Veranstaltungen

Rasanter Ringelreihen zum Frühlingsbeginn

Der Ball der Jüdischen Gemeinde in Mannheim dient in diesem Jahr auch der Unterstützung von Flüchtlingen aus der Ukraine

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Mit „Hava Nagila“ wurde der Frühlingsball der Jüdischen Gemeinde eröffnet – und sofort war die Tanzfläche voll. © Michael Ruffler

Das geht hier wie auf Knopfdruck, sofort von null auf hundert: Kaum erklingt das „Hava Nagila“(„Lasst uns glücklich sein“), ist die Tanzfläche überfüllt. Da bildet sich ein riesiger Kreis, der schnell zum Knäuel wird. In ihm nehmen sich alle an den Händen, tanzen miteinander, nebeneinander, hintereinander einen fröhlich-ausgelassenen Ringelreihen, recken die Arme in die Höhe oder klatschen im Takt dieses beliebten hebräischen Volkslieds, das stets Auftakt und Höhepunkt beim Frühlingsball der Jüdischen Gemeinde ist.

„Ihr seid super, ihr seid die Besten“, ruft Emma Rintel, und die Gäste denken das Gleiche über die Sängerin und Bandleaderin. Bis zum frühen Morgen spielt sie ununterbrochen ebenso wie abwechslungsreich und stellt damit einen großen Teil des Erfolgsrezepts dieses Balls im Jüdischen Gemeindezentrum dar, für den nicht geworben wird und der dennoch immer wieder ganz schnell ausverkauft ist.

30 Jahre gibt es diese beliebte Veranstaltung nun schon, doch wegen der Corona-Pandemie hatte sie zuletzt drei Jahre pausieren müssen. Aber nun ist alles wie immer in dem schönen Samuel-Adler-Saal, den Jasmin Erlich und ihr Dekorationsteam ebenso liebevoll wie stilvoll mit Arrangements aus lila Stoffbahnen sowie dazu farblich passenden Rosen, Freesien, Nelken und Tulpen frühlingshaft üppig geschmückt haben.

Viele Religionen tanzen

„Da sind Sie alle wieder – wie schön“, begrüßt Heidrun Deborah Kämper, SPD-Stadträtin und erst im Februar zur Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde gewählt, die rund 300 Gäste. Nur der Schirmherr, Oberbürgermeister Peter Kurz, ist ausnahmsweise nicht da. Ihn vertritt Erster Bürgermeister Christian Specht. Mit ihm sind zahlreiche andere Politiker, darunter die Bundestagsabgeordneten Melis Sekmen und Konrad Stockmeier sowie außer Specht auch die OB-Kandidaten Thorsten Riehle und Raimund Fojkar gekommen. Rami Suliman, Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, sowie der katholische Stadtdekan Karl Jung und sein evangelischer Kollege Ralph Hartmann zeigen, dass hier über alle Konfessionsgrenzen hinweg gemeinsam ausgelassen getanzt wird. Und das sogar an einem besonderen Tag: Hartmanns Frau Ulrike feiert an dem Abend ihren Geburtstag.

Anrührend für alle Gäste ist, wie sie musikalisch begrüßt werden – mit dem Titel „Spirit“, gesungen von Veronika Donchenko. Sie ist vor einem Jahr aus der Ukraine geflohen, besucht jetzt das Ludwig-Frank-Gymnasium und hat „mit ihrer beeindruckenden Stimme schon zahlreiche Wettbewerbe gewonnen“, wie Kämper sagt. Donchenko wird auch bei der Gruppe dabei sein, die Mannheim im Mai in Frankfurt beim „Jewrovision“, dem größten jüdische Gesangs- und Tanzwettbewerb Deutschlands und Europas, vertritt.

„Unsere Gemeinde hat schon immer einige Mitglieder aus der Ukraine“, erklärt Vorsitzende Heidrun Kämper. „Aber inzwischen sind einige dazugekommen“, berichtet sie von Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg geflohen sind. Die Gemeinde unterstütze sie und werde sie weiter unterstützen, wozu auch der Erlös der von Susanne Benizri organisierten Tombola beitrage. Ihr dankt Kämper ebenso wie Marlis Studniberg und ihrem Team, zuständig für das koschere Büfett, das stets Giampaolo Da Col vom Eiscafé „Cortina“ mit Eis zur Erfrischung zwischen den fröhlich-heißen Tanzrunden ergänzt.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen