Mannheim. Am Ende der Tagesordnung von lokalpolitischen Gremiensitzungen geht es im Mannheimer Gemeinderat in aller Regel sehr schnell. Die ehrenamtlichen Mitglieder haben dann meist schon stundenlange Debatten hinter sich, und es folgt noch ein nichtöffentlicher Teil. So auch am Donnerstagabend im Sport- und Freizeitausschuss. Doch nachdem schon ausgiebig über ganz unterschiedliche Freibad-Themen diskutiert worden ist, gibt es zum Schluss plötzlich neue Wortmeldungen aus sämtlichen Fraktionen. Darin wird die Verwaltung gebeten, sich noch zur Massenschlägerei im Herzogenriedbad vom 18. Juni zu äußern.
Die Polizei berichtete damals von mehr 40 Beteiligten und fünf Leichtverletzten, einer davon durch eine Messerattacke. Die Prügelei sorgte nicht nur an jenem Sonntagnachmittag in dem - bei Temperaturen von knapp 30 Grad - gut gefüllten Freibad für viel Aufregung, sondern auch anschließend in sozialen Medien sowie in der Boulevardpresse.
Rangelei zunächst geschlichtet
Laut dem städtischen Fachbereichsleiter Uwe Kaliske begann alles mit einer Rangelei im Becken (im Polizeibericht war von einem Zwölfjährigen die Rede, den zwei Männer ins Wasser geschubst und getunkt hätten). Dann seien ältere Geschwister dazugekommen. Das - für solche Vorfälle auch geschulte - Personal habe eingegriffen und die Lage zunächst unter Kontrolle gebracht. Dann seien die Kontrahenten „die einen nach links, die anderen nach rechts“ raus aus dem Becken. Auf der Liegewiese hätten sie ihren jeweiligen Angehörigen und Freunden von dem Vorfall erzählt. Daraufhin seien beide Gruppen aufeinander los.
Da hätten die städtischen Mitarbeiter nur noch die Polizei rufen können, sagt Kaliske. Sie hätten zwar gewisse Befugnisse über das Hausrecht, dürften aber etwa niemanden festsetzen. Dass Bademeister und Security an ihre Grenzen stießen, stößt im Ausschuss auf Verständnis.
Nimmt die Gewalt in Mannheimer Freibädern zu?
Auf Fragen, wie häufig es derartige Vorfälle in den Mannheimer Freibädern gebe und ob sie zugenommen hätten, antwortet Kaliske eher allgemein: Das komme besonders bei großer Hitze immer wieder mal vor. Vor 25 Jahren hätten sich vorwiegend betrunkene US-Soldaten geprügelt, heute seien es eben andere Gruppen.
Ein paar Pappenheimer kennt man
„Ein paar Pappenheimer kennt man.“ Da versuchten es die Mitarbeiter zunächst mit direkten Ansprachen, dann mit Rausschicken. Bleibe das ohne Erfolg, werde ein Hausverbot verhängt. In bestimmen Cliquen sei es indes nicht so leicht, Dialogpartner zu finden, die dann auf andere einwirken könnten. Mit der Problematik solle sich nun - als Reaktion auf die Massenschlägerei - ein runder Tisch mit Vertretern der Polizei und der Jugendhilfe am 25. Juli befassen. Das Quartiermanagement sei hier ebenfalls gefragt.
Nicht alle Messer verboten
Angesprochen auf die Messerattacke erklärt Kaliske, dass zwar keine Waffen mit ins Freibad genommen werden dürften, wohl aber Messer etwa zum Apfelschälen. Unterm Strich müsse niemand Angst haben, Bademeister und Security seien gut gewappnet. Doch eine 100-prozentige Sicherheit sei leider unmöglich, schon gar nicht auf der sieben Fußballfelder großen Liegewiese im Herzogenriedbad. Auf dessen besondere soziale Komponente weist auch Bürgermeister Ralf Eisenhauer hin. „Das ist ein Freibad, keine staatliche Erziehungsanstalt“, betont er.
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Sehr positiv fällt an diesem Abend auf: Die Wortmeldungen aller Fraktionen zu dieser Thematik sind konstruktiv und frei von parteipolitischem Kalkül - was vor der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag ja nicht unbedingt für jede Debatte gilt.
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