Umwelt

RhineCleanUp: Wer beim Müllwettstreit zwischen Mannheim und LU vorne liegt

Spaß haben und dabei der Natur helfen: Die CleanUp-Challenge zwischen Mannheim und Ludwigshafen stellte sich mit 800 Kilo gesammeltem Müll als bisher größte Aktion im Südwesten heraus. Welche Stadt am Ende die Nase vorn hatte

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Tanja Capuana
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Auf der Ludwigshafener Seite des Rheins stapeln sich die lila Tüten – all das liegt nicht länger in der Natur herum. © Michael Ruffler

Mannheim. Die nicht ganz ernst gemeinte Rivalität zwischen Mannheim und Ludwigshafen gehört inzwischen schon fast zum guten Ton der Bewohner. Mit einem Säuberungswettstreit ist der Kampf der Schwesterstädte, die der Rhein voneinander trennt, auf ein neues Level gebracht worden. Denn die Initiative RhineCleanUp hat mit einer witzigen Aktion die beiden Metropolen ins Boot geholt – und gleichzeitig zu Konkurrenten gemacht.

Mit einer CleanUp-Challenge, die am Samstag bei strahlendem Sonnenschein zeitgleich an den Rheinufern beider Städte stattgefunden hat, sind freiwillige Helferinnen und Helfer zwei Stunden lang mit Zange und Müllsack bewaffnet auf die Suche nach Unrat aller Art gegangen. An ihrer Seite: Profisportler der Mannheimer Adler sowie von den Friesenheimer Eulen. Am Schluss haben die Verantwortlichen verkündet, welche Stadt die Nase vorn hatte. Mitorganisatoren waren der Verein Surfriders, auf Mannheimer Seite der Stadtraumservice und in Ludwigshafen die WBL.

Am Stand der Surfriders gibt es Zangen und Tüten

Die Idee, zusammen mit den lokalen Sportgrößen eine Challenge zu starten, stammt von Uwe Franken, Koordinator von RhineCleanUp in der Rhein-Neckar-Region. Im Kopf herumgeschwirrt sei sie ihm schon länger. Jetzt konnte er sie umsetzen. Dabei geht es nicht darum, welche Kommune die meisten Säcke gefüllt hat, sondern wer im Endeffekt mehr helfende Hände motivieren kann, erklärt er. Franken wird die Aktion in Ludwigshafen begleiten.

Cleanup-Challenge

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Kai Plösser
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Swen Bauer, Öffentlichkeitsarbeiter für den Stadtraumservice in Mannheim, sieht Uwe Franken gar als „gute Seele der Stadtsäuberung in Mannheim“. „Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.“ In Mannheim haben die Surfriders einen Stand, an dem die Helfer mit Zangen und Tüten ausgestattet werden. Die Mitglieder informieren auch über die gravierenden Folgen des Mülls für die Umwelt. So könne ein Zigarettenstummel 20 bis 60 Liter Grundwasser kontaminieren. Surfrider-Mitglied Patrick Preißler erzählt, dass sie inzwischen auch in verschiedene Schulen der Region gehen, um diese für das Thema Müll zu sensibilisieren.

Bei den Adler Mannheim hält Felix Brückmann sonst sein Tor frei von fremden Pucks, hier das Ufer von Zigarettenstummeln. © Tanja Capuana-Parisi

Felix Brückmann, einer der Adler-Torhüter, ist eifrig dabei. Für ihn sei es eine gute Gelegenheit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, sagt er. Aufgelesen hat er überwiegend Zigarettenstummel. „Das finde ich extrem“, sagt er. Brückmann sieht in der Challenge auch eine Chance, ein Signal an die Bevölkerung zu geben und zu appellieren, Müll gar nicht erst im Freien zu entsorgen, sondern mitzunehmen.

Youri Ziffzer ist Referent der Geschäftsführung bei den Adlern. Mit seinem Sohn Leon und dessen Freund Maxi sammelt er fleißig Unrat auf. Einige Jungadler seien heute auch im Einsatz, erzählt er. Die Jungs legen sich für eine saubere Umwelt mächtig ins Zeug. „Den hier haben wir auch gefunden, aber wollen wir behalten“, sagt Leo und zeigt stolz einen Tennisball.

Einen kleinen Fußmarsch entfernt machen die Freunde Lennox, Jesper und Benni eine kleine Pause. Die Kinder spielen beim MERC und sind als Adler-Fans natürlich ebenfalls gern dabei. Spaß habe es gemacht, betont der zehnjährige Jesper. In der Schule haben sie auch schon darüber gesprochen. Für sie ist es Ehrensache, den Müll einzupacken oder in die Tonne zu werfen.

Unzählige Zigarettenstummel und Kronkorken

Ute Gerig hat eine Tüte von daheim mitgebracht. Sie wohnt auf der Schönau. „Ich bin zum ersten Mal bei einer Müllsammelaktion von RhineCleanUp dabei.“ Sie hofft, dass bei den Menschen das Bewusstsein geweckt wird, den eigenen Müll mitzunehmen. Vor allem Zigarettenstummel und Kronkorken sind in ihrer Tüte gelandet. Den Wettkampf zwischen den Rheinmetropolen findet sie amüsant. „Wir sind ja gute Nachbarn, da ist es kein Problem“, sagt sie und fügt schelmisch hinzu. „Ich hoffe natürlich, dass Mannheim gewinnt.“ Dass Adler und Eulen mit anpacken, findet sie gut.

Brückenschlag über dem Rhein: Bei aller Konkurrenz zwischen Mannheim und Ludwigshafen freuen sich die zahllosen Beteiligten über die gemeinsame Umweltaktion. © Michael Ruffler

Die Adler-Fans Stefan Ludwig und Ulli Meister sind beim Säubern mit von der Partie. Für sie ist es nicht zuletzt eine gute Überbrückung, bevor die Saison wieder losgeht. Ludwig sieht es auch als Anreiz für manche Fans, ihren Idolen nahe zu sein. Ludwig hat neben Stummeln auch Kronkorken und viel Verpackungsmüll aus Plastik gesammelt. Auch Kondome und eine Spritze seien unter den Fundstücken gewesen. Meister betont, dass Müll nicht immer absichtlich in der Gegend liege: „Krähen ziehen oft die Sachen aus den offenen Mülleimern heraus“, schildert er seine Beobachtung.

Carsten Hohmann hat sich das Gelände nahe der Jugendherberge vorgenommen. Für den 69-Jährigen ist die Aktion eine Chance, sich ehrenamtlich zu betätigten, verrät er, während er von der Wiese eine Kippe aufpickt. Von der Säuberungsaktion hat er aus der Zeitung erfahren. „Das hier ist eine gute Möglichkeit, mal Hand anzulegen.“ Für ihn sei es das erste Mal, dass er bei einer Müllsammlung von RhineCleanUp dabei ist, aber sicher nicht das letzte Mal. Denn wenn er in seiner Freizeit spazieren geht, ist es für ihn selbstverständlich, Unrat aufzuheben und zu entsorgen. Innerhalb einer Stunde hat er seinen orangefarbenen Müllbeutel zur Hälfte befüllt. „Kippen und Scherben machen den Großteil aus“, sagt er und öffnet die Tüte.

In Ludwigshafen nutzen die Helfer die lila Tüten der Umweltpaten. Auch Alexander Thewalt, Umweltdezernent in Ludwigshafen, und seine Mutter sind am Start, ebenso wie drei Stadträte. Die Tüten in der Chemiestadt wandern nun zur Müllverbrennung, verrät er.

Freude über bisher größte Aktion im Südwesten

Am Ende geht Ludwigshafen als Sieger der Challenge hervor: Insgesamt 170 Leute haben in der Chemiestadt mitangepackt. In der Quadratestadt waren 120 Ehrenamtliche am Start. Unter den Helfern sehr viele Kinder – ein Fakt, der Franken besonders freut. „Denn Kinder sind unserer Zukunft.“

Während Thewalt sich auf eine Titelverteidigung einstellt, macht Franken einen Kassensturz, was den aufgelesenen Unrat angeht. In den Säcken befinden sich 800 Kilo Müll. „Fast eine Tonne, was ich schon erschreckend hoch finde“, sagt Franken. „Das Gute ist, dass der Müll jetzt nicht mehr in der Umwelt herumliegt und die Natur belasten und freilebende Tiere schädigen kann.“ Erfreut ist er, dass fast 300 Helfer dabei waren – damit die bisher größte Aktion im Südwesten: „Ich bin megazufrieden.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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