Stadt weist Vorwürfe zurück

Neuer Wirbel um Flutlicht im Waldhof-Stadion

Ein namhafter Anbieter von Flutlichtanlagen im Sportbereich kritisiert das Vorgehen der Stadt Mannheim im Carl-Benz-Stadion. Es geht um Ausschreibung, Kosten und Zeitplan

Von 
Steffen Mack
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Ein klassischer Flutlicht-Kracher war zuletzt das 3:2 gegen Ingolstadt. Volle Beleuchtung ist wegen der Fernsehbilder aber auch tagsüber vorgeschrieben. © Michael Ruffler

Mannheim. Merkwürdigkeiten bei der Ausschreibung, ein sehr hoher Preis von 1,9 Millionen Euro sowie eine unverständlich lange Dauer des Einbaus nicht rechtzeitig zur nächsten Saison - diese Vorwürfe erhebt ein renommierter Fluchtlichtanlagen-Anbieter beim Carl-Benz-Stadion. Die Stadt Mannheim weist sie jedoch alle zurück.

Der Gemeinderat hat vergangenen Sommer sieben Millionen Euro Soforthilfe für die Heimspielstätte des SV Waldhof bereitgestellt. Neben der Fluchtlichtanlage sollen auch die Verhältnisse für Rollstuhlfahrer sowie die Stromversorgung verbessert werden. Mittelfristig ist der Finanzbedarf im fast 30 Jahre alten, der Stadt gehörenden Stadion noch sehr viel größer. Vor allem, wenn dem Fußball-Drittligisten der erhoffte Zweitliga-Aufstieg gelingen sollte.

Weltweit aktive Firma

Jene Firma aus Walldorf, die nun im Gespräch mit dieser Redaktion die Vorwürfe erhebt, gehört zu den größten Anbietern bei LED-Fluchtlichtanlagen. AAA-Lux ist nach eigenen Angaben weltweit aktiv. „Wir haben nicht nur in den oberen Spielklassen schon viele Stadien bestückt, sondern auch die meisten Sportplätze im Fußballkreis Mannheim“, berichtet Geschäftsführer Udo Kempf. Zu den prominentesten Beispielen in der Region gehörten das Hoffenheim-Stadion in Sinsheim, in Mannheim die MHC-Sportanlage und die Trainingshallen in der SAP Arena.

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So eine Ausschreibung wie nun zum Carl-Benz-Stadion hätten sie noch erlebt, sagt Kempf. „Wir hatten den Eindruck, dass man sich schon vorab auf einen bestimmten Anbieter festgelegt hat. Wir haben zwischenzeitlich sogar überlegt, den Vertrauensanwalt des Landes zur Korruptionsverhütung einzuschalten, weil es den Anschein machte, hier läuft etwas verkehrt, und es auf Rückfragen zum Teil nicht nachvollziehbare Antworten gab.“

Der Geschäftsführer kritisiert etwa die Vorgaben zu Leuchten-Stückzahl, Modulen und Immission sowie das Fehlen einer kompletten Lichtplanung. Merkwürdig sei auch, dass die Stadt die Netzwerktechnik mitausgeschrieben habe, aber die Verkabelung der Flutlichtleuchten nicht. Dabei hätten sie für diesen Bereich extra noch eine sehr erfahrende Firma mit an Bord gehabt. „Die hatte dann auch den Eindruck, dass da etwas komisch läuft, und hat ebenso wie wir auf das Abgeben eines Angebots verzichtet.“

Der „Mannheimer Morgen“ hat die sehr detaillierten Vorwürfe der Stadt geschickt und um eine Stellungnahme gebeten. Dazu teilt der Fachbereich Sport und Freizeit mit, die europaweite Ausschreibung sei in einem offenen Verfahren erfolgt und somit von mehreren Stellen in der Verwaltung inhaltlich wie formal geprüft worden.

Auch hohe Kosten verteidigt

Auch den Preis von 1,9 Millionen Euro - Kempf hat auf deutlich günstigere Flutlichtanlagen etwa bei den Erstligisten Dortmund, Schalke (je eine bis 1,2 Millionen) und Hoffenheim (unter 650 000 verwiesen) - verteidigt die Stadt. In den Kosten seien auch notwendige Verteiler, Trassenbau und Leitungen im gesamten Stadion enthalten, ebenso Technikräume, Planungskosten, die Aufschaltung der Brandmeldeanlage und Stromersatzaggregate.

Damit erklärt der Fachbereich Sport und Freizeit auch, wieso die neue Flutlichtanlage nicht rechtzeitig zum Spart der neuen Saison fertig wird. In der 3. Liga würde noch die alte genügen, dann könnte man den Einbau komplett in die spielfreien Zeiten im Winter und Sommer legen. In der 2. Liga bräuchte der SVW indes eine Ausnahmegenehmigung.

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Am Mittwoch wird sich der Sportausschuss des Gemeinderats mit der Lage im Carl-Benz-Stadion befassen. Oberster Punkt auf der Tagesordnung ist ein mündlicher Bericht der Stadt zum Sachstand. In der Aussprache danach könnte es auch um die Wünsche der Waldhof-Bosse für ein neues Stadion gehen. Die von Mäzen Bernd Beetz im „MM“-Interview genannte 15 000-Zuschauer-Obergrenze, nach massiven Fan-Protesten auf 20 000 korrigiert, ist auch in der Lokalpolitik auf Ablehnung gestoßen. Die SPD sprach von einem „VIP Stadion“. CDU und Mannheimer Liste, die als einzige Fraktionen einen Neubau befürworten, forderten ebenfalls ein größeres Fassungsvermögen. Ins Carl-Benz-Stadion passen mehr als 24 000.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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