Gespräch

Podcast "Mensch Mannheim": Warum braucht man die SPD noch, Frau Heberer?

Sie war unter anderem 25 Jahre Stadträtin. Bei „Mensch Mannheim“ erklärt Helen Heberer, warum ihre SPD auch in Zukunft noch relevant sein wird. Außerdem geht es um die Autoposer-Problematik in der Mannheimer City

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Timo Schmidhuber
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Beim „MM“: Timo Schmidhuber und Helen Heberer. © Timo Schmidhuber

Mannheim. Sie ist ein SPD-Urgestein, das auch in den sogenannten bürgerlichen Kreisen große Anerkennung genießt. Dabei mag Helen Heberer den Begriff „Bürgertum“ überhaupt nicht, auch die klassische „SPD-Karriere“ sieht sie bei sich nicht. Trotzdem hat die studierte Pädagogin, die auch als Übersetzerin, Dolmetscherin und Sprecherzieherin arbeitete, eine beachtliche politische Laufbahn hinter sich. Unter anderem als Kreisvorsitzende in Mannheim und als Landtagsabgeordnete in Stuttgart, wo sie sich um die Themen Kultur und Wissenschaft kümmerte. Seit 1999 war die in vielen Vereinen aktive Heberer außerdem Mitglied des Mannheimer Gemeinderats. Mit 73 Jahren beschloss sie nun, dass jetzt Schluss sei. Bei der Kommunalwahl trat sie nicht mehr an.

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In der aktuellen Folge des Podcasts „Mensch Mannheim“ spricht Timo Schmidhuber - dieses Mal alleine, weil Co-Gastgeber Florian Karlein im Urlaub weilt - mit Heberer nicht nur über aktuelle Themen wie die Poser-Problematik in der Mannheimer Innenstadt und die vielen schwierigen Aufgaben des neuen Gemeinderats. Es geht auch um die Bilanz ihrer politischen Laufbahn - und um die Frage, wie es um die SPD in ihrer einstigen Hochburg Mannheim steht.

In der aktuellen Bundespolitik hapere es an der Umsetzung

Vergangenes Jahr hatten die Sozialdemokraten den Posten des Oberbürgermeisters verloren, bei der Kommunalwahl im Juni war die SPD mit 18,5 Prozent nur noch drittstärkste Kraft. Aus Sicht der früheren Vorsitzenden gibt es dafür viele Gründe, wie sie im Podcast erklärt. Der Bundestrend, der „nicht gerade glücklich ist“. Aber auch die Tatsache, dass die Fraktion viele bekannte Personen aus verschiedenen Gründen verloren habe. „Das sind natürlich auch Stimmenzieher gewesen.“ Diese Stimmen hätten nun „durch junge Kräfte, die noch nicht so bekannt sind“, erkämpft werden müssen. Dass das nicht so einfach sei, habe sie am Anfang ihrer politischen Karriere selbst erlebt. Vor der Oberbürgermeisterwahl habe die SPD zudem nur sehr wenig Zeit für Wahlkampf gehabt, weil sich Amtsinhaber Peter Kurz „sehr spät“ entschieden habe, nicht mehr anzutreten.

Helen Heberer im Juni beim Abschluss der Fassadensanierung auf dem Hauptfriedhof. © Michael Ruffler

Trotzdem ist es Heberer nicht bange um ihre Partei. Bei der Frage, warum man die SPD in Mannheim wie im Bund auch in Zukunft noch brauche, gerät die frühere Kreischefin regelrecht ins Schwärmen. Ihre Partei habe im Laufe der Zeit jede Menge Dinge vorangebracht, die das Leben „positiv konstruktiv gestalten“ und die heute ganz selbstverständlich seien. Als Beispiele nennt sie die Frauenrechte, die Arbeitnehmerrechte oder die Aufhebung des Verbots von Homosexualität. „Ich denke, dass die Urziele der Sozialdemokratie eigentlich richtig sind.“

Gerade in der aktuellen Bundespolitik hapert es ihrer Ansicht nach aber an der Umsetzung von im Prinzip guten Ideen. Beispiel Heizungsgesetz oder Ausbau der Elektromobilität. „Da muss man einfach einen Gang zurückgehen und die Dinge solider vorbereiten“, findet Heberer. Die Politik, „egal welcher Couleur“, müsse die Bürger wieder mehr mitnehmen „und auch zu den Bürgern hingehen“. Sie hielte es deshalb für richtig, die Gemeinderatsarbeit etwas zu „verschlanken“, damit die Stadträte mehr Zeit für den Kontakt mit den Menschen haben.

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Zu den schönsten Erfahrungen ihrer Karriere zählt die Enkelin eines Rheinschiffers die Arbeit mit der Kulturszene. Durch die Kultur entstehe ein „Nährboden für die Gesellschaft, der die Leute zusammenhält“, beschreibt sie es. Es gebe „so viele kleine Nischen, wo man sich dann begegnet und Gemeinschaft erlebt. Und ich glaube, ohne die Vereine und ohne die Kunst wäre der gesellschaftliche Zusammenhalt ungeheuer schwierig“.

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Auch beim anderen Podcast-Thema, der Poser-Problematik, kann Heberer viel eigene Erfahrung einbringen. Weil sie in der Nähe des Innenstadtrings wohnt, hört auch sie die laut aufheulenden Motoren der Autos und die laute Musik aus den Wagen. Die Stadtverwaltung möchte jetzt neue Wege gehen: Sie will sich mit Vertretern der Autoprotzer-Szene austauschen und den Posern Flächen anbieten, auf denen sie sich treffen können, ohne andere zu stören. Im Podcast sagt Heberer, was sie von dieser Idee hält - und welche andere Lösungen sie noch sieht. Außerdem gibt sie auch eine Antwort auf die Frage, wie gesittet sie selbst mit dem Auto unterwegs ist.

Wie bewertet sie Spechts Arbeit? Und vermisst sie Kurz?

Helen Heberer gehört dem neuen Gemeinderat nicht mehr an. Trotzdem geht es bei „Mensch Mannheim“ auch darum, vor welchen schwierigen Aufgaben das Gremium steht - und worauf es bei dessen Arbeit künftig ankommen wird. Sie sagt auch, wie sie die bisherige Arbeit von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) bewertet - und ob sie ihren Parteifreund Kurz als Stadtoberhaupt vermisst.

Ihr selbst, betont Heberer, werde es auch künftig nicht langweilig. Sie will sich weiter beim Verein Stadtbild sowie beim Freundeskreis Marchivum engagieren, wo sie jeweils Vorsitzende ist. „Es geht also im größeren und weiteren Kreis um die Geschichte unserer Stadt, die mich hochgradig interessiert.“ Außerdem plant sie Literaturveranstaltungen. „Und auch mal die eine oder andere Reise.“ Es müssten gar nicht unbedingt ferne Länder sein. „Ich war noch nie im Hunsrück.“

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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