In dem Landgericht-Prozess mit fünf Angeklagten wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung tritt das niedergestochene Opfer als Nebenkläger auf. Am Freitag hat die Große Jugendkammer den 23-Jährigen befragt. Der Zeuge soll aus eigener Wahrnehmung schildern, was sich während der nächtlichen Geburtstagsparty am 13. Juni 2021 auf der Schlossparkwiese vor der Uni-Mensa abgespielt hat.
Zu seiner Person gibt er an, derzeit bei einer Tankstelle beschäftigt zu sein und von dem Arbeitsförderungsbetrieb Biotopia betreut zu werden. Der Vorsitzende Richter Joachim Bock will zunächst wissen, wo der junge Mann bei der Gewaltattacke überall verletzt worden ist. Dieser deutet auf beide Unterarme, den Bauch unterhalb der Rippen, einen Oberschenkel und das rechte Schulterblatt. In den Prozessakten sind neben Prellungen ein Dutzend Stich- und Schnittwunden dokumentiert.
Bei Familie sicherer gefühlt
Warum der massiv verletzte Patient schon am nächsten Tag gegen den Rat der Ärzte das Uni-Klinikum verlassen hat, wundert sich der Kammervorsitzende. „Ich hatte Angst“, erklärt der Zeuge und ergänzt, sich bei der Familie sicherer gefühlt zu haben. Überhaupt gehe er seit der blutigen Juni-Nacht kaum noch abends weg. „Ich lasse auch weniger Leute an mich ran.“ Der Nebenkläger sagt aus, inzwischen keine Schmerztabletten mehr zu benötigen. Auf Nachfrage der Kammer erzählt er von monatelangen Schlafproblemen. „Das Ganze hat mich sehr mitgenommen.“
Als der Vorsitzende Richter den Zeugen auffordert, im Zusammenhang zu schildern, was aus seiner Sicht auf der Schlossparkwiese geschehen ist, nennt dieser konkrete Namen der fünf Angeklagten. Er räumt aber auch ein, nicht alles wahrgenommen zu haben – insbesondere, als er in gekrümmter Schutzhaltung mit Händen vor dem Gesicht auf dem Boden lag.
Der junge Mann berichtet, nach Mitternacht eher zufällig zu der Freiluft-Feier mit 30 bis 40 Menschen gekommen zu sein. Etwas abseits hätten Mitglieder jener ihm bekannten Clique zusammengestanden, die sich „Classic“ nennt. Um mit einem dieser Gruppe einen alten Konflikt zu klären, habe er das Gespräch gesucht. Anders als noch bei ersten polizeilichen Vernehmungen erzählt der 23-Jährige ohne Umschweife, an welche Angreifer und deren Attacken er sich erinnert. Warum die Situation derart eskalierte, bleibt freilich genauso im Dunklen wie der Grund, warum die Täter später von dem Opfer abließen und wegrannten. Die Verhandlung wird am 25. Februar fortgesetzt.
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