Kerschensteinerschule - Jungen und Mädchen der Klassenstufe sieben nehmen am Workshop How2App teil

Programmieren leicht gemacht: Mannheimer Schüler gestalten Apps

Von 
Johanna Dörsam
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Die Siebtklässlerinnen und Siebtklässler der Kerschensteinerschule entwickeln ihre Apps mit voller Konzentration. © Johanna Dörsam

Mannheim. Durchschnittlich drei bis fünf Stunden pro Tag verbringen die Deutschen am Handy. Dabei nutzen wir von Nachrichtenplattformen über sozialen Medien bis hin zu Spielen einige Apps, die das Nutzungserlebnis erleichtern sollen. Doch was ist eigentlich eine App und wie entsteht sie? Genau darum geht es bei dem Workshop How2App, den die Kerschtensteinerschule auf der Schönau gemeinsam mit dem Stadtmedienzentrum angeboten hatte. Drei Tage lang sollten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe sieben die Grundlagen der App-Programmierung kennenlernen. Geleitet wurde das Projekt von Markus Hartmann, der als Fachinformatiker und Medienpädagoge arbeitet, sowie von Entwickler und Dozent Lukas Denker.

Die Inhalte des Workshops orientieren sich am Bildungsplan Informatik der siebten Klasse. Hartmann erklärt: „Die Kids sollen erfahren, dass sie so selbst kreativ werden können und nicht nur passiv etwas Fremdes nutzen.“ Er und sein Kollege haben den Workshop in zwei Phasen unterteilt. „Letztendlich wird jeder eine eigene Startseite und eine Profilseite haben, auf der man sich vorstellt“, so Hartmann. In der ersten Phase geht es hauptsächlich darum, die Oberfläche des Programms zu erkunden. Ähnlich wie in gängigen Textverarbeitungsprogrammen können per Mausklick zum Beispiel die Schriftfarbe und das Hintergrundbild verändert oder grafische Elemente verschoben werden. „In der zweiten Phase wird dann alles etwas dynamischer“, sagt Lukas Denker. „Dazu muss eine Verbindung zwischen der Oberfläche und dem Quellcode hergestellt werden.“

Wichtig sei es, immer alle Schülerinnen und Schüler mitzunehmen. Damit die Kinder jeden Arbeitsschritt nachvollziehen können, teilt Lukas Denker seinen Bildschirm per Beamer und erklärt die Bedeutung der verschiedenen Zeichen im Quellcode. Auch, wo die entsprechenden Tasten auf der Tastatur zu finden sind, gehört zum Basiskurs.

Den Kindern erklärt Denker eine weitere Funktion des Programms, mit der sie ihre App gestalten: „Wenn man etwas programmieren und zum Beispiel mit dem Quellcode die Schriftfarbe ändern will, hilft mir das Programm, indem es automatisch einen Code vorschlägt. So kann ich schneller arbeiten, als wenn ich alles mit der Hand schreiben müsste.“ Plötzlich fällt ihm auf: „Jetzt habe ich aber einen Fehler gemacht, da funktioniert etwas nicht.“ Diesmal bekommt Denker selbst Hilfe von einem Schüler: „Da ist eine Klammer zu viel.“

Obwohl die jungen App-Entwicklerinnen und -Entwickler die ganze Zeit hochkonzentriert sein müssen, um nicht versehentlich einen Fehler einzubauen, ist die Stimmung in der Klasse sehr gut. „Ich habe eigentlich von Anfang an alles verstanden“, meint Tim. Den Zwölfjährigen interessiert das Themenfeld Internet und Programmieren: „Ich habe so etwas auch schon zu Hause mit meinem Laptop gemacht.“ Auch Daria (12) ist eine derjenigen, die in den insgesamt 19 Unterrichtsstunden die Grundlagen der App-Programmierung kennenlernt. „Ich möchte gerne wissen, was hinter den Programmen auf meinem Smartphone steckt“, sagt die Schülerin. Mit vorgefertigten Codebausteinen habe sie schonmal Blinklichter programmiert. Und sie hat noch eine besondere Motivation: „Vielleicht ist das für mich sogar ein Beruf. Es sollte mehr Frauen in dieser Branche geben“, findet sie.

Kubik und William (beide 12) arbeiten gemeinsam. Sie haben beide noch kaum Vorerfahrung auf diesem Gebiet. „Wir wussten schon, dass es schwer ist, eine App zu machen, weil es viel gibt, das schiefgehen kann“, sagt Kubik. William ergänzt: „Einmal haben wir in die falsche Zeile geschrieben und da hat gar nichts mehr funktioniert.“ Melina (12) ist es gerade gelungen, nur mit dem Quellcode die Schriftfarbe ihrer Profilseite zu verändern. „Ich habe eigentlich alles gut verstanden“, sagt sie.

Auch Lehrerin Duygu Keles, die das Projekt mitorganisiert hat, ist sehr zufrieden: „Die Kinder sind alle sehr interessiert und motiviert. Ich dachte mir gleich, dass das für unsere Schule gut passen würde.“ Seit kurzem ist die Kerschensteinerschule eine von wenigen sogenannten digitalen Referenzschulen. Mit dem Projekt unterstützen das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg sowie das Mannheimer Stadtmedienzentrum die teilnehmenden Schulen im Bereich der Digitalisierung und des zeitgemäßen Unterrichtens. „Wir mussten eine gewisse Ausstattung vorweisen und hatten Schulungen für das Kollegium, damit die Medien fachübergreifend integrativ eingesetzt werden“, berichtet Schulleiter Benjamin Fuchs. „Dank dieser Ausrüstung und der Unterstützung des Stadtmedienzentrums können jetzt Projekte wie How2App stattfinden“, freut er sich. Für ihre Teilnahme erhalten alle Kinder am Ende ein Zertifikat - und können stolz sein auf ihre selbst gestaltete App.

Freie Autorin

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