Mannheim. Chanukka wird manchmal als jüdisches Weihnachten bezeichnet. Doch das Fest hat nichts mit Jesu Geburt zu tun, und auch die Art zu feiern unterscheidet sich von der der Christen: Am 7. Dezember feiern die Juden ein Wunder, das sich im jüdischen Jahr 3597 - also 164 vor Christus - ereignet hat.
Zu diesem Feiertag wird auf dem Rabbiner-Grünewald-Platz in Mannheim das erste Licht des achtarmigen Leuchters Chanukkia angezündet und anschließend mit einem Konzert im jüdischen Gemeindehaus gefeiert, zu dem Menschen aller Glaubensrichtungen eingeladen sind. Das Datum markiert den Sieg der Makkabäer über die Griechen und die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem.
Für die Wiedereinweihung war das ununterbrochene Brennen des achtarmigen Leuchters ein wichtiger Bestandteil, wie Kantor Amnon Seelig erklärt. Jeden Tag wird eine weitere Kerze angezündet, bis am achten Tag alle acht Kerzen brennen. Laut Überlieferung habe sich jedoch nur noch genügend Öl für einen Tag in dem Tempel gefunden. „Durch ein Wunder hat diese kleine Menge Öl aber für acht Tage gereicht, so dass der Tempel eingeweiht werden konnte“, sagt Seelig.
Chanukka ist ein häusliches Fest
Chanukka sei ein häusliches Fest, bei dem nicht die ganze Familie - wie etwa an Weihnachten - zusammenkomme, so der Kantor weiter. Beim Anzünden der Kerzen, jeweils um 18.30 Uhr und am Freitag um 15.45 Uhr, werden an den acht Abenden Gebete gesprochen. Jede der acht Kerzen dürfe nur mit der neunten Kerze angezündet werden: Sie befindet sich zwar auch an dem achtarmigen Leuchter, darf aber nicht mitgezählt werden. Es gebe viele Lieder, die in jedem jüdischen Haushalt gesungen werden. „Und wir essen an Chanukka viel fettiges Essen wie Kartoffelpuffer und Berliner - alles, was in Öl gebraten wird“, sagt Seelig.
In manchen Familien würden Geschenke oder Chanukka-Geld an die Kinder verteilt. Beliebt sei außerdem das Spiel um Süßigkeiten mit dem Dreidel. Auf diesem vierkantigen Kreisel stehen die hebräischen Buchstaben Nun, Gimel, He und Schin. Sie stehen für den Satz „Ein großes Wunder geschah dort“. Je nachdem, welcher Buchstabe fällt, gewinnt das Kind, das an der Reihe ist, entweder nichts, alles, die Hälfte oder muss eine Süßigkeit in die Kasse legen.
Chanukka-Konzert im Jüdischen Gemeindehaus in Mannheim
Um 19 Uhr, nach dem zeremoniellen Chanukka-Kerzenzünden vor der Mannheimer Synagoge, wird im Jüdischen Gemeindehaus das jährliche Chanukka-Konzert stattfinden. Unter der Leitung von Johannes Michel spielen das Ensemble Mannheim Vocal und das La Roche Streichquintett sowie die Solisten Nathalie Seelig aus dem NTM-Opernchor und der Kantor der jüdischen Gemeinde, Amnon Seelig.
Neben Stücken von Samuel Adler und Hugo C. Adler steht das Chanukka-Oratorium von Alon Schab im Zentrum des Konzerts. Das Stück spiegelt die christliche Tradition der Weihnachtsoratorien wider und fügt einen jüdischen Twist hinzu: Das Chanukka-Oratorium erzählt die Geschichte von Chanukka anhand hebräischer Texte aus jüdischen Quellen. Das Konzert wird vom Samuel-Adler-Verein und der Jüdischen Gemeinde Mannheim organisiert, mit Unterstützung der Stadt Mannheim. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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