Gesundheit - Der beliebte Alleebaum löst selten Allergien aus, gleichwohl kann er Bronchien reizen / Gespräch mit Klinikum-Arzt Jan Nicolay

Platanenhusten - nicht nur für Allergiker ein Problem

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Sternhaare von Platanen auf Mannheims Gehwegen. © Stefan Proetel

Jetzt blüht sie wieder – die Platane, die sich mit imposanter Krone besonders an Straßenrändern, auf Asphaltplätzen, aber auch in Parks häufig bis 50 Meter hoch dem Himmel entgegenreckt. Pollen des beliebten Alleebaumes können zwar Allergien auslösen – „aber die kommen anders als in Spanien bei uns eher selten vor“, klärt Jan Nicolay vom Klinikum auf.

Der Leiter der Allergologischen Abteilung der Hautklinik an der Mannheimer Universitätsmedizin (UMM) weiß, dass Menschen mit überschießendem Immunsystem momentan verbreitetes Nasenschniefen, Augenjucken oder Halskratzen gern auf Pollen der Platane zurückführen – auch wenn die gar nicht die Übeltäter sind. Es kann nämlich zu Kreuzreaktionen kommen, insbesondere bei Nahrungsmittelallergikern. Hintergrund: (Eiweiß-)Allergene von Platanenpollen vermögen jenen, die bei beispielsweise bei Steinobst Attacken der körpereigenen Abwehr auslösen, derart ähnlich sein, dass unser Immunsystem diese nicht unterscheidet und zum Angriff bläst.

Wie Experte Nicolay ausführt, sind „die Frühblüher bereits durch“ und derzeit Gräser sowie Eschen die hauptsächlichen Verursacher von lästigen Heuschnupfen-Symptomen. Da die in Europa heimische Baumart zur Familie der Ölbaumgewächse gehört, ist es keineswegs verwunderlich, dass bei Olivenbäumen Kreuzallergien möglich sind. Will heißen: Menschen, deren Immunsystem beim Pollenflug der Esche – salopp ausgedrückt – verrückt spielt, können dieses Phänomen auch bei einem Zier-Olivenbäumchen erleben, das auf der Terrasse oder im Wohnzimmer steht. Hingegen ist in der Medizin-Literatur nachzulesen, dass die Olive als Frucht bei Eschenpollen-Allergikern fast nie Beschwerden verursacht.

Zurück zur Platane: Denn die macht auch durch den sogenannten Platanenhusten von sich reden. Und der taucht schon in alten Gärtnerei-Fachbüchern auf. Nicht von ungefähr wird in Portalen rund um die Pflege und den Schnitt von Bäumen speziell vor Pflanzenstäuben der Platane gewarnt. Grund: Wollige Sternhaare, die vor allem an den Knospen sitzen, können empfindliche Bronchien mächtig reizen und obendrein Hautirritationen und damit Ausschläge bewirken. Eingeatmet werden solcherart feinste wie tückische Härchen nicht nur bei der Baumpflege in luftiger Höhe. Schließlich erfolgt die Bestäubung der Blütenstände durch den Wind.

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