Kaum Schlaf und gerade mal Zeit, kurz das Kleid zu wechseln, die Frisur zu richten, sich in ihrer Suite in der Prinzessinnenherberge im „Maritim“ frisch zu machen und neu zu schminken – Feiern fast rund um die Uhr, so würde eigentlich das Wochenende für Daniela Kinney aussehen. Aber die 35-jährige Medizinisch-Technische Assistentin (MTA) ist wie eine Regentin ohne Land, nämlich Stadtprinzessin – fast – ohne Fasnachtskampagne. Die fiel wegen Corona nahezu aus, und nach dem russischen Krieg gegen die Ukraine hätte an diesem Wochenende ohnehin wohl kaum jemand Lust gehabt, fröhlich zu feiern.
Im November haben ihr die „Pilwe“ noch eine glanzvolle, würdige Inthronisation beschert. Es war für sie ein besonderer Moment, auf den sie lange hingefiebert hatte – denn eigentlich wollte und sollte sie bereits in der Kampagne 2020/2021 regieren. Die wurde wegen der Pandemie aber komplett abgesagt. Weil die Vereine, die nach den „Pilwe“ turnusgemäß mit der Nominierung der Stadtprinzessin an der Reihe gewesen wären, einer Verschiebung zustimmten, durfte sie ihre Kampagne nachholen – eigentlich.
Selbstverständlich ist das nicht, gibt es doch da eine feste Reihenfolge. Aber schließlich war alles vorbereitet, acht prächtige Kleider gekauft, Orden in Auftrag gegeben. Nach wenigen Wochen im Amt folgte im November 2021 die erneute Absage für 2022 – und wieder musste Daniela Kinney bangen, ob aus ihrem Traum, die Stadtprinzessin Daniela II. zu sein, jemals noch etwas wird. Aber erneut stimmten die Vereine zu, und sie darf das Zepter auch 2023 schwingen.
Seltsames Wochenende
An diesem Wochenende wäre der Höhepunkt ihrer Kampagne – mit närrischer Bootsfahrt der Karnevalskommission auf Rhein und Neckar, kleinem Umzug durch Breite Straße und Planken sowie Fahrt mit dem Riesenrad der Fasnachtsmess am Samstag. Dann folgen für das Prinzenpaar üblicherweise dicht getaktet unzählige Besuche bei Kindermaskenbällen, abends bei vielen Feten, sonntags dann Prinzen- und Prinzessinnenfrühstück sowie der große Fasnachtszug.
Und nun? Es wird ein seltsames Wochenende für Daniela Kinney. Aber wenigstens ab und zu darf sie eines ihrer prächtigen Kleider tragen, etwas feiern. Am Samstag besucht sie abends die Gönnheimer Fasnachtszunft. Am Sonntag haben die „Pilwe“ eine eigene, interne Veranstaltung in ihrer Neckarauer Scheuer, und abends geht die Stadtprinzessin zur Verleihung des Bloomaulordens. „Ja, ist schade“, seufzt sie über das eher schmale Programm, „aber wir haben für Montag und Dienstag noch Termine in den Kindergärten“, freut sie sich.
Alles besser als gar nichts – aber natürlich sehr wenig für eine echte Fasnachterin wie Daniela Kinney, die seit ihrem zwölften Lebensjahr in der Garde tanzt und bereits 2017 in Ludwigshafen Vereinsprinzessin der Stadtgarde war. Damals hat sie intensivere Kontakte nach Mannheim geknüpft und besonders die „Pilwe“ kennengelernt, die sie nun gerne als Stadtprinzessin nominierten.
Bei Onlinesitzung dabei
Einige wenige Veranstaltungen habe sie ja erleben dürfen, etwa die Gardevorstellung des eigenen Vereins oder das gemeinsame Ordensfest der „Pilwe“ mit dem „Lallehaag“ und den „Löwenjägern“, die Gardevorstellung der „Löwenjäger“, des „Lallehaag“ und bei der Polizei Heidelberg, beim CCW, bei den „Hellesema Grumbe“ sowie den „Stroseridder“. Einige Vereine der Region veranstalteten nach der offiziellen Absage der Kampagne ja „Drive-in-Ordensfeste“ mit kurzen Ehrungen im Freien, etwa beim CC Rot-Weiß Lampertheim, bei den „Mauerblümcher“ in Hockenheim oder bei den „Kurpfälzer Trabanten“. Da war sie gerne dabei. In Mannheim hatten sich die Vereine gegen derartige, bei Fasnachtern umstrittene Veranstaltungen entschieden.
An diesem Wochenende ist Daniela II. bei der Feudenheimer Frauenfasnacht – der einzigen Onlineveranstaltung eines Mannheimer Vereins in dieser Kampagne – zu sehen, ebenso bei zwei Onlinesitzungen in der Region. Auch beim Training einiger Vereine schaute die Regentin vorbei – um die Gardemitglieder zu motivieren, dass sie durchhalten, bis wieder richtig gefeiert werden kann und Auftritte möglich sind.
„Ich habe diese wenigen Auftritte sehr genossen“, so Daniela Kinney, „und hatte meistens auch genügend Zeit, um länger an diesen Veranstaltungen teilzunehmen“, hebt sie hervor – denn Zeit fehlt oft, wenn das Prinzenpaar in einer Kampagne um die 200 Termine wahrzunehmen hat. Auf die Kampagne 22/23 freut sie sich nun „riesig“ und hofft, „dass wir endlich wieder wie gewohnt feiern können“.
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