Gestürzte SPD-Hochburg

Presseschau zur Mannheimer OB-Wahl: Viel Beachtung für "Frank" Specht

Der Sieg von Christian Specht bei der Mannheimer OB-Wahl stößt bundesweit auf Aufmerksamkeit. Allerdings müssen nicht alle Oberbürgermeister in den größten Südwest-Städten den gleichen Vornamen haben

Von 
Steffen Mack
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Christian Specht nach seiner Wahl am Sonntag im Stadthaus. © Christoph Blüthner

Mannheim. An der landesweiten Bekanntheit muss der neue Mannheimer Oberbürgermeister womöglich noch arbeiten. So war in der Online-Berichterstattung eines schwäbischen Leitmediums lange von „Frank Specht“ die Rede, ehe das nach einem kollegialen Tipp in „Christian“ korrigiert wurde. Vielleicht hatte man da die zweitgrößte Stadt des Landes gedanklich mit der drittgrößten vermischt. Zumal das Karlsruher Stadtoberhaupt Frank Mentrup ja ebenfalls in Mannheim geboren und politisch sozialisiert wurde.

In baden-württembergischen Medien - den Tenor gab schon am Wahlabend die Deutsche Presse-Agentur vor - wird Christian Spechts Triumph auch gern mit zwei weiteren Siegen der CDU vermischt. Die Oberbürgermeisterwahlen in Kornwestheim und Filderstadt gewannen am Sonntag ebenfalls Christdemokraten. Einen direkten Zusammenhang sehen da allerdings auch die schärfsten Analytiker nicht.

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Im Falle Mannheims sprechen etwa die Stuttgarter Zeitungen schon auch von einem „tiefen Einschnitt“ und einer „historischen Niederlage“ der SPD, die nach mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr den Rathauschef stellen wird.

Drei Grundgewissheiten im Wandel

Dieser Aspekt ist bundesweiten Medien besonders wichtig. So schreibt „Spiegel Online“ über die „einstige Arbeiterhochburg“. Was mit der nun passiert, drückt die linke „taz“ so aus: „Mannheim fällt nach mehr als 70 Jahren wieder an die CDU.“ Die eher konservative „FAZ“ wertet das dagegen positiv. Sie sieht einen „Neuanfang für die rote Stadt“.

Christian (!) Spechts Wahlsieg führt das Frankfurter Blatt auf folgende Faktoren zurück: Amtsbonus als Erster Bürgermeister, großer Bekanntheitsgrad und Bodenständigkeit, insbesondere wegen seiner familiären Wurzeln auf dem Waldhof. Erwähnt wird zudem die ausgleichende Art des Christdemokraten, aber auch eine vermeintliche Schwäche: „Seine Kritiker werfen ihm vor, sich mit Entscheidungen zu viel Zeit zu lassen.“

So kenntnisreich in der Lokalpolitik zeigt sich die „Süddeutsche Zeitung“ nicht. Doch sie steigt ein mit drei Punkten, die in Mannheim lange als „unverhandelbar“ gegolten hätten. Dass die Quadrate quadratisch seien, die Adler Deutschlands bestes Eishockeyteam und dass bei Oberbürgerwahlen immer SPD-Kandidaten gewinnen würden. Dabei sind geometrisch und sportlich sehr berechtigte Zweifel an den ersten beiden Punkten ja auch in dieser Stadt längst allgemein bekannt.

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Einigen Zeitungen ist eine besondere Erwähnung wert, dass nach Frank (!) Nopper in Stuttgart nun auch die zweitgrößte Stadt des Landes einen CDU-Oberbürgermeister hat. Karlsruhe, die drittgrößte, wird ja noch vom SPD-Mann Mentrup gehalten. Und dass die Mannheimer Sozialdemokraten mit ihrem Kandidaten Thorsten Riehle trotz aussichtslos erscheinendem Rückstand im zweiten Wahlgang fast noch gewonnen hätten, wird schon auch bewundernd geschildert.

Specht wiederum muss die größte mediale Aufmerksamkeit mit jemandem teilen, den bis Sonntag, 18 Uhr, noch überhaupt niemand auf der Rechnung hatte: dem herren- beziehungsweise präziser wohl damenlosen BH, der in einer Wahlkabine im Moll-Gymnasium gefunden wurde. Doch der dürfte bald wieder in Vergessenheit geraten. Frank, äh, Christian Specht ist dagegen für stolze acht Jahre gewählt.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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