Verkehr

RE 70-Halt Mannheim-Waldhof entfällt – das sind die Folgen

Schlechte Nachrichten für Pendler auf dem Waldhof. Die Linken Gökay Akbulut und Dennis Ulas kritisieren RE 70-Halt-Entfall. Auch Christian Specht äußert sich.

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Lea Seethaler
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Der RE 70 mit Halt Mannheim-Waldhof ist eine wichtige Verbindung für Pendlerinnen in und nach Mannheim. © Sebastian Gollnow/dpa

Mannheim. Um den Halbstundentakt im Fernverkehr zu ermöglichen, muss der RE 70 (Mannheim-Frankfurt) beschleunigt werden. Wie aus einer Anfrage der Mannheimer Linken-Bundestagsabgeordneten Gökay Akbulut an das Bundesverkehrsministerium hervorgeht, haben DB Fernverkehr, der Rhein-Main-Verkehrsverbund, der Verkehrsverbund Rhein-Neckar und das Land Baden-Württemberg mit der DB InfraGO AG gemeinsam entschieden, dass künftig auf den Halt Mannheim-Waldhof beim RE 70 verzichtet werden muss. „Den Aufgabenträgern ist die Entscheidung nicht leichtgefallen“, sagt eine Bahnsprecherin auf Anfrage dieser Redaktion.

Mit Blick auf die angekündigten Änderungen im Regionalverkehr äußern die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut und Stadtrat Dennis Ulas Verständnis für die Ziele des Deutschlandtakts, möchten aber zugleich auf offene Fragen im Zusammenhang mit dem geplanten Wegfall des RE-Halts Mannheim-Waldhof aufmerksam machen. „Die Verbesserung des Fernverkehrsangebots ist grundsätzlich zu begrüßen“, erklärt Ulas. „Gleichzeitig bleibt aus unserer Sicht unklar, warum ausgerechnet Mannheim-Waldhof als Halt für den RE 70 aufgegeben werden soll - zumal dieser Bahnhof für viele Berufspendlerinnen und Pendler im Mannheimer Norden eine wichtige Verbindung Richtung Frankfurt darstellt.“

RE 70 hält nicht mehr in Mannheim-Waldhof: „Standortbedeutung für Beschäftigte berücksichten“

Rund um den Bahnhof Waldhof befinden sich bedeutende Arbeitgeber der Region, darunter etwa Roche und Daimler, so Ulas. „Gerade für Beschäftigte dieser Unternehmen war der RE-Halt bislang eine wichtige Option, um schnell zur Arbeit zu gelangen. Vor diesem Hintergrund stellt sich für uns die Frage, ob in die Entscheidung auch Rückmeldungen von Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen eingeflossen sind.“

Die Bahnsprecherin betont derweil: „Fahrgäste in Mannheim-Waldhof haben durch die beiden S-Bahn-Linien (S 8 Mannheim Hbf- Käfertal-Waldhof-Biblis) und S 9 (Karlsruhe – Mannheim Hbf – Waldhof-Groß Rohrheim) in der Hauptverkehrszeit zweimal pro Stunde Fahrtmöglichkeiten.“ Einzelne Halte in den Tagesrandlagen, etwa der Halt um 6.12 Uhr bzw. 5.42 Uhr in MA-Waldhof blieben erhalten, heißt es.

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„Zusätzlich stehen noch die Linien der RNV zur Verfügung. Positiv ist, dass künftig die S 9 stündlich von und nach Karlsruhe fährt, so dass nun auch Direktverbindungen von Hockenheim und Schwetzingen nach Mannheim-Waldhof möglich sind“, ergänzt die Sprecherin.

Aus Sicht von Akbulut und Ulas könnte das für viele Pendler jedoch nicht ausreichen - insbesondere für diejenigen, die morgens früh nach Frankfurt fahren müssen. „Gerade Berufspendlerinnen und Pendler Richtung Frankfurt sind bislang auf den schnellen Anschluss durch den RE 70 angewiesen“, so Ulas. Beide betonen, dass es ihnen wichtig sei, die Interessen der Menschen im Mannheimer Norden im Blick zu behalten. „Es wäre hilfreich, wenn die Entscheidungsprozesse transparent gemacht werden könnten“, sagt Ulas. „Vielleicht gibt es ja doch noch Spielräume, andere Haltepunkte entlang der Strecke zu prüfen oder zumindest den betroffenen Pendlerinnen und Pendlern Alternativen anzubieten.“

Eine Schiene, drei Zugarten: Der Geburtsfehler des System Bahn macht Probleme bei der Modernisierung des Verkehrsmittels der Zukunft. © Christoph Soeder/dpa

OB Specht zu Entfall RE 70 Halt Mannheim Waldhof: „Für uns nicht akzeptabel“

Auch Oberbürgermeister Christian Specht setzt sich in seinem Schreiben an das baden-württembergische Verkehrsministerium dafür ein, dass der Halt Mannheim-Waldhof erhalten bleibt, um eine weitere Verschlechterung des Schienenpersonennahverkehrs zu verhindern. „Der Wegfall des bislang gut genutzten Halts am Bahnhof Mannheim-Waldhof ist für uns nicht akzeptabel, dies habe ich auch kürzlich nochmals persönlich im zuständigen Koordinierungsrat mit Land und DB deutlich gemacht“, sagt Specht auf Anfrage der Redaktion.

„Damit werden nicht nur die Einwohnerinnen und Einwohner im Mannheimer Norden schlechter angebunden, sondern auch bedeutende Arbeitgeber. Auch das Land als zuständiger Besteller des Zugverkehrs entfernt sich damit weiter von seinen angestrebten Zielen“, so Specht. Der Oberbürgermeister weiter: „Langfristig müssen Bund und Bahn den Knoten Mannheim endlich zukunftssicher ausbauen. Dafür ist es notwendig, dass die Durchquerung des Stadtgebiets von Nord nach Süd durch einen Tunnel endlich ins Projekt der Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim aufgenommen wird.“

Deutschlandtakt: Komplexes System Bahn – zeigt sich auch in Mannheim

Mit dem politischen Rahmen des Deutschlandtakt will die Bahn ab Dezember 2025 unter anderem alle 30 Minuten Fahrten mit ICE-Zügen zwischen Mannheim und Frankfurt sowie Frankfurt-Flughafen anbieten und Verkehr klimafreundlicher machen, wie das Bundesverkehrsministerium betont.

Das komplexe System Bahn aber leidet - beziehungsweise leiden jetzt stellenweise die Mannheimer am Geburtsfehler, dass Nahverkehr, Fernverkehr und Güterverkehr über die exakt gleichen Gleise laufen. Das zeigt sich jetzt am Fallbeispiel Mannheim-Waldhof. Letztlich fahren alle Züge auf einer Art Landstraße hintereinander her. Leistungsfähige Schnellfahrstrecken könnten diese Situation entzerren. Aktuell muss die Geschwindigkeitsdifferenz durch Überholgleise ausgeglichen werden, was nur punktuell möglich ist. Unter anderem durch die Bahnreform in den 1990er hat die Bahn viele Weichen aber auch allgemein Flächen in Städten außer Betrieb genommen oder verkauft.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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