Ermittlungen

Passant zeigt Hitlergruß am Rande einer Demo in Mannheim: Was bisher bekannt ist

Ein verbotener Hitlergruß und die Frage: War die Attacke eines 52-Jährigen rassistisch motiviert? Klar ist bislang nur: Der Mann ist ein vorbeilaufender Passant gewesen und war nicht Teil der Pro-Palästina-Demo

Von 
Lisa Uhlmann
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Pro Palästina: Bis zu 2000 Menschen hatten am 11. November in Mannheim und auch in anderen deutschen Städten demonstriert, die Polizei war vor Ort. (Symbolbild) © dpa

Mannheim. Es sind mehrere Videoschnipsel, die zeigen, wie ein Mann Demonstranten anbrüllt - und nach einem Wortgefecht mit Ordnern des Protestzugs den in Deutschland verbotenen Hitlergruß gegen sie richtet.

Woher kommt das Video zur Demo in Mannheim?

Die Aufnahmen, die in sozialen Medien mehrfach geteilt werden, stammen von Teilnehmenden an der Pro-Palästina-Demo, die am Samstag durch die Innenstadt gezogen ist, aber auch von den Organisatoren der Demo selbst, der Aktivistengruppe Free Palestine Mannheim. Sie sollen beweisen: Der Mann, der diesen Gruß öffentlich trotz Verbot gezeigt hat, ist ein unbeteiligter Passant gewesen - und keiner der Teilnehmenden.

Das sagen die Organisatoren zu dem Geschehen

Zudem distanzieren sich die Organisatoren noch am selben Tag, an dem die Polizei die Pressemitteilung veröffentlicht, vom Tatverdächtigen und verurteilen ausdrücklich jede Form von Antisemitismus. Sie erklären in den sozialen Medien außerdem: Die Demonstranten hätten friedlich und mit Gegensprechchören wie „Nazis raus!“ auf die Attacke reagiert.

Das steht in der Polizeimeldung zur Demo in Mannheim

In der kurzen Polizeimeldung hatte es geheißen: „Am Samstag, um 16.57 Uhr, fiel ein 52- jähriger Passant am Rande einer Demonstration den dort eingesetzten Polizeikräften durch das Zeigen des sogenannten ,Hitlergrußes’ auf.“ Auf Nachfrage bestätigt die Polizei: Bei dem Mann habe es sich um einen vorbeilaufenden Passanten gehandelt, der nicht an der Demonstration teilgenommen hatte.

Zahlreiche Videos zeigen den Vorfall am Samstag in Mannheim. © Screenshot X Tarek Baé

Ein Zeuge hatte Polizeikräfte vor Ort auf den 52-Jährigen aufmerksam gemacht. Die Beamten hätten den Mann daraufhin angesprochen und an der Haltestelle „Abendakademie“ vorläufig festgenommen sowie einen Platzverweis für die Dauer der Demo ausgesprochen. Warum der 52-Jährige den Hitlergruß gezeigt hat, sei aktuell noch Gegenstand der Ermittlungen.

In Deutschland ist das Zeigen von Kennzeichen von verfassungswidrigen oder terroristischen Organisationen verboten, es droht eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

Das sagen Augenzeugen des Vorfalls der Redaktion

Auch mehrere Augenzeugen melden sich nach der Berichterstattung zu dem Vorfall bei dieser Redaktion und wollen klarstellen: Der Mann sei nicht Teil der Demo gewesen. „Es ist sogar im Gegenteil so, dass er den Hitlergruß zur Provokation gegen uns gemacht hat und weiter wiederholte, obwohl er ausgepfiffen wurde“, schreibt einer.

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Die Demonstrationsleitung habe laut dem Augenzeugen die Polizei über Mikrofon auf die Provokation hingewiesen und gebeten, den Mann zu entfernen. In weiteren Nachrichten an die Redaktion berichten Nutzer, die laut eigenen Angaben ebenfalls den Vorfall beobachtet haben, dass der Mann „Scheiß-Araber“ gerufen haben soll.

Was zu dem Passanten bekannt ist

Wie die Demonstranten auf diesen Störenfried reagiert haben? Laut Polizei sei die Pro-Palästina-Demo „weitestgehend friedlich verlaufen“. Bislang gehen die Ermittler von einem Einzeltäter aus. Bei der Festnahme hätten die Beamten keine Hinweise darauf gehabt, dass der Mann alkoholisiert oder unter Einfluss von anderen Substanzen gestanden hatte.

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Woher der Mann stammt, warum er zum Zeitpunkt der Demo vor Ort gewesen ist und ob es sich dabei um einen rassistisch oder rechtsextrem motivierten Angriff gegen die Demonstranten handelte, sei auch Gegenstand der Ermittlungen, bei denen die auch vor Ort aufgenommenen Zeugenaussagen eine Rolle spielen.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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