Bundesweite Durchsuchungen

Razzia in Wohnung von Mannheimer Mitglied der "Letzten Generation"

Die Wohnung des in Mannheim lebenden Klima-Aktivisten Raúl Semmler ist am Dienstag bei einer bundesweiten Polizei-Razzia durchsucht worden. Seine Sicht auf die Aktion

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Klima-Aktivisten bei der Protestaktion in Mainz. © Letzte Generation

Von der seit Dienstag Morgen laufenden Polizei-Razzia bei Mitgliedern des Netzwerks „Letzte Generation“ ist auch die Mannheimer Wohnung von Raúl Semmler betroffen. Dies bestätigte der in der Quadratestadt lebende Klima-Aktivist, der sich zur Zeit in Berlin befindet, in einem Telefongespräch mit dieser Redaktion. Der 38-Jährige sei von seiner Frau telefonisch über den Einsatz informiert worden: „Sie sagt, dass plötzlich vier Beamte mit einem Durchsuchungsbefehl vor der Tür standen.“ Die Staatsanwaltschaft werfe den Aktivisten die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor.

Seine Frau habe noch versucht, die Türe vor den Polizisten zu verschließen, um einen Anwalt und eine Zeugin zu informieren. Aber ein Beamter hätte schon einen Fuß in der Wohnung gehabt, seine Kollegen folgten ihm, so Semmler: „Sie haben alles durchsucht und Computer sowie Banner und Plakate mitgenommen.“ Jetzt müssten sich er und seine Frau „erst mal von dem Schock erholen, dass Fremde gewaltsam in unsere Wohnung eingedrungen sind und in unseren persönlichen Dingen rumgeschnüffelt haben“.

Bereits am vergangenen Freitag hatte sich Raúl Semmler zusammen mit drei weiteren Aktivisten gegen 8.20 Uhr im Bereich der Mainzer Alicenbrücke festgeklebt. Zwei weitere Aktivisten hätten vom Ankleben abgesehen: „Weil wir für einen herannahenden Krankenwagen eine Rettungsgasse bilden wollten.“ Raúl Semmler benutzte eine spezielle Klebstoffvariante, eine Mischung aus Sand und Sekundenkleber, die von der Polizei nicht so schnell zu lösen ist. „Damit wir länger auf die Klimakatastrophe aufmerksam machen können“, sagt Semmler.

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Lösungsmittel, wie Aceton habe er abgelehnt, weil das gesundheitsschädlich sei. Ihm sei daraufhin die Möglichkeit angeboten worden, die Hand wegzuflexen. „Ich hab gesagt, ja, das will ich, weil das die wenigsten Schmerzen und Nebenwirkungen mit sich bringt.“ Deshalb hätten Bauarbeiter zu ihrer Flex gegriffen und den Asphalt rund um die Hand mit einem Bohrhammer von der Straße getrennt. Die restlichen kleinen Brocken habe Semmler dann selbst abgelöst. „Die Beamten und die Arbeiter sind sachlich und freundlich gewesen“, versichert Semmler, „und sind ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen“. Die Aktion sei nach etwa zweieinhalb Stunden beendet gewesen.

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