Amateursport

Olympische Spiele Paris: Warum eine Mannheimerin durch die Stadt der Liebe rennt

On y va! Vorbei an der malerischen Seine in Paris und ab zum Invalidendom: Coline Baechler rennt mit 20 000 Menschen nachts durch Paris. Dabei ist sie weder Olympionikin noch Trainerin. Was steckt dahinter?

Von 
Lea Seethaler
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Abendakademie-Mitarbeiterin Coline Baechler aus Mannheim hat lange für den „Marathon für alle“ der Olympischen Spiele in Paris trainiert. © Abendakademie

Mannheim. Oft läuft sie an der Mannheimer Abendakademie vorbei. Meist am Abend, manchmal auch früh morgens. Ihr Arbeitsplatz liegt quasi auf der Trainingsstrecke; denn die gebürtige Französin Coline Baechler startet am 10. August beim „Marathon für Alle“ in Paris. Für die Teilnahme an den olympischen Spielen trainiert sie seit mehreren Jahren.

Schritt für Schritt für "Marathon für alle" bei Olympischen Spielen Paris 2024 trainiert

Baechler lebt schon länger in Mannheim und je nach Länge der Strecke führt der Weg oft auch runter an den Neckar. Ihr Trainingspensum hat sie in den letzten Wochen weiter erhöht, erzählt sie. Schritt für Schritt, Kilometer für Kilometer. Denn der Tag, dem sie seit Jahren entgegenfiebert, ist in greifbare Nähe gerückt.

„Historischer Parcours“ durch die Stadt der Liebe: Olympische Spiele mit Amateurwettkampf

Der „Marathon für alle“ sei „eine große Premiere“, teilt derweil das Französische Fremdenverkehrsamt mit. Weil noch nie in der olympischen Geschichte ein solches Mainstream-Event stattgefunden hätte. Die Läufer erwartet dabei ein „historischer Parcours“ durch die schönsten Sehenswürdigkeiten von Paris.

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Von
Claudio Palmieri
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Wie kam Baechler überhaupt darauf, mitzulaufen? Alles begann im Herbst 2021, erzählt sie. Ihr Lebensgefährte entdeckte in einer Sportzeitschrift den Aufruf, sich über eine App für den Lauf der Amateure in Paris qualifizieren zu können.

Marathon für alle bei Olympia 2024 in Paris: Monatlich Challenges machen

Baechler meldete sich an und musste fortan monatlich an so genannten Challenges teilnehmen. Nach jeder bestandenen Challenge wurden Startnummern ausgelost. Sie war relativ bald dabei. „Es war eine Mischung aus Glück und Training“, erzählt sie heute. Zwischendurch wurde sie schwanger und bekam ein Kind. „Ich war acht Wochen nach der Geburt wieder auf der Strecke und bin losgerannt“, lacht sie. Heute ist sie topfit und durchtrainiert und für die Marathonstrecke bestens vorbereitet.

Marathon bei Olympischen Spielen ist 42,195 Kilometer lang: Mannheimerin läuft nachts

Es ist übrigens die gleiche Strecke, die auch die Profis laufen werden. Vom Invalidendom bis nach Versailles und wieder zurück; 42,195 Kilometer, um ganz genau zu sein. Diese Länge wurde schon bei den Olympischen Spielen im Jahr 1921 offiziell festgelegt. Am 10. August starten auf dieser Strecke die männlichen Profis, am 11. August die Damen. Dazwischen, quasi mitten in der Nacht, sind die Amateure dran. 20 000 Teilnehmende aus verschiedenen Ländern werden dann loslaufen.

Training neben Alltag mit Arbeit und Kids organisiert

„Ich bin im fünften Feld“, berichtet Baechler, „also werde ich vermutlich erst gegen 22 Uhr starten können“. Sie wird dann nach eigener Einschätzung etwas über vier Stunden brauchen. „Die Strecke ist nicht einfach und hat eine heftige Steigung kurz vor Versailles, das sind 400 Meter Höhenunterschied“, sagt sie. Flache Strecken liegen ihr mehr, aber Dabeisein sei natürlich in diesem Fall sowieso alles. Gegen zwei Uhr morgens wird sie vermutlich über die Ziellinie am Invalidendom laufen, bestimmt „überglücklich und todmüde“. „Zum Glück haben wir schon sehr früh ein Hotelzimmer ganz in der Nähe gebucht“, erzählt sie, „dann kann ich gleich ins Bett fallen“.

Es wird ihr vierter Marathon werden, sie ist bereits in Mannheim mitgelaufen und war bei einem Lauf in Metz dabei. 2018 war sie auch schon in Paris für einen Marathon am Start. Aber dieser Lauf, bei den olympischen Spielen in Paris, soll alles toppen und unvergesslich bleiben. „Ich freue mich mega“, strahlt Baechler über das ganze Gesicht.

Das ganze Training unter einen Hut zu bekommen sei derweil oft eine Herausforderung gewesen und habe Disziplin und Organisation erfordert. Die 34-Jährige hat zwei kleine Kinder und ist nach ihrer Elternzeit als Referentin für Controlling und Reporting in die Geschäftsführung eingestiegen, berichtet sie.

Selbstverständlich fiebert jetzt auch schon die ganze Abendakademie mit und drückt ihrer Kollegin fest die Daumen. „Wir sind sehr stolz auf unsere Mitarbeiterin“, zeigt sich Geschäftsführerin Susanne Deß begeistert.

Die olympischen Spiele in Paris werden am 26. Juli eröffnet. Der Countdown läuft also. So wie Baechler bald. Und wenn sie nach dem Sportevent nach Mannheim zurückkommt, kann sie in der Abendakademie ihren Kolleginnen und Kollegen hoffentlich nur Positives über das Abenteuer Olympia berichten.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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