Schulbau

Sanierung der Mannheimer Pestalozzischule kostet mehr als 50 Millionen Euro

So viel Geld wurde wohl noch nie für eine Mannheimer Grundschule ausgegeben. Die Arbeiten an der Pestalozzischule in der Schwetzingerstadt werden wohl 52 Millionen Euro kosten. Mehrere Gründe treiben den Preis nach oben

Von 
Bertram Bähr
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Die Pestalozzischule in der Schwetzingerstadt besitzt eine lange Geschichte – und ein altehrwürdiges Gebäude. Wenn in den nächsten Jahren die Generalsanierung ansteht, hat der Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden. © Thomas Tröster

Mannheim. „Es ist richtig, es ist wichtig, aber es fällt uns dennoch nicht leicht“, räumt Bildungsbürgermeister Dirk Grunert unumwunden ein. Denn das, was „richtig und wichtig“ ist, die Generalsanierung und der Ganztags-Ausbau der Pestalozzischule, verschlingt einen erheblichen Geldbetrag. Nach den derzeitigen Berechnungen werden für das Projekt in der Schwetzingerstadt fast 52 Millionen Euro fällig.

„Das ist eine Zahl, die wir so für eine Grundschule in dieser Stadt noch nie hatten - und auch hoffentlich nie wieder haben werden“, so Grunert im Bildungsausschuss. Von „erheblichen Finanzmitteln“ spricht Oberbürgermeister Peter Kurz zwei Tage später auch im Hauptausschuss. Man habe „mehr als einmal schlucken“ müssen, gesteht Stadträtin Stefanie Heß (Grüne). Heidrun Kämper (SPD) befürchtet, „an die großen Zahlen werden wir uns wahrscheinlich gewöhnen müssen“.

Erste Ideen schon 2006

Gleichwohl: Es herrscht parteiübergreifend Einigkeit, dass es zu dem Vorhaben keine Alternative gibt. Und so empfehlen sowohl Bildungs- als auch Hauptausschuss dem am 11. Oktober tagenden Gemeinderat eine Zustimmung zu den hohen Kosten. Er soll außerdem der städtischen Schulbaugesellschaft BBS den Auftrag erteilen, mit den Vorbereitungen zu beginnen.

Für Dirk Grunert ist klar: Die Generalsanierung ist überfällig. „Wir haben das schon viele Jahre auf der Agenda.“ Erste Ideen habe es 2006 gegeben. 2012 wurde es dann konkreter, aber die Pläne verschwanden wieder in der Schublade. Jetzt, beim erneuten Anlauf, soll es klappen. Und zwar nicht nur deshalb, weil das Gebäude dringend saniert werden muss. Sondern auch, weil viele Ganztagsplätze gebraucht werden. Denn ab dem Jahr 2026 tritt ein Rechtsanspruch in Kraft.

Gründerzeitliches Gebäude steht seit mehr als hundert Jahren

  • Mehr als hundert Jahre alt ist die Pestalozzischule. Als „Grundschule mit Förder- und Hilfsklassen“ wurde sie an der Nahtstelle zwischen Ost- und Schwetzingerstadt errichtet.
  • Die Bauarbeiten liefen von Oktober 1909 bis September 1911. Das gründerzeitliche Gebäude war gedacht für den Betrieb von zwei Schulen, Jungen- und Mädchenschule, dazwischen ein Mittelbau.
  • In den Kriegsjahren 1943 und 1944 wurde die Schule bei Fliegerangriffen erheblich beschädigt. Nach dem Krieg waren neben Jungen- und Mädchenabteilung ein Kinderhort und das Besatzungskostenamt untergebracht.
  • 1957 entstand ein Mittelschulzweig, der Ende der 1960er Jahre die Realschule bildete. Sie wurde 1996 aufgelöst.
  • Neben der Grundschule gab es danach die Werkrealschule, sie ist seit Ende des Schuljahrs 2019/20 geschlossen. Deshalb ist viel Platz für den Ausbau vorhanden. bhr

Die Pestalozzischule wird bis dahin allerdings noch nicht in neuem Glanz erstrahlen. Der Baubeginn ist für das Jahr 2024 vorgesehen, „die Inbetriebnahme des Gebäudes soll so rasch wie möglich erfolgen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage für die Ausschüsse. Aber mit einer Fertigstellung sei frühestens „innerhalb des Schuljahres 2027/28“ zu rechnen. Das setze „allerdings einen optimalen Bauablauf voraus“.

Neue zentrale Verbindung

Der Ganztagsbetrieb kann nur zu Beginn eines Schuljahres aufgenommen werden, daher also nicht vor dem September 2028. Die Stadt plant mit vier Zügen - also vier Klassen pro Jahrgang - und einem für alle Schülerinnen und Schüler verbindlichen Ganztagsangebot.

Was die Kosten in die Höhe treibt, ist nicht zuletzt der Denkmalschutz. Aber auch wenn die Gebäudestruktur erhalten werden muss, wird es umfangreiche Umbauten geben. Denn das zwischen 1909 und 1911 entstandene Gebäude war ursprünglich für zwei Schulen gedacht: eine für Jungen und eine für Mädchen - mit zwei Gebäudeflügeln, die durch einen Mittelteil verbunden sind.

In diesem Mittelteil befinden sich zwei Turnhallen. Die Durchgänge zwischen den Gebäudeteilen sind deshalb beschränkt - und derzeit nur möglich durch die untere Turnhalle, unterhalb der Hallen im Untergeschoss und oberhalb der Hallen im dritten Obergeschoss. Das soll sich mit der Generalsanierung ändern, das Haus wird durchlässiger werden. Und zwar im Wesentlichen dadurch, dass zwei neue, zeitgemäße Sporthallen nach oben verlagert werden. Dadurch entsteht im Erdgeschoss in unmittelbarer Nähe zum Haupteingangsbereich Platz für eine Mensa.

„Diese schafft als zentral gelegener Aufenthaltsort die Verbindung zwischen dem westlichen und östlichen Gebäudeflügel“, so die Verwaltungsvorlage. Zusätzlich verbinden „eine brückenartige Galerie“ im ersten und ein neuer Ost-West-Durchgang im zweiten Obergeschoss die beiden Teile.

Sporthallen auch für Vereine

Die beiden Sporthallen sollen übrigens nicht nur von der Pestalozzischule, sondern auch von anderen Schulen im Umfeld und in den Abendstunden von Vereinen genutzt werden können. Um in die Sportbereiche zu gelangen, muss niemand durch die eigentlichen Schulräume, ein Zugang ist über die seitlichen Treppenhäuser oder über einen Aufzug möglich. Zur Gesamtmaßnahme gehören unter anderem noch eine Entlüftungsanlage, die Schulhofsanierung und - falls der Denkmalschutz nicht widerspricht - eine große Photovoltaikanlage.

Für Kollegium, Schülerinnen und Schüler bringt das in drei Bauabschnitte gegliederte Großprojekt viel Lärm und Dreck mit sich. Kinder, die 2024 eingeschult werden, durchlaufen ihre gesamte Grundschulzeit auf einer Großbaustelle. Die Verwaltung drückt es so aus: Es „bedarf seitens der Schulgemeinschaft ein hohes Maß an Flexibilität, Organisation und Belastbarkeit“.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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