Mannheim. Erst im April ist er den Rhein entlang geradelt, nun gerade mit seinen zwei Kindern (36 und 39 Jahre alt) ohne ihre Partner wie stets vor dem Geburtstag im Allgäu rund um den Hopfensee bei Füssen gefahren: Jochen Meißner wird 80 Jahre alt, aber „bei bester Gesundheit und im Rahmen des Möglichen auch sportlich“, wie der ehemalige Olympiateilnehmer, einst einer der erfolgreichsten Sportler Mannheims, zufrieden sagt.
Berater und Sportler
Ämter hat er keine mehr – nun ja, fast. Er sei „endgültiger Ruheständler“ und genieße fit Urlaube, Radtouren und den Pfälzer Wein“, erzählt der in Wallstadt wohnende Jubilar. Eine Aufgabe nimmt er aber noch wahr: Er unterstützt das Bündnis „Fahrradstadt Mannheim“, indem er sein „Berater Know-how“ einsetzt, um Radwege zu analysieren, um in neutralen Gutachten Entscheidungskriterien zu liefern.
Denn Berater und Sportler zu sein – das hat über viele Jahrzehnte sein Leben bestimmt. Dabei fing dieses Leben nicht leicht an. „Bis zu meinem 14. Lebensjahr lief nicht alles glatt“, erzählt Meißner von einer nicht erkannten Schwerhörigkeit, die vor allem seine schulische Entwicklung behinderte. Das Bach- Gymnasium empfahl den Eltern, ihn von der Schule zu nehmen und in eine Lehre zu schicken. Das sei rückblickend aber richtig gewesen. „Ab da kam der Durchbruch, denn der Frust war weg – der Ehrgeiz bekam freien Raum, sich auszubreiten.“ Inzwischen sei er dankbar: „Das Leben bescherte mir nun nur noch Positives“, so Meißner.
Mehrfache Meistertitel
Nach der Ausbildung als Starkstromelektriker und technischer Kaufmann bei AEG bildete sich Meißner zum Elektrotechniker und Betriebswirt weiter, ging 1969 zu Daimler-Benz. Zuletzt leitete er die „Prozessoptimierung Logistik“ für den Konzern und war weltweit unterwegs, um Produktionssteuerungsprozesse zu verbessern. Noch weit über das 75. Lebensjahr hinaus gab er seine große Lebens- und Berufserfahrung als freiberuflicher Unternehmensberater weiter, arbeitete für den Senior Experten Service Deutschland (SES) und beriet das Konversionsteam der Stadt zu Sportflächen sowie in der Logistik.
1958 begann er mit dem Rudern, galt zeitweise als einer der erfolgreichsten Skuller der Welt und einer der ganz Großen im deutschen Rudersport. Bei der „Amicitia“, trainiert vom unvergessenen Bloomaul Hans Bichelmeier, siegte er reihenweise bei nahezu allen klassischen Regatten. Er holte mehrfache deutsche Meistertitel, war Europa- und Weltmeister im Einer, errang bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko die Silbermedaille, ging auch bei den Olympischen Spielen in München 1972 an den Start. Danach gab er den Leistungssport auf. Zwei mal erhielt er das „Silbernen Lorbeerblatt“, die höchste sportliche Auszeichnung in Deutschland.
Hans Bichelmeier sei nicht nur Trainer, sondern „väterlicher Freund und unersetzbarer Berater in meinem Leben“ gewesen, sagt Meißner heute dankbar. „Man könnte sagen: Alles war Glück. Aber man muss auch in der Lage sein, sein Glück zu fassen“, bilanziert er sein bisheriges Leben. Sein ehrenamtliches Engagement etwa für Sportentwicklung, den Sportpark Pfeifferswörth oder für die Deutschen Olympische Gesellschaft (DOG) Rhein-Neckar von 1973 bis 1995 als Kassenwart, dann bis 2017 als Präsident – habe er immer als „Rückvergütung“ sozusagen für die Unterstützung durch die Gesellschaft gesehen.
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