Bad Dürkheim

Bad Dürkheim beschließt Korrektur bei Straßennamen: 400 Menschen müssen Pass ändern

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sal/-tin
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Pfälzischer Mondforscher mit SS-Nähe: Philipp Fauth. © Stadtmuseum Bad Dürkheim

Bad Dürkheim. Nach Jahren des Nachdenkens und nach zuletzt heftiger Debatte hat der Stadtrat von Bad Dürkheim in dieser Woche beschlossen, drei Straßen der Stadt umzubenennen. Damit müssen rund 400 Anwohner, Firmen und Behörden ihre Adressen ändern. Es geht um die Namen von Philipp Fauth (SS-Nähe), Gustav Ernst (bekennender Antisemit) und Karl Räder (Nazi-Propagandist). Einen ähnlichen Prozess hat – wie mehrfach ausführlich berichtet – auch die Stadt Mannheim hinter sich. Auch hier werden Schilder mit durch die jeweiligen Biografien belasteten Namen ausgetauscht. Das hat der Gemeinderat der Quadratestadt im vergangenen Jahr beschlossen. Abgeschlossen ist der Austausch der Schilder aber auch hier noch nicht.

Analog zu Mannheim

Die Dürkheimer Entscheidung basiert wie andernorts in der Metropolregion Rhein-Neckar auf den Ergebnissen historischer Recherche zu den betroffenen Namensgebern. Mit Johannes Fitz als Mitorganisator des Hambacher Festes von 1832 und Rudolph Christmann als Abgeordneter im Paulskirchenparlament von 1948 werden nun zwei Bad Dürkheimer mit einem Straßennamen geehrt, die sich in ihrer Zeit aktiv für Freiheit und Demokratie einsetzten. Die dritte Straße ist die Karl-Räder-Allee, die ab 1. Januar 2024 einfach in Lindenallee umbenannt werden soll.

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Stephan Alfter
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Analog zu Mannheim hat man auch in der pfälzischen Kurstadt vor, auf den Schildern auf die bisherigen Namen der Straßen hinzuweisen. Konkret könnte darauf stehen. „Ehemals Karl-Räder-Allee“. Ein QR-Code soll wie beispielsweise im Stadtteil Rheinau zu einer Webseite führen, auf der in knapper Form über die ehemaligen Namensgeber informiert wird. Die Umbenennung der Straßen in Bad Dürkheim soll zum 1. Januar 2024 umgesetzt werden. Für eine Übergangszeit von einem Jahr sollen beide Straßenschilder gleichzeitig angebracht werden. Die Kosten für die Umschreibung von Personalausweisen, Fahrzeugscheinen und Gewerbeummeldungen übernimmt dem Stadtratsbeschluss zufolge die Stadt. Für den entstehenden Aufwand erhält jeder erwachsene Anwohner einen „Dürkheim-Gutschein“ in Höhe von 25 Euro.

Schriesheim diskutiert noch

In Schriesheim läuft das anders. Dort kippte im vergangenen Sommer die anfangs erwartete Mehrheit für die Umbenennung der 1976 eingeweihten Hans-Pfitzner-Straße. Anwohner wehrten sich heftig. Mit 15 zu elf Stimmen wurde die Umbenennung abgelehnt. Zumindest umstritten ist inzwischen auch der Text auf dem statt der Umbenennung aufgehängten Zusatzschild. Zu lesen ist dort, dass Pfitzner Komponist, Antisemit und Nationalsozialist war – quasi so, als hätte man deshalb die Straße nach ihm benannt. Die Diskussion ist nicht beendet. 

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