitze ich dort, wo die Fahrräder sind. Das Chaos war so heftig, dass ich beschlossen habe, vorläufig nicht mehr S-Bahn zu fahren. Die Hilfsbereitschaft war groß, aber erleben Sie mal, dass erst die Radfahrer aus- und dann wieder einsteigen müssen, wenn Sie selbst aussteigen wollen. Wie könnte man das ändern? Dennoch: Daumen hoch für dieses Ticket!
Pia Bennert aus Heuchelheim:
Ich werde es vermissen! Das 9-Euro-Tcket hat meine Reiselust gesteigert, und ich hatte ein Auto, das häufiger in der Garage stand! Bevor hier vielleicht zu viele Berichte eintreffen, die von überfüllten Zügen und Zugausfällen berichten, will ich ein ganz klares JA zum 9-Euro-Ticket loswerden.
Mich hat es nach all den Jahren wieder zu Zug und Bus gebracht. Ja, auch das habe ich alles erlebt. Ein Gerade-noch-so-einsteigen-können und hoffen, dass die Tür sich noch hinter einem schließt, Verspätungen, Ausfälle mit der bangen Frage, wo und wie geht es weiter? Ich habe dennoch alle meine Ziele erreicht. Wie sollte die Deutsche Bahn auch innerhalb so kurzer Zeit nach jahrelangem Sparkurs einen solchen Ansturm verkraften? Und dennoch: Es war sooo einfach! Keine Frage, ob das Ticket hier noch gilt? Wo hört der Verbund auf? Ab wann brauche ich ein Anschlussticket? Einfach einsteigen in Bus, S-Bahn, Zug. Ich habe es zusammen mit anderen für Städtetrips (Baden-Baden, Wissembourg, Speyer, Karlsruhe, Mannheim) genutzt.
Aber auch für Fahrten ins Umland, die ich definitiv sonst mit dem eigenen Auto gemacht hätte. Gerne würde ich weiterhin den Bus nehmen, aber nicht um jeden Preis. Ich werde ihm nachtrauern, dem 9-Euro-Ticket – ein 69-Euro-Ticket wird sich für mich nicht rechnen.
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