Historie

Podiumsdiskussion über Umgang mit Kolonialzeit - Emotionen kochen hoch

Von 
Bernhard Haas
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Vertreter aus Mannheim und Windhoek diskutieren. © Bernhard Haas

Wie soll mit Straßennamen, Denkmälern und Symbolen aus der Kolonialzeit in Windhoek (Namibia) und in Mannheim umgegangen werden? Diese Frage hat sich ein Podium aus Teilnehmern der beiden Länder in der Abendakademie gestellt. Emotional diskutierten auch die Gäste, die diese Veranstaltung besuchten. Der eine oder andere schoss dabei über das Ziel hinaus: Es wurde nicht immer sachlich debattiert.

Der Gemeinderat hatte im Februar 2022 beschlossen, die vier Straßen Gustav-Nachtigal-Straße, Leutweinstraße, Lüderitzstraße und Sven-Hedin-Weg in Rheinau-Süd umzubenennen. Bei den Anwohnern stieß dies auf Ablehnung.

In beiden Städten werde über den Umgang mit der Vergangenheit diskutiert, sagte der Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen (REM), Wilfried Rosendahl. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit könne auch ein Miteinander vertiefen. Ansätze wie die Zusammenarbeit Windhoeks mit der Popakademie seien bereits gefunden. „Wir sind aber noch nicht dort, wo wir eigentlich sein sollten“, sagte Rosendahl.

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sal/-tin
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Einen Rückblick gab die Vertreterin des Arbeitskreises Kolonialgeschichte Mannheim, Gertrud Rettenmeier. Von 1884 bis 1915 war Namibia deutsche Kolonie. Durch die Straßennamen würden die Unterdrücker und nicht die Unterdrückten gefeiert. Schließlich seien knapp 80 000 Herero und Nama umgebracht worden, so Rettenmeier. Auch in Namibia werde sehr emotional diskutiert, stellten die Gäste Henry Nakale, Assistant Curator des Stadtmuseum Windhoek, und Naita Hishoono, geschäftsführende Direktorin des Namibian Institute for Democracy heraus. „Letztlich geht es um die Wiederherstellung der Würde der Menschen “, stellte Hishoono fest.

Straßennamen entfachen Debatte

Der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd der BASF, Hans Held, merkte an, dass die Umbenennung der Straßen allein nichts bringe. „Wer zieht hier eigentlich die moralische Messlatte, was gut und was schlecht ist?“, fragte er. Dafür sei der Gemeinderat zuständig, konterte Christian Groh vom Marchivum. Vorschläge würde ein Expertengremium erarbeiten, die anschließend im Bezirksbeirat vorgestellt und im Gemeinderat verabschiedet werden.

In der anschließenden Diskussionsrunde prallten Emotionen aufeinander. Es ging um die Umbenennung der Straßen. Die Rheinauer sprachen sich dagegen aus, während andere Gäste sich unbedingt dafür aussprachen. Auf jeden Fall solle man weiter im Gespräch bleiben, stellte Moderatorin Rosa Omeñaca Prado zum Schluss fest.

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