Bundespolitik

Nach Parteiaustritt von Melis Sekmen: Mannheimer Grüne wehren sich gegen Vorwürfe

"Enttäuscht" haben Mannheims Grüne auf den Parteiaustritt von Melis Sekmen reagiert. Man nehme nicht wahr, dass Debatten untergraben würden. Der Kreisverband stellt eine Forderung

Von 
Sebastian Koch
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Melis Sekmen ist aus der Grünen-Partei und -Bundestagsfraktion ausgetreten © dpa

Mannheim. Mannheims Grüne haben "enttäuscht" auf die Entscheidung der Bundestagsabgeordneten Melis Sekmen reagiert, aus  Partei und Fraktion auszutreten. "Wir akzeptieren aber diesen Schritt", teilten die Grünen in der Nacht auf Dienstag in einem knappen Statement mit, in dem sich der Kreisverband auch für ihre jahrelange Arbeit in der Partei, der Gemeinderatsfraktion und der Bundestagsfraktion bei Sekmen bedankte.

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Die Mannheimer Bundestagsabgeordnete hatte am späten Montagabend mitgeteilt, sich der CDU und im Bundestag der Unionsfraktion anzuschließen. Sekmen gehört dem Bundestag seit 2021 an. Nach der Bundestagswahl war die  Mannheimerin über die Landesliste der Grünen in das Parlament eingezogen. Das Mannheimer Direktmandat hatte sich Isabel Cademartori (SPD) gesichert.

"Wir fordern deshalb, dass Melis Sekmen ihr Bundestagsmandat aufgibt, sodass eine andere Person der gewählten Grünen-Liste statt ihr im Bundestag vertreten sein kann", fordern die Mannheimer Grünen. Für ihre persönliche Zukunft wünsche die Partei Sekmen alles Gute, heißt es abschließend.

Mannheimer Grüne: Haben in letzter Zeit immer wieder versucht, das Gespräch zu suchen

Ines Joneleit, eine der beiden Sprecherinnen der Mannheimer Grünen, spricht am Dienstagmittag davon, dass sich Sekmens Entscheidung zuletzt „angedeutet“ hatte. Auch Nina Wellenreuther, Spitzenkandidatin der Grünen zur Kommunalwahl und Vorsitzende der Gemeinderatsfraktion, sah in Beiträgen auf Sozialen Medien, dass Sekmen etwa bei der Frage zu einem möglichen Neubau des Carl-Benz-Stadions oder in wirtschaftspolitischen Themen öffentlich deutliche Differenzen mit der eigenen Partei offenbart hatte. „Wir verlieren eine Bundestagsabgeordnete, die in Mannheim auch über einige Popularität verfügt“, sagte Wellenreuther dennoch.

„Wir haben in letzter Zeit immer wieder versucht, das Gespräch mit Melis zu suchen“, sagte Joneleit dem "Mannheimer Morgen". Dazu sei es aber nicht mehr gekommen – auch weil die Entscheidung früher an die Öffentlichkeit gedrungen ist als wohl ursprünglich geplant war. So berichtet Joneleit von einem geplanten Treffen in den kommenden Wochen. Darüber, dass Sekmen am Montagabend bereits aus Partei und Fraktion ausgetreten war, sei der Kreisvorstand erst kurzfristig informiert worden.

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Florian Karlein und Daniel Kraft
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„Ich kann nicht nachvollziehen, was Melis Sekmen meint, wenn sie von extremen Rändern spricht“, erklärt Kreisvorsitzende Joneleit. Sekmen hatte unter anderem eine neue Debattenkultur gefordert, „die auch unbequeme Realitäten benennen kann und in dem Menschen für ihre Meinung oder ihre Sorgen nicht in Schubladen gesteckt werden“. Diese Stimmen, so Sekmen, müssten aus einer „starken Mitte“ und nicht aus „extremen Rändern“ der Politik kommen.

„Ich sehe nicht, dass wir als Grüne uns an extremen Rändern bewegen“, entgegnet Joneleit. Als basisdemokratische Partei pflege der Kreisverband eine „lebhafte Debattenkultur“.

Joneleit:  "Nehme nicht wahr, dass wir im Kreisverband Debatten untergraben"

Die Stadträte Markus Sprengler und Olaf Kremer hatten bei ihren Partei- und Fraktionsaustritten im vergangenen Jahr ebenfalls unter anderem die Kommunikation im Kreisverband kritisiert. „Natürlich hat man bei der Kommunikation immer auch Luft nach oben und Verbesserungspotenzial, über das wir uns kritisch Gedanken machen müssen“, erklärt Joneleit am Dienstag. „Ich nehme aber nicht wahr, dass wir im Kreisverband Debatten untergraben oder Menschen und deren Meinungen nicht akzeptieren und respektieren.“

Auch Fraktionsvorsitzende Wellenreuther sieht ihre Partei in der Mitte der Gesellschaft verankert. „Da sind Aussagen, wie sie Melis Sekmen getätigt hat, problematisch.“ Wellenreuther kritisierte zudem, dass Sekmen selbst ihren Partei- und Fraktionswechsel nicht transparent kommuniziert hatte. „Sie hat es uns nicht angekündigt und hat kein Gespräch mit uns geführt, sondern hat uns vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagte Wellenreuther. „Wenn man eine vernünftige Debattenkultur etablieren will, muss das für beide Seiten gelten.“

Mannheimerin Sekmen seit 2011 Mitglied der Grünen

Sekmen war seit 2011 Mitglied der Grünen und ab 2014 im Mannheimer Gemeinderat. Nach der Kommunalwahl 2019, bei der die Studentin die meisten Stimmen aller Kandidatinnen und Kandidaten auf sich vereint hatte, wählte die Fraktion sie zu einer ihrer beiden Vorsitzenden. 2022 gab Sekmen ihr Mandat auf, nachdem sie in den Bundestag eingezogen war.

Sekmen wurde am 26. September 1993 in Mannheim geboren. Ihr Vater war als Jugendlicher aus der Türkei nach Deutschland eingewandert.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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